Thomas Przybilkas Krimi-Tipp
zur Sekundärliteratur

No. 50



Die Alligatorpapiere
Aktuelle Meldungen

Krimitipps-Inhalt




Krimi-Tipp 50/2008
Ein Service des BoKAS Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)
Die Sekundärliteratur zum Krimi.

Willkommen bei Thomas Przybilka und BoKAS, dem Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur), zugleich ein Service der Buchhandlung Missing Link.
Seit Jahren sammelt Thomas Przybilka Sekundärliteratur zum Krimi und informiert mit seinem Krimi-Tipp über Neuerscheinungen. Hier finden Sie den aktuellen Krimi-Tipp 50/2008!
Die römischen Ziffern vor dem jeweiligen Buchtipp ordnen ihn unter folgender Kategorie ein (Dieser aktuelle Krimi-Tipp ist im Gesamtverzeichnis noch nicht enthalten!):

Inhaltsverzeichnis:
I. Kriminalroman
A-L; M-Z
II. Hörfunk / TV / Video
III. Kriminalistik
IV. Varia
V. Preise



Alle besprochenen Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.


KRIMI-TIPP 50
Januar - April 2008

Liebe Leser des KRIMI-TIPP,
auch dieser KRIMI-TIPP erscheint wieder in zwei Teilen.
KT 50 berichtet über die Sekundärliteratur des Genres,
Teil 2 (PKT = Primärliteratur Krimi-Tipp) weist monatlich auf die im Archiv eingetroffenen Kriminalromane und Thriller hin (hierzu bitte den ständigen Hinweis Click-Tipp beachten).

Im 50. KRIMI-TIPP berichtet die Historikerin und Literaturwissenschaflerin Dr. Elfried Müller in der Rubrik "Unter der Lupe" über die fünf-sprachige Krimi-Website "Europolar", an der sie auch als verantworliche Redakteurin mitarbeitet. Auf Elfriede Müller als Fachautorin wurde bereits in zurückliegenden KRIMI-TIPPS aufmerksam gemacht: "Histoire noire - Geschichtsschreibung im französischen Kriminalroman nach 1968" oder "Le polar français - Crime et histoire", um nur zwei Titel zu nennen (beide zusammen mit Alexander Ruoff). Wer stets über die europäische Krimiszene informierte werden möchte, sollte www.europolar.eu als Lesezeichen notieren.
In einem weiteren Beitrag in "Unter der Lupe" erklärt Reinhard Jahn "Warum im Kriminalroman immer die Guten gewinnen". Reinhard Jahn ist Gründungsmitglied der Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat, Autor zahlreicher, mit Preisen ausgezeichneten, Kriminalromanen und Kurzkrimis, Gründer des Bochumer Krimi Achivs, Mitarbeiter beim "Lexikon der deutschsprachigen-Krimiautoren" und Autor der Internetversion des "Lexikon der deutschen Krimi-Autoren". Alles was man über deutsche Krimi-Autoren wissen muss, findet man unter www.krimilexikon.de.
Wie Sie feststellen werden, ist der KRIMI-TIPP 50 ausgesprochen "geheimdienstlastig". Am 22.1.1946 wurde von US Präsident Truman die Gründung einer Central Intelligence Group angeordnet, die dann am 18.9.1947 als Central Intelligence Agency (CIA) durch den National Security Act aus der Taufe gehoben wurde. Zur berühmt-berüchtigten CIA bietet der KRIMI-TIPP 50 erschöpfende Informationen.
Auf einige Titel bin ich erst jetzt aufmerksam geworden. Wundern Sie sich daher also nicht, warum der ein oder andere Titel, der bereits vor Jahren publiziert wurde, im KRIMI-TIPP 50 erscheint. Diese Titel sind, laut Verlagsangaben, noch lieferbar. An dieser Stelle meinen Dank an Dr. Jost Hindersmann, Osnabrück, für seine Hinweise auf Titel, die ich vielleicht übersehen hätte.
Wie immer hoffe ich, daß ich Sie wieder auf interessante Sekundärliteratur, spannende Hörbücher und unterhaltsame Krimis (PKT) aufmerksam machen konnte. Die Bezugsanschrift für alle hier vorgestellten Titel finden Sie am Schluß der KRIMI-TIPP (bitte geben Sie bei Bestellung stets die KT-Nummer an, die sich am Schluß jedes Hinweises befindet - danke). Ich würde mich freuen von Ihnen zu hören, bis dahin
mit besten Grüßen
Ihr Thomas Przybilka



Hier die Tips zur Sekundärliteratur:

Ständiger Hinweis – Mail-Tipp: Der "KrimiKurier" kann kostenlos unter [email protected] angefordert werden oder ist in wohlgeordneter Form unter www.alligatorpapiere.de zu finden.

Ständiger Hinweis – Click-Tipp: Die KRIMI-TIPPS 1 – 48 sind, wie immer, in sortierter und illustrierter Form unter www.alligatorpapiere.de (Link "Sekundärliteratur") zu finden.

