‚Lemonhead' Lemansky und Ronnie Gardocki im gestohlenen Geld. Aber die Bestohlenen wollen die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Sie suchen die Diebe und bringen in einem Blutrausch jeden um, der mit dem Geld in Berührung gekommen sein könnte.
the-shield-cut-3Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, müssen die vier Strike Team-Mitglieder erfahren, dass einige Scheine von den zuständigen Bundesbehörden gekennzeichnet wurden. Solange sie nicht die Nummern der gekennzeichneten Scheine haben, können sie es nicht ausgeben. Die Liste ist im Safe von Captain David Aceveda.
Im Strike Team entwickelt sich der hitzköpfige Shane Vendrell zunehmend zu einem Problem. Denn er ist wieder einmal verliebt. Mara Sewell stört den Zusammenhalt innerhalb des Strike Teams. Sie spioniert hinter Shane her, fordert von ihm, dass er sich gegen Vic stellt und findet das versteckte Geld. Sie schickt ihrer Mutter einige der markierten Geldscheine.
Auch in dem Team sorgt Shane Vendrell für Unruhe. Er versteht sich immer weniger mit dem neuen, fünften Mann im Team. Als Tavon Garris mit ihm reden will, beginnen sie sich zu prügeln. Anschließend stirbt Garris fast bei einem Autounfall. Während Garris noch mit dem Tod ringt, verschweigt Shane Vendrell Vic zunächst die Schlägerei.
Neben teaminternen Problemen muss Vic auch die Stellung seines Teams innerhalb der Polizeistation behaupten. Captain David Aceveda ist auf dem Weg in den Stadtrat. Seine Nachfolge soll Dectective Claudette Wyms übernehmen. Ihre erste Idee ist, dass dem Strike Team eine Lockvogel-Einheit zur Seite gestellt wird. Sie übernimmt das Kommando über beide Sondereinheiten und verdonnert Vics Team zu Strafarbeiten, die vielleicht die Bewohner beruhigen, aber die Gangkriminalität nicht bekämpfen. Die Folge dieses von oben geschürten Konkurrenzkampfes ist, dass Vic den Kontakt zur Straße verliert.
Diese zentralen Geschichten werden von zahlreichen, oft ebenfalls folgenübergreifenden Geschichten aus der Polizeistation und dem Privatleben der Hauptcharaktere umrahmt. Detective Holland ‚Dutch' Wagenbach jagt einen Vergewaltiger und, später auch, Mörder von alten Frauen. In einem Verhör konfrontiert der Mörder Wagenbach mit seinen eigenen Ängsten. Officer Danielle ‚Danny' Sofer kehrt wieder in den Polizeidienst zurück. Aber ihr Rookie Julien Lowe hat sich inzwischen weiter entwickelt und sie soll Aceveda von allen Unregelmäßigkeiten berichten.
Captain David Aceveda wird bei der Suche nach dem armenischen Geld von zwei Kleingangstern überwältigt. Einer zwingt ihn, seinen Schwanz zu lutschen. Mit den Folgen dieser Vergewaltigung hat Aceveda zu kämpfen.
Und Claudette Wyms versucht der größeren Verantwortung gerecht zu werden, indem sie bereits bevor sie Captain der Station ist, Führungsaufgaben übernimmt. Doch das Leiten von mehreren Teams ist nicht so einfach. Ihr Kollege Dutch Wagenbach würde jedenfalls gerne weiterhin mit ihr ein erfolgreiches Ermittlerteam bilden.

