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Zielfahndung
Die Alligatorpapiere.

Die Kleinen und der Mangel


Das könnte ein Jahr werden.
Fängt ja schon gut an mit einem Streit ( 1, 2, 3, ) über den Deutschen Krimi-Preis. Ein Streit, der allerdings dort bleibt, wo er aufgekommen ist: im Internet, bei den aufopferungsvoll kämpfenden Krimiseiten. Nach draußen dringt so gut wie nichts, was bei der Tonlage des Streits vielleicht auch besser ist. Zu diskutieren wäre allerdings über den Deutschen Krimi-Preis.
Der Vorwurf, daß zwischen Verkündung und Verleihung zuviel Zeit verstreiche, ist nicht von der Hand zu weisen. Ebenso stellt sich die Frage, ob die Verleihung immer an einem anderen Ort stattfinden sollte, nachdem sie in München erstmals öffentlich erfolgte. Jetzt kommt Unna, allerdings erst im Herbst, weil die dortige Veranstaltung, in die der Preis in diesem Jahr integriert werden soll, halt schon lange so geplant war. Das erinnert an die Criminale, die mit ihren wechselnden Veranstaltungsorten überaus erfolgreich ist und in Sachen PR für die Kriminalliteratur bestens arbeitet. Aber es ist gefährlich.
Irgendwann kommt man sich in die Quere, kämpft um Veranstaltungsorte und gräbt sich gegenseitig die Sponsoren ab - im derzeitigen Boom, den der Krimi erlebt, mag das gehen, aber wehe wenn ...
Warum also nicht München als festen Vergabeort, während die Criminale wechselnd mal das platte Land, mal eine Großstadt beackert? Kontinuität in einer Stadt, die international bekannt und sogar geliebt wird, wäre keine schlechte Sache für einen Preis, der ja undotiert ist. Zumal Münchens Krimifest im April stattfindet, so daß sich auch die zeitliche Differenz neu gestalten ließe ...

Aber das Jahr fängt ja erst an.
Der Buchhandel sieht auf ein schreckliches Jahr zurück, was man von der Kriminalliteratur nicht sagen kann. Und ab Februar kann sich auch der Buchhandel ein wenig mit dem Krimi sanieren. Der Wunderlich Verlag, eine Rowohlt-Tochter, hat schon 150.000 Euro aufgebracht, um die Marketingkampagne für "Cupido", das erste Buch von Jilliane Hoffmann zu starten.
Thea Dorns neues Buch "Die Brut" kommt auf den Markt, Frank Schätzings Science-Thriller "Der Schwarm" wird mit 100.000 Exemplaren gestartet und hat das Zeug, mit größter Wahrscheinlichkeit der Bestseller schlechthin zu werden und sogar international für Furore zu sorgen. Wolf Haas, Jacques Berndorf, Leenders/Bay/Leenders, Horst Eckert, um nur einige zu nennen, verkaufen sich ebenfalls gut. Deutsche Kriminalliteratur müßte beim Buchhändler eigentlich wohl gelitten sein.
Nun sagt Verkauf ja nichts über Qualität aus. Davon können Heinrich Steinfest, Detlef Blettenberg, Robert Brack (nicht Virginia Doyle) und viele andere ein Lied singen. Will sagen - eigentlich ist alles da.
Aber es gibt leider immer noch, sogar verstärkt, das Schattenleben kleinerer Verlage und ihrer Autoren, die selten den Weg in eine deutsche Buchhandlung finden. Neben Regionalkrimis und obigen deutschen und den üblichen internationalen Titeln aus den bekannten Verlagen findet man kaum Bücher jener engagierter Verlage. UT metro, Rotbuch Verlag, Militzke Verlag, Maas Verlag/Pulp Master , Edition Nautilus Verlag, Haymon Verlag, Deuticke, DistelLiteraturVerlag, Argument Verlag, Pendragon Verlag etc.werden in die Krimiregale seltenst eingepflegt und außerhalb der regionalen Bezüge haben es auch Grafit-Verlag, Emons Verlag und berlin.krimi Verlag nicht leicht.
Distel fährt das Programm schon ein wenig zurück, Buchhändlern wird von Marktstrategen empfohlen, nicht allzuviel zu experimentieren, sondern auf das Bewährte zu setzen. Ähnliches hört man aus den Redaktionen der ebenfalls angeschlagenen Zeitungsverlage.
Die Aussichten sind also alles andere als rosig. Was tun? Vielleicht wäre es allmählich an der Zeit, zu kooperieren. Angefangen vom koordinierten Versand von Infomaterial an den sogenannten Endverbraucher bis zu gemeinsamen Marktauftritten und Anzeigenaktionen. Die letzten Jahre haben gezeigt,daß der Weg über den Buchhandel und die Medien zum Kunden, von engagierten Buchhändlern und Journalisten abgesehen, für kleinere Verlage schlecht funktioniert. Die Direktansprache an den Leser ist zu einer Randsportart geworden, obwohl hier das eigentliche Potential liegt. Die eigentlich so schwachen Autorinnen und Autoren haben mit dem "Syndikat" vorgemacht, was Zusammenarbeit bewirken kann und wie ein Publikum erreicht werden kann. Das müßte den nicht weniger engagierten Krimiverlagen eigentlich auch möglich sein ...


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Zielfahndung von Stefan Lichtblau
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Stefan Lichtblaus
sehr persönliche Betrachtungen eines Genres.




Stefan Lichtblau
ist Gründungsmitglied der "Alligatorpapiere" und träumt immer noch davon, schriftstellerisch schreiben zu können. Bis dahin betätigt er sich als Rezensent von Spannungsliteratur, und als Suchmaschine für die Nachrichtenseite der Alligatorpapiere


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