Ständiger Hinweis – Click-Tipp: Die bei den Alligatorpapieren eingerichtete Kolumne "Die Befragungen" wächst kontinuierlich. Hier wird mit der Zeit eine Sammlung von Interviews mit deutschen und ausländischen Krimiautorinnen und Krimiautoren nachzulesen sein.

Ständiger Hinweis – Click-Tipp: PRIMÄLITERATUR: Auch die Hinweise zu neuen Kriminalromanen und Thrillern werden vom webmaster der Alligatorpapiere archiviert. Zu finden sind diese Hinweise unter www.alligatorpapiere.de/, natürlich auch wieder mit Cover-Abbildungen.

Ständiger Hinweis – Mail-Tipp: Der KRIMI-TIPP wird seit einigen Ausgaben in Kanada von Prof. Norbert Spehner für sein französischsprachiges Bulletin MARGINALIA übernommen. Wer "Marginalia – Bulletin bibliographique des études internationales sur les littératures populaires" kennenlernen oder abonnieren möchte wende sich an [email protected].

Ständiger Hinweis – Click-Tipp: Seit April 2005 gibt es die "KrimiWelt-Bestenliste", initiiert von Tobias Gohlis, Krimirezensent der Wochenzeitung "Die Zeit". Eine unabhängige Jury von 17 Krimikritikerinnen und -kritikern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wählt Monat für Monat die zehn, in ihren Augen, besten Kriminalromane (deutschsprachige wie Übersetzungen) des laufenden Monats aus. "KrimiWelt" ist ein Gemeinschaftsunternehmen von "Die Welt", "Arte" und "Nordwestradio". Jetzt wurden auch die besten Krimis des Jahres 2005 gekürt. Erst recht ein Grund www.arte-tv.com/krimiwelt anzuklicken.

Ständiger Hinweis – Click-Tipp:Lars Schafft, webmaster der »Krimi-Couch« aktualisiert und ergänzt nach und nach die dort bereits erschienenen Autorenporträts: www.krimi-couch.de anzuklicken.

Am 19. April wurden im Wiener Rathaus die Preisträger der "Friedrich Glauser-Preise 2008" im Rahmen einer Gala bekannt gegeben.
Sparte Roman:
Faschinger, Lilian: Stadt der Verlierer. 2007, 315 S., Hanser Verlag, EURO 19,90
Sparte Debüt:
Gross, Rainer: Grafeneck. 2007, 191 S., Pendragon Verlag, EURO 9,90
Sparte Kurzkrimi:
Jaumann, Berhard: Schnee an der Blutkuppe [in: Petra Hammesfahr (Hg), Zum Sterben schön. Die spannendsten Weihnachtskrimis. 2007, 300 S., Wunderlich Verlag, EURO 14,90
Ehrenglauser:
Sabine Deitmer
- Auch brave Mädchen tun's. 1990, 155 S., Fischer Taschenbuch 10507, EURO 7,90
- Dominante Damen. 1994, 206 S., Fischer Taschenbuch 12094, EURO 7,90
- Neon-Nächte. 1995, Fischer Taschenbuch 12761,EURO 7,90
- Bye, bye Bruno. 2004, 127 S., Fischer Taschenbuch 16203, EURO 6,90
- Scharfe Schnitte. 2004, 330 S., Krüger Verlag, EURO 19,90
- Perfekte Pläne. 2007, 365 S., Krüger Verlag, EURO 17,90

Hansjörg-Martin - Kinder- und Jugendkrimipreis:
Koch, Boris: Feuer im Blut. 2007, 223 S., Beltz & Gelberg (Gulliver Taschenbuch 1053), EURO 8,95
Hinweise zu den genannten Titeln sind in den PKTs des Jahres 2007 nachzulesen


french-connection-amila-ausgestellt I. Bauske, Bernd G. (Hg):
Jean Amila, ausgestellt.

2007, 20 S., FASK (French Connection - Sonderreihe 1), ISSN 1610-5036, ca. EURO 3,00 zzgl. Porto
Die FASK = Freunde und Freundinnen des französischen Kriminalromans am Fachbereich Angewandt Sprach- und Literaturwissenschaften der Universität Mainz in Germersheim haben dem französischen Kriminalschriftsteller Jean/John Amila (Jean Meckert) eine Ausstellung gewidmet. Klein aber fein zeigt die Ausstellung die französischen Orginalausgaben und die entsprechenden deutschen Übersetzungen, ergänzt wird diese Ausstellung durch die wichtigesten Publikationen der Sekundärliteratur, die sich mit Amila im Besonderen bzw. mit der französischen Kriminalliteratur im Allgemeinen beschäftigen. Der kleine Ausstellungskatalog umfaßt 20 Seiten und ist nicht über den Buchhandel zu beziehen. Bezugsquelle: Dr. Bernd G. Bauske, An der Hochschule 2, 76711 Germersheim, [email protected], Preis ca. EURO 3,00 zzgl. Porto. KT 50
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behling-eikTransit-in-den-Tod III: Behling, Klaus / Eik, Jan [d.i.Helmut Eikermann]:
Transit in den Tod.
Kriminalität in der Stasi.

2008, 192 S., Militzke Verlag, 3-86189-807-1 / 978-3-86189-807-8 / K 20 26 54 11, EURO 18,00
2007 hatte ich im KRIMI-TIPP bereits auf die Dokumentation und Untersuchung "Vertuschte Verbrechen. Kriminalität in der Stasi" von Behling (Journalist) und Eik (Kriminalschriftsteller) hingewiesen. Nun ist der Folgeband erschienen. Intensive Recherchen in Archiven, Auswertung vieler Akten und Gespräche mit Beteiligten und Zeitzeugen ergeben ein Bild enger Verflechtungen alltäglicher Kriminalität und den Aufgaben der Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes der DDR. Folgt man der Dokumentation der beiden Autoren, so handelte es sich wohl nicht um einmalige Ausrutscher. Behling und Eik belegen die Intensität und den erheblichen Umfang von Stasi-Kriminalität. Sei es Post-Klau, Entführung, Mord oder aber Bespitzelung der Kollegen durch einen bekannten DDR-Krimiautor. Viele der sich als unfehlbar haltenden Stasimitarbeiter hatten ihre gut gehüteten dunklen Geheimnisse und auch jede Menge Leichen im Keller. Einige Vergehen wurden aufgeklärt, einige wurden erst nach der Wiedervereinigung aufgedeckt und erfuhren erst jetzt eine gerichtliche Würdigung. Auch dieser zweite Band der beiden Autoren beschreibt ein Stück krimineller Zeitgeschichte aus 40 Jahren DDR. KT 50
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keincover I. Braun, Hans-Martin:
Prototypen der amerikanischen Kriminalerzählung.
Die Romane und Kurzgeschichten Carroll John Dalys und Dashiell Hammetts.

1997, 326 S., P. Lang Verlag (Regensburger Arbeiten zur Anglistik und Amerkanistik, Band 11), 978-3-261-02373-5, EURO 60,00
Die Arbeit untersucht einerseits die Abhängigkeit Hammetts und Dalys von Markt und Publikum sowie ihr Verhältnis zur zeitgenössischen Realität und zu den Idealen der amerikanischen Gesellschaft und andererseits die grundverschiedene Anlage von Erzähler-, Leser- und Heldengestalt in den Werken beider Autoren und deren Funktion für die Rezeption. Die sehr unterschiedliche Gestalt der frühen "tough guy story" ist für das Genre bis heute bestimmend geblieben. Hammett gelingt es, die Kriminalgeschichte zu einem Medium ernsthafter Auseinandersetzung mit der sozialen Wirklichkeit seiner Zeit zu machen. Daly dagegen bleibt den eskapistischen Bedürfnissen und dem idealisierten Selbstverständis des Publikums verhaftet. (vt) KT 50
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buss-der-moerder-in-uns.jpg III. Buss, David M.:
Der Mörder in uns.
Warum wir zum Töten programmiert sind.

2007, 285 S. (The Murderer Next Door, Ü.v. Andrea Kamhuis), Spektrum Akademischer Verlag, 3-8274-1808-9 / 978-3-8274-1808-1 / K 18 16 85 83, EURO 24,95
Viele von uns sehen in Mördern krankhafte Außenseiter oder abgebrühte Kriminelle. Doch der renommierte Evolutionspsychologie David Buss hat beunruhigende Neuigkeiten: Die meisten Morde werden von ganz normalen Menschen begangen. Und der Impuls zu töten stellt keineswegs eine Anomalie dar - er ist vielmehr evolutionär im menschlichen Gehirn verankert und wartet auf Auslöser, die uns erstaunlich vertraut sind. "Der Mörder in uns" fußt auf einem jahrelangen Studium von Kriminalarchiven und auf Untersuchungen in der ganzen Welt. Es ist gespickt mit fesselnden, oft erschütternden Berichten über typische Mordfälle und gewährt schockierende und erhellende Einsichten in die Untiefen der menschlichen Seele. Das faszinierende Buch stellt letztlich unser aller Selbstbild radikal infrage. (vt) KT 50
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derschau-der-tote-im-teppich III. Derschau, Birgit von:
Der Tote im Teppich.
Die spannendsten Fälle aus Kripo-live
.

2008, 222 S., Verlag Das Neue Berlin, 3-360-01921-0 / 978-3-360-01921-9 / K 20 22 62 75, EURO 12,90
Allwöchentlich sendet der MDR "Kripo live" - Kriminalfälle, bei deren Aufklärung die Hilfe der Bürger gefragt ist. Birgit von Derschau, Frontfrau dieser Sendung, kennt sich aus im "kriminellen Alltag" und entscheidet in Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz, welche Fälle mit welchen Fahndungshinweisen über den Bildschirm flimmern. Die Erfolgsquote ist hoch. An diesem Punkt endet die fernsehjournalistische Arbeit Birgit von Derschaus. Nicht aber das Interesse an den Schicksalen der Betroffenen - Tätern und Opfern gleichermaßen. So hat sie für ihr Buch authentische Fälle weiterverfolgt und im Umfeld der Tat und ihrer Aufklärung nachrecherchiert. Wie kam es zu der Tat, welches Täterprofil zeichnet sich ab, welche Schicksale und Lebensgeschichten verbergen sich hinter diesen Taten, wie sieht die polizeiliche Ermittlungsarbeit aus, wie wurden die Verbrechen aufgeklärt, wie urteilte die Jusitz. Die Darstellungen sind von sachlichem Interesse und sensibler Teilnahme an den menschlichen Schicksalen bestimmt - und lesen sich wie spannende Kriminalerzählungen. "Für dieses Buch habe ich außergewöhnliche Kriminalfälle aus jüngster Zeit ausgewählt, bei denen die Täter zunächst nicht ermittelt werden konnten. Kriminalistisches Können und Beharrlichkeit haben zusammen mit modernsten naturwissenschaftlich-technischen Möglichkeiten schließlich zur Aufklärung der Verbrechen geführt. Bei den meisten Fällen war ich selbst einbezogen, weil die Ermittler meine Fernsehsendereihe "Kripo live" beim Mitteldeutschen Rundfunk als Fahndungsinstrument nutzten" Birgit von Derschau im Vorwort. (vt) KT 50
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literatur-nachrichten-96-crime-global I. Djafari, Anita (Red.):
Crime Global.
In: LiteraturNachrichten - Afrika, Asien, Lateiamerika.

2008, 50 S., zahlr. Ill. und Abb., 25. Jahrgang, No. 96 (Frühjahr 2008), ISSN 0935-7807, EURO 5,00 + Porto
Daß die Tatorte in Kriminalromanen nicht immer nur in den USA, ländlichen Gegenden Großbritanniens oder in den Städten Europas zu finden sind, dürfte den Krimifans spätestens nach der Lektüre diverser Kriminalromane aus der von Thomas Wörtche ins Leben gerufenen UTmetro-Reihe des Unionsverlages bekannt sein. Die "Gesellschaft zur Fördeung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V." gibt die Zeitschrift "LiteraturNachrichten" heraus. "Exotischen" Schauplätzen der Kriminalliteratur widmet sich die 96. Ausgabe dieser Zeitschrift und gibt dem Thema "Crime Global" breiten Raum. Auslöser für diesen Themenschwerpunkt war das Internationale Mainzer Symposium für afrikanische Litaratur (Beyond Murder by Magic - 9. Internationale Jahnheiz Jahn Symposium der Universität Mainz vom 9.-12-1-2008). Eine Einführung zum Thema gibt Thomas Wörtche mit seinem titelgebenden Beitrag "Crime Global". Sein scharfer Blick fällt auf die Kriminalliteratur und deren Vertreter in Afrika, Asien und Lateinamerika. Die Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin Katja Meintel trieb die Antwort "Gib's nicht!" auf die Frage nach Krimis in Afrika um. In ihrem Artikel "Qui, mon commissaire! Afrikanische Krimis auf Französisch" beweist sie, daß es eine Vielzahl von afrikanischen Kriminalschriftstellern gibt. Torsten Tullius berichtet in "Jenseits gängiger Klischees" über das bereits erwähnte Mainzer Symposium. Und Manfred Loimeier hat sich intensiv mit der Kriminalliteratur Nigerias beschäftigt. Sein (historischer) Überblick ist mit "Das Leben ist ein Thriller" überschrieben. In einem der letzten PKTs (Krimi-Tipp Primärliteratur) habe ich auf den Krimi der Schwestern Tran-Nhut (Das schwarze Pulver von Meister Hou) hingewiesen. Die Redaktion von "LiteraturNachrichten" hat aus dem Internet einen Teil der Antworten der beiden Autorinnen auf die Fragen ihrer Leser zusammengetragen. Dieses virtuelle Interview wird von den Schwestern Tran-Nhut bescheiden mit "Gelesen werden ist eine Ehre" betitelt. Deon Meyer (siehe auch hier meinen Hinweis in einem der letzten PKTs) ist der shooting-star der Kriminalliteratur aus Südafrika. Eva Massingue befragte Deon Meyer "Ein Mann mit Leidenschaften" ausführlich nach einer Lesung in Bad Homburg. Ein weiteres Interview führte Manfred Loimeier mit den afrikanischen Krimi-Autoren Angela Makholwa, Meshack Masondo und Ben R. Mtobwa: "M wie Makholwa, Masondo, Mtobwa und Mainz - humorvoll und abgründig". Abgeschlossen wird der Themenschwepunkt mit einer kurzen Betrachtung zur Rezeption afrikanischer Kriminalliteratur. Holger Ehling hat recherchiert und berichtet "In die Nische fällt kein Sonnenstrahl". 1991 erschien die (leider vergriffene Untersuchung) "Mysteries of Africa", herausgegeben von Eugene Schleh. "Crime Global" dürfte für diejenigen, die "Mysteries of Africa" im Regal stehen haben, eine Fortführung zum Thema sein. Für diejenigen, die aktuelle Informationen besonders zur afrikanischen Kriminalliteratur suchen, wird "Crime Global" eine Fundgrube sein. KT 50
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eichner-dobbert-headquarters-germany III. Eichner, Klaus / Dobbert, Andreas:
Headquarters Germany.
Die US-Geheimdienste in Deutschland.

2008, 384 S., 3. korr. Auflage, Glossar, edition ost (Verlag Das Neue Berlin), 3-360-01024-8 / 978-3-360-01024-7 / K 9 90 19 27, EURO 14,90
Zürich, Berlin und Wien waren einst die Hochburgen der Geheimdienste. Berlin verlor mit der Mauer kurzzeitig diesen Status. Inzwischen sind die Geheimdienstler aller Herren Länder aber wieder da. Auch wenn der Kalte Krieg Geschichte ist - die Neigungen diverser Dienste sind es nicht. Es gibt immer etwas zu spionieren. Das ist der Grund, weshalb eine 3. Auflage des geraume Zeit vergriffenen Buches nötig wurde. Die Zeiten haben sich geändert, nicht die Methoden. Das, was die Insider Eichner und Dobbert an Historischem zusammentrugen, ist unverändert aktuell. Auf der anderen Seite macht die Arbeit der beiden deutlich, daß bei der Abwehr namentlich amerikanischer Dienste durchaus eine nationale, d.h. nicht nur eine DDR-Aufgabe realisiert wurde. Eine solche Interpretation stößt gewiß auf Widerspruch - nicht nur aus ideologischen Gründen der Rechthaberei. Die anderen allerdings sahen es von Anfang an so und sprachen darum zutreffen von "Headquarters Germany" und nicht von "Headquarters GDR". (vt) KT 50
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esser-der-richter-und-sein-henker I. Esser, Rolf:
Dürrenmatt "Der Richter und sein Henker".
Literatur-Kartei zum Kriminalroman von Friedrich Dürrenmatt.

2000/2006, 86 S., zahlr. s/w Abb., Schnellhefter, geeignet für die Klassen 9 + 10, Verlag an der Ruhr (Literatur-Kartei), 3-86072-569-6 / 978-3-86072-569-6 / K 9 02 28 71, EURO 20,50
"Keiner darf zurückbleiben" lautet das Motto des Lehr- und Lernmittelverlages Verlag an der Ruhr. In der Reihe der "Literatur-Kartei" sind bisland zwei Titel zu Kriminalromanen erschienen (s. a. Wicke in diesem KRIMI-TIPP). Diese Arbeitsmaterialien bestechen durch beste Qualität. Eine Qualität, die sowohl den Lehrern als auch den Schülern alle erdenkliche Unterstützung gibt, um den Stoff von jeder Seite ausloten und beleuchten zu können. Die "Literatur-Kartei" wird in Schnellheftern (belastbarer Paketkarton, der auch häufigster Beanspruchung standhält) angeboten, alle Seiten (als Kopiervorlage für den Unterricht zu verstehen) sind einseitig auf festen Papier bedruckt. Die "Literatur-Kartei" startet im ersten Teil mit einem Arbeitsplan für Lehrer (darin Hinweise zum Leben und Werk des Autors, Hintergrundinformationen, Begriffsbestimmungen). Der zweite Teil widmet sich dann der Lektüre (allgemeine inhaltliche Arbeit und später dann punktuelle "kriminalistische Textarbeit"). Diese zahlreichen, klar gegliederten Arbeitsvorlagen und -vorschläge machen den Reiz der Reihe "Literatur-Kartei" aus. Die Autoren der "Literatur-Kartei" werden dem Motto "Keiner darf zurückbleiben" gerecht, in dem sie auch lernschwächere Schüler nicht ausschließen. Die Erarbeitung des Themas "Kriminalliteratur" an Hand eines ausgewählten Krimis wird mit der "Literatur-Kartei" auf das Beste gewährleistet. Die "Literatur-Karteien" von Esser und Wicke könnten auch für Krimi-Fans und -sammler von Interesse sein. KT 50
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forssman-ich-war-schon-immer-ein-robustes-kleines-biest I. Forssman, Ingeborg:
"Ich war schon immer ein robustes kleines Biest".
Dorothy L. Sayers - Leben und Werk.
2007, 204 S., Zeittafel, Brendow Verlag, 3-86506-187-7 / 978-3-86506-187-4 / K 19 22 19 72, EURO 19,95
Am 17. Dezember 1957 starb die englische Kriminalautorin Dorothy Leigh Sayers. Ihre Biografie, so wünschte die Lady of Crime, dürfe erst 50 Jahre nach ihrem Tode geschrieben werden. An diesen Wunsch oder vielmehr diese Verfügung gehalten hat sich niemand. Die erste Sayers-Biographie erschien 1975 (Hitchman, J.: Such a Strange Lady. An Introduction to Dorothy L. Sayers). Exakt 50 Jahre nach dem Tod von Dorothy Sayers legt nun die Literaturwissenschaftlerin Ingeborg Forssman eine Band zum Leben und Werk der Autorin vor. Im Jahr 1992 meint David Coomes in "Dorothy L. Sayers - A Careless Rage for Life", daß die Schriftstellerin eine stockkonservative Zeitgenossin gewesen sei. Ingeborg Forssman widerlegt diese Behauptung. Dorothy Sayers hatte diverse Liebesaffären, aus einer ging ein unehelicher Sohn hervor (John Anthony, geboren am 3.1.1924), bevor sie am 13.4.1926 Oswald Atherton Fleming heiratete. Im Gegensatz zu Manfred Siebald (siehe dort in diesem KRIMI-TIPP) widmet Forssman der Kriminalschriftlerin Sayers breiten Raum. Erfreulich ausführlich geht Ingeborg Forssman auf alle Kriminalromane um Lord Peter Wimsey und Harriet Vane ein. Selbstverständlich werden auch die anderen schriftstellerischen Seiten der Sayers beleuchtet. In fünf Teilen breitet Forssman Leben und Werk der Autorin aus. 1. In der Obhut des Vaters / 2. Auf der Suche nach dem idealen Gefährten / 3. Die Kriminalschriftstellerin / 4. Aufbruch zu neuen Ufern (religiöse Dramen; Essayistin; Hörspielautorin; Dramaturgin; Übersetzerin; Kritikerin; Briefschreiberin) / 5. Ausklang. Im Anhang werden "die wichtigsten Werke von D.L. Sayers in chronologischer Reihenfolge der Erstausgaben" verzeichnet, ebenso wie die "Werke von Captain Oswald Atherton Fleming". Das folgende Personenregister ist recht umfangreich und der beigefügte Index gibt Auskunft über "Ereignisse in der Geschichte und in der Kriminalliteratur" bis zum Todesjahr der Autorin. KT 50
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friedrich-Film-Killing- Gender II. Friedrich, Kathrin:
Film. Killing. Gender.
Weiblichkeit und Gewalt im zeitgenössischen Hollywoodfilm.
2008, 169 S., OA, Tectum Verlag, 978-3-8288-9562-1, EURO 24,90
Von Rachsucht und einer neuen Kaltblütigkeit angetriebene Frauen bevölkern in jüngster Zeit die Kinoleinwände. Gewalt wird dabei in enger Weise mit der Geschlechtskonstruktion verschränkt, aber auch als "Spektakel" ausgestellt. Kathrin Friedrich untersucht anhand der Film e"Kill Bill Vol. I/II", "Monster" und "Domino", inwiefern die Protagonistinnen in ihrer Gewalttätigkeit als "weiblich" gekennzeichnet werden und ob darin Potentiale zur Durchbrechnung traditioneller Geschlechterbilder liegen. Die detaillierten Filmanalysen sind eingebettet in einen theoretischen Kontext aus postfeministischen Grundannahmen, Überlegungen zum Gewaltbegriff und der Verbindung dieser durch ein Bricolage-Konzept. Die Untersuchung ist in 6 Teile untergliedert. Inhalt: 1.) Umkämpfte Bedeutung: "Geschlecht" und "Weiblichkeit" im aktuelle (filmischen) Diskurs. 2.) Welche Gewalt?: Zur Unschärfe eines ubiquitären Phänomens. 3.) "Bricolage"-Figuren: Zur Konstitution und Repräsentatin gewalttätiger Weiblichkeit im Film. 4.) Einzelfilmanalysen: "Kill Bill Vol. 1/II", "Domino" und "Monster". 5.) Schlussbetrachtung. 6.) Film- und Literaturverzeichnis. (vt) KT 50
(Bestellen bei Missing Link)

keincover I. Giddey, Ernest:
Crime et détection.
Essai sur les structures du roman policier de langue anglaise.
1990, 152 S., P. Lang Verlag (Angelsächsische Sprache und Literatur, Band 218), 978-3-261-04256-9, EURO 26,50
Le roman policier de langue anglaise connaît depuis des dizaines d'années un succès qui va s'amplifiant. Chaque mois, de mombreux titres nouveaux apparaissent à l'ètalage des libraires donnait lieu à des tirages impensables dans d'autres genres littéraires. Pourquoi ce succès, qui ne dément pas? L'auteur de la présente étude, après avoir posé quelques repères chronologiques, s'efforce d'expliquer ce phénomène. En une analyse qui se veut brève et de lecture aisée, il examine les éléments qui forment la structure d'un roman policier: l'utilisation de l'espace et du temps, le rôle et les attributs du détective, la typologie du criminel, l'enchainement de l'action, les valeurs morales ou sociales qui parfois se font jour, le ton que les auteurs adoptent le plus volontiers. Rangé souvent dans les bas étages de l'écriture littéraire, le roman policier présente un extrême variété, mèlant l'élégance et la brutalité. Il exprime certes des appétits financiers (qui ne rêve des droits d'auteurs touchés par Agatha Christie ou par Erle Stanley Gardner?), mais aussi un besoin de décrire une réalité inhabituelle ou le désir d'offrir un divertissement qui réponde à la soif d'évasion du lecteur. (vt) KT 50
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goehre-Mo-Der-Lebensroman-des-Friedrich-Glauser I. Göhre, Frank:
MO.
Der Lebensroman des Friedrich Glauser.

2008, 236 Seiten, Pendragon Verlag, 3-86532-085-6 / 978-3-86532-085-8 / K 19 97 23 37, EURO 19,90
Friedrich Glauser war seit früher Jugend süchtig. Zeitlebens war er vom Morphium beherrscht, vom "MO", wie er es nannte. Von seinen 42 Lebensjahren war er über 8 Jahre in Anstalten interniert. Dort schrieb er seine ersten "Wachtmeister Studer" Romane. Sie begründeten seinen Ruf als Vater der deutschsprachigen Kriminalliteratur. Frank Göhre geht Glausers Wegen nach und erkundet die weißen Räume zwischen den biografischen Fakten. Er zeichnet das Bild eines in sich Verstrickten, eines Umtriebigen, spürt den Möglichkeiten eines gelebten lebens nach, sieht in Glauser einen Zeitgenossen. Das Faktische der Biographie öffnet sich der Fiktion und umgekehrt, wird zu einer Variation, zum Roman einer ebenso faszinierenden wie tragischen Suche nach innerer Ruhe und Beständigkeit, dem Wunsch einmal ein wenig anders leben zu können. (vt) KT 50
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grey-Das-Schattenreich-der-CIA III. Grey, Stephen:
Das Schattenreich der CIA.
Amerikas schmutziger Krieg gegen den Terror.
2008, 431 S., s/w Skizzen (Ghost Plane. The True Story of the CIA Torture Program, Ü.v. Hans Freundl, Enrico Heinemann, Norbert Juraschitz & Friedrich Pflüger), Goldmann Taschenbuch 12981 (Spiegel Buchverlag), 3-442-12981-8 / 978-3-442-12981-2 / K 19 17 05 81, EURO 9,95
Nach dem 11. September 2001 erklärten die USA den "Krieg gegen den Terror". Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Geheimdienst CIA, der von der Regierung - nach Jahren der Zurückhaltung - freie Hand für verdeckte Operationen erhielt. Der Journalist Stephen Grey fand heraus, wie die CIA Terrorverdächtige systematisch in befreundete Länder verschleppte, wo von den USA kontrollierte Gefängnisse existieren und Häftlinge brutal verhört und gefoltert werden. Diese sogenannte Praxis der "Rendition", daß heißt der widerrechtlichen Ergreifung und Entführung Terrorverdächtiger und ihre geheimen Überstellung an Verbündete der USA, diese Praxis hat Methode. Denn in Ländern wie Syrien und Usbekistan, gelten nicht nur andere Maßstäbe bei Verhören, hier entziehen sich die Vorgänge in den Gefängnissen auch der Kontrolle durch eine demokratische Öffentlichkeit. Grey stützt sich für diese erste umfassende Darstellung des CIA-Schattenreichs auf die Aussagen von ranghohen amerikanischen Regierungs- und Geheimdienstmitarbeitern, von CIA-Agenten, Diplomaten und Geheimdienstlern verschiedener Länder sowie von Betroffenen, die, obwohl zum Teil völlig unschuldig, schweren Misshandlungen ausgesetzt wurden. Die europäischen Verbündeten der USA geben sich ahnungslos. Grey hat bei seinen umfangreichen Recherchen zahlreiche Beweise zusammengetragen, die Licht in das Schattenreich der CIA bringen. (vt) KT 50
(Bestellen bei Missing Link)

keincover I. Hackenbruch, Ulrich:
Sachliche Intensitäten.
Walter Serners "erotische Kriminalgeschichten" in ihrer Epoche.

1996, 253 S., Peter Lang Verlag (Beiträge zur Neueren Literatur, Band 37), 978-3-631-30049-7, EURO 46,00
"Vorgetragen werden die oft geradezu widerlichen Geschichten mit einer raffinierten Kühle und Sachlichkeit, die schließlich ironisch und damit aufreizend wirkt", so urteilen die Zensoren 1933 über die "Kriminalgeschichten" von Walter Serner. Das Werk landet auf dem Index. Serner selbst verschwindet 1942 in der Vernichtungsmaschinerie des Dritten Reiches. Seine Geschichten und der Roman "Die Tigerin" geben Anlaß zu vielerlei Fragen: Warum widmet sich der einstige Dadaist einer trivialen Literaturgattung? Wer etikettiert Serner mit dem Schlagwort "Neue Sachlichkeit"? Weshalb zeigt sich ein Autor als Voyeur und Exhibitionist? Antworten werden im Umfeld der Weimarer Epoche gesucht: Architektur, Revue und Film erhellen das Selbstverständis eines Literaten am Ausgang der Moderne. Inhalt: Kriminalgeschichte / Diesseits der Neuen Sachlichkeit / Geners des Stars / "Tigerinnen" / Film / Mimetische Verführung / Körper / "Narziß" und Gliederpuppe / Spiegelungen des autoerotischen Subjekts. (vt) KT 50
(Bestellen bei Missing Link)

hesse-Kamera-Auge.jpg II. Hesse, Sebastian:
Kamera-Auge und Spürnase.
Der Detektiv im frühen deutschen Kino
.

2003, 312 S., Abb., Stroemfeld/Roter Stern (Kintop Schriften 5), 3-87877-765-5 / 978-3-87877-765-6 / K 9 62 12 45, EURO 24,00
Das einstmals reiche Bilduniversum des Detektivfilms ist nur noch in Bruchteilen vorhanden: die meisten Filme sind ein für allemal verlorengegangen. Die filmarchäologische Spurensuche dieses Buches führt in zahlreiche Archive in Deutschland, im europäischen Ausland und nach Amerika. Sie ergab hinreichend Materialfunde, um anhand von exemplarischen Fällen eine Übersicht, Analyse und Deutung dieses Genres zu erstellen. Inhalt: 1) Themen, Typen, Topoi - Der Fundus Kriminalliteratur. 2) Die Anfänge des europäischen Detektivfilms. 3) Ästhetisch-soziale Struktur des deutschen Detektivfilms von 1913. Exkurs 1 - Die Detetivin in Film und Literatur. 4) "Nick Carter, Kino und Berliner Mietshäuser, dies triviale Dreiheit gehört zusammen" - Zeitgenössischer Diskurs des Detektivfilms. 5) Der deutsche Detektivfilm der Kriegsjahre. Exkurs 2 - Paul Rosenhayn -Kriminalschriftsteller und Filmautor. 6) Detektivfilm und Weimarer Kino. Im Anhang: Anmerkungen, Verzeichnis der behandelten Filme, Filmographie: Deutsche Detektivfilme 1913 bis 1921, Literaturverzeichnis, Bildnachweis. (vt) KT 50
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brunettis-venezia-spaziergang3 IV: Hoffmann, Elisabeth / Heinrich, Karl-L.:
Brunettis Venezia.
Auf den Spuren des beliebten Commissario.
Teil 3, Brunettis Bars und Restaurants.

2008, Version 1.0, 16 S., 17 farb. Fotos u. Abb., 1 Stadtplanausschnitt, Verlag Brunettistadtplan, EURO 4,00 (Inlandversand portofrei)
Es ist inzwischen zur Tradition geworden, im KRIMI-TIPP auf die handlichen Wegweiser zu Spaziergängen durch das Venedig von Commissario Guido Brunetti hinzuweisen. Seit Mitte März liegt nun der "3. Spaziergang" vor. Brunetti-Fans und Venedig-Reisende haben mit diesem kleinen Führer die Gelegenheit, einen Blick auf und in die Bars und Restaurants zu werfen, die dem Commissario und seinen Kollegen nach der täglichen Ermittlungsarbeit Erholung bei Wein und gutem Essen bieten. Dieser dritte Spaziergang durch Venedigs Gassen und über diverse Brücken dauert ca. zweieinhalb Stunden - sofern der Brunetti-Fan flaniert und schlendert und keine ausgedehnten Besichtigungen vornimmt. Im begleitenden und erklärenden Text dieses kleinen Reiseführers wird bei bestimmten Schauplätzen auf Situationen aus den Brunetti-Krimis aufmersam gemacht. "Brunettis Bars und Restaurants" bitte direkt bestellen, und zwar unter www.brunettistadtplan.de oder schriftlich bei: E. Hoffmann & K.-L. Heinrich, Dollmannstr. 15, 81541 München. Der Spaziergang "Brunettis Bars und Restaurants" kostet 4,00 Euro (im Inland portofrei). Das Gesamtpaket (Venedigstadtplan + Spaziergänge 1 - 3) EURO 14,00. In Vorbereitung ist der Spaziergang "Brunettis Leichen". Sobald dieser Spaziergang erschienen ist, wird im KRIMI-TIPP darauf hingewiesen. KT 50
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innes-Gerichtsmedizin-und-Kriminaltechnik III. Innes, Brian:
Gerichtsmedizin und Kriminaltechnik.
Mit Hightech auf Verbrecherjagd - Stumme Zeugen entlarven den Täter.

2008, 224 S., über 300 farb. und s/w Abb. und Fotos (Body in Question - Exploring the Cutting Edge in Forensic Science, Ü.v. Maria Schlick), Neuer Kaiser Verlag, 978-3-7043-5055-8 / K 19 88 01 68, EURO 9,95
Brian Innes erläutert in diesem großformatigen Bild/Text-Band die Arbeit der Gerichtsmediziner und Kriminaltechniker und die zahlreichen Disziplinen (Mikrobiologie, Biochemie, Insektenkunde etc.), welche die wissenschaftlichen Grundlagen in diesen Bereichen der Kriminalistik bilden. Acht ausführliche Kapitel berichten über: Glaubhafte Beweise / Unbekannter Leichnam / Verdächtige Umstände / Todeszeitpunkt / Todesursache / Täter / Denkweise eines Täters / Im Gerichtssaal