Düsteres Sittenbild im dokumentarischen Look
"The Shield" gehört zu den neueren Fernsehserien, die radikal mit vertrauten Fernsehkonventionen brechen und sich ausdrücklich an ein erwachsenes Publikum richten. Wie "24", "The Wire", "Deadwood", "Die Sopranos" und "Lost" sind die einzelnen Folgen nicht in sich abgeschlossen, sondern sie bauen aufeinander auf. Komplexe Geschichten und zwiespältige Charaktere fordern die Zuschauer. So ist in "The Shield" keiner der Polizisten ohne Makel und keiner der Verbrecher nur Böse. Aber jeder geht nach seiner eigenen Agenda vor und reagiert anders auf das Verbrechen in Farmington.
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Noch stärker als in den beiden vorherigen Staffeln zeigt "The Shield" wie sehr die Arbeit den Menschen verändert. Denn kein Mitglied des Strike-Teams ist nur schlecht. Der Neuzugang Tavon Garris ist sogar in diesem Umfeld ein erschreckend anständiger Mensch, der von Mackey und Lemansky zu seinem Schutz und dem des Strike-Teams belogen wird. Der afroamerikanische Streifenpolizist Julien Lowe hätte in keinem anderen Beruf, trotz seines Glaubens, so sehr mit seiner Homosexualität zu kämpfen. Danny Sofer könnte ohne ihren Job auf die Angebote eines sympathischen Kleinkriminellen für gemeinsame Konzertbesuche und Liebesnächte eingehen.
Damit treten die "Shield"-Macher kraftvoll in die Fußstapfen von Joseph Wambaugh, der in den frühen Siebzigern erstmals den Polizeiroman als Sittengemälde einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft benutzte. Auch in "The Shield" sind alle Beziehungen dysfunktional und die Versuche der Charaktere die Kontrolle über ihr Leben und das Verbrechen in Farmington zu erlangen sind letztendlich nicht sehr erfolgreich. Die Polizisten sind selbst fast alle ein Fall für den Psychiater. Ihr Privatleben ist ein einziges Desaster und auch in der Arbeit können sie nur Schäden begrenzen. Denn das Verbrechen hat längst gewonnen und die einzige Möglichkeit es so einzuhegen, dass die braven Bürger nicht zu sehr davon belästigt werden, ist ein harter Hund wie Vic Mackey, der Gewalt mit Gewalt und Deals mit den Gangleadern bekämpft. In dem Audiokommentar meinte Mackey-Darsteller Michael Chiklis, dass sein Charakter von den Zuschauern auch deshalb geliebt werde, weil er die Verbrecher jage, während sie selbst von Mackey nicht belästigt würden.
Doch gerade in der dritten Staffel wird immer deutlicher, welche Spuren die Arbeit im Strike Team in den Seelen der Polizisten hinterlässt. Um ihre Verbrechen zu verdecken, agieren sie immer mehr selbst wie Verbrecher.
Erzählt werden die zahlreichen Geschichten im quasi-dokumentarischen, dreckigen "The Shield"-Look. Die Szenen werden normalerweise von zwei Kameramännern aufgenommen, die sich wie die Schauspieler frei durch den Raum bewegen. Nach dem Lehrbuch falsche Einstellungen, wie Reisschwenks, schnelles Scharfstellen und Wechseln der Belichtung gehören dazu. So können die Schauspieler vollkommen in ihren Rollen aufgehen und wie auf einer Theaterbühne den Raum in Besitz nehmen. Gleichzeitig können mit Blicken, Gesten und Einstellungen mehrere Geschichten erzählt werden, ohne dass der Zuschauer den Überblick verliert.
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Wie in den vorherigen beiden Staffeln entsprechen viele der Gaststars nicht dem gängigen Hollywood-Schönheitsideal. David Mamet, der bei einer Folge Regie führte, brachte einige seiner Stammschauspieler mit. Aber die Drogenhändler, Prostituierten und die Anwohner von Farmington sehen aus, als könnten wir ihnen jeden Tag auf der Straße begegnen. Einige der Darsteller haben auch einen entsprechend bunten Lebenslauf.
Zum realistischen "The Shield"-Touch tragen auch die vielen Außendrehs bei. Normalerweise wird eine Folge in sieben Tagen gedreht. An vier Tagen drehen sie im Studio, an dreien in den oft von Fernsehteams gemiedenen Ecken von Los Angeles.

Auch das Bonusmaterial ist gelungen
Als Bonusmaterial gibt es auf den ersten Blick das Übliche: eine Dokumentation, mehrere Audiokommentare und geschnittene Szenen mit einem optionalen Kommentar von Shawn Ryan. Die kurzen Szenen wurden fast immer geschnitten, weil die Folge sonst zu lang geworden wäre und die Szenen für die Geschichte nicht nötig waren. Teils weil sie nur die normale, ergebnislose Polizeiarbeit zeigen, teils weil in einer anderen Szene die gleiche Information bereits geliefert wurde. Nur einmal musste eine komplette Geschichte herausgeschnitten werden. Bei den Audiokommentaren sitzen normalerweise der Autor und der Regisseur der Folge und mehrere Schauspieler vor den Mikrofonen. So driften die Audiokommentare oft in ein Gespräch über die Dreharbeiten und ein überschwängliches Lob für die verschiedenen Kollegen ab. Obwohl immer wieder interessante Informationen und Einblicke in die Arbeit einer Fernsehserie abfallen, sind die Audiokommentare zur ersten Staffel immer noch unerreicht. Shawn Ryan unterhielt sich dort auch mit den verschiedensten Menschen hinter den Kulissen vom Kameramann bis zum Verantwortlichen beim Sender.
Das Herzstück des Bonusmaterials der dritten Staffel ist die vollkommen undramatisch betitelte, bei der Abschlussfolge versteckte Dokumentation "Breaking Episode 3-15". Mit ihr setzt Shawn Ryan die Tradition der vorherigen DVD-Boxen fort, in denen er tiefe Einblicke in die Arbeit hinter den Kulissen gewährte. Denn die 80-minütige Dokumentation zeigt, wie die Autoren die letzte Folge der dritten Staffel im Writer's Room konzipierten.
Sie ist deshalb besonders für alle, die hoffen, dass mit einem Writer's Room die deutschen Serien besser werden, ein Lehrstück. Denn auch in einem Writer's Room wird nur mit Wasser gekocht. Und wenn die anderen Bedingungen nicht stimmen, dann wird auch eine deutsche Serie in einem Writer's Room nicht besser. Denn ein Writer's Room kann nur funktionieren, wenn die Autoren wissen, was das Besondere der Serie ist. Bei "The Shield" wissen sie es und sie folgen Shawn Ryans Vision.
Insgesamt ist "The Shield - Die komplette dritte Staffel" die furiose Fortsetzung der düsteren Cop-Serie. Das ist Fernsehen für denkende Menschen.

Erfunden von Shawn Ryan
Sony Pictures

4 DVDs
Vertrieb: Sony Pictures

Laufzeit: ca. 656 Minuten
Bildformat: 16:9 Widescreen (1.78:1)
Tonformat: Dolby Surround (Deutsch, Französisch, Italienisch)
Stereo (Englisch) Untertitel: Arabisch, Deutsch, Dänisch, Englisch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Hindi, Holländisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Türkisch
FSK: Keine Jugendfreigabe

1) Mit harten Bandagen (Playing Tight)
Erstausstrahlung: 9. März 2004
Regie: Clark Johnson
Drehbuch: Shawn Ryan, Kurt Sutter
Zwei entfallene Szenen


2) Doppeltes Spiel (Blood and Water)
Erstausstrahlung: 16. März 2004
Regie: Clark Johnson
Drehbuch: Charles H. Eglee, Kim Clements
Zwei entfallene Szenen

3) Die Nutten-Königin (Bottom Bitch)
Erstausstrahlung: 23. März 2004
Regie: Scott Brazil
Drehbuch: Adam E. Fierro, Scott Rosenbaum
Zwei entfallene Szenen
Audiokommentar mit Scott Brazil, Michael Chiklis, Adam E. Fierro und Michael Jace

4) Die Wette (Streaks and Tips)
Erstausstrahlung: 30. März 2004
Regie: Scott Brazil
Drehbuch: Glen Mazzara
Zwei entfallene Szenen


5) Markierte Scheine (Mum)
Erstausstrahlung: 6. April 2004
Regie: Nick Gomez
Drehbuch: Shawn Ryan, Kurt Sutter
Zwei entfallene Szenen
Audiokommentar mit Walton Goggins, Michelle Hicks, Benito Martinez, Shawn Ryan und Kurt Sutter

6) Bestialischer Mord (Posse Up)
Erstausstrahlung: 13. April 2004
Regie: Félix Enríquez Alcalá
Drehbuch: Kim Clements, Charles H. Eglee
Zwei entfallene Szenen

7) Der Safe (Safe)
Erstausstrahlung: 20. April 2004
Regie: Peter Horton
Drehbuch: Adam E. Fierro
Drei entfallene Szenen

8) Der Maulwurf (Cracking Ice)
Erstausstrahlung: 27. April 2004
Regie: Guy Ferland
Drehbuch: Charles H. Eglee, Diego Gutierrez
Zwei entfallene Szenen
Audiokommentar mit Charles H. Eglee, Guy Ferland, Matt Gerald, CCH Pounder und Gareth Williams

9) Lynch-Mord (Slipknot)
Erstausstrahlung: 4. Mai 2004
Regie: Michael Chiklis
Drehbuch: Kurt Sutter
Zwei entfallene Szenen
Audiokommentar mit Michael Chiklis, Walton Goggins, Kenneth Johnson und David Snell

10) Acevedas Rache (What Power Is...)
Erstausstrahlung: 11. Mai 2004
Regie: Dean White
Drehbuch: Kim Clements
Drei entfallene Szenen
Audiokommentar mit Benito Martinez, Michael Jace, Jay Karnes und Dean White

11) Undercover (Strays)
Erstausstrahlung: 18. Mai 2004
Regie: David Mamet
Drehbuch: Glen Mazzara
Zwei entfallene Szenen
Audiokommentar mit Catherine Dent, Jay Karnes, Glen Mazzara und Shawn Ryan

12) Koreatown (Riceburner)
Erstausstrahlung: 25. Mai 2004
Regie: Scott Brazil
Drehbuch: Adam E. Fierro, Scott Rosenbaum
Eine entfallene Szene

13) Der Tod des Sündenbocks (Fire in the Hole)
Erstausstrahlung: 1. Juni 2004
Regie: Guy Ferland
Drehbuch: Charles H. Eglee, Kurt Sutter
Eine entfallene Szene
Audiokommentar mit Catherine Dent, Nicki Micheaux, CCH Pounder und Cathy Cahlin Ryan

14) Verbranntes Geld (All In)
Erstausstrahlung: 8. Juni 2004
Regie: Stephen T. Kay
Drehbuch: Scott Rosenbaum
Fünf entfallene Szenen
Audiokommentar mit Michael Chiklis, Kenneth Johnson, Jay Karnes, CCH Pounder und Scott Rosenbaum

15) Die Zerreissprobe (On Tilt)
Erstausstrahlung: 15. Juni 2004
Regie: Scott Brazil
Drehbuch: Shawn Ryan, Glen Mazzara
Acht entfallene Szenen
Hinter den Kulissen der Episode (Breaking Episode 315)

Links:
Fox Network - Offizielle USA-Seite
Sony Pictures - Offizielle USA-Seite

"The Shield" in der Spurensuche:
Über die erste Staffel im TV:

Spurensuche No. 2
Über "The Shield - Die komplette erste Staffel":
Spurensuche No. 9
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Axel Bußmer
Axel Bußmer, Studium der Politologie, Philosophie und Soziologie in Konstanz, lebt derzeit in Berlin und arbeitet an verschiedenen Drehbuchprojekten (u. a. ein Gangsterthriller). Neben Noir-Krimis liebt er Jazz, über den er auch Artikel schreibt. Bei den Alligatorpapieren erscheinen regelmäßig seine TV-Krimi-Buch-Tipps.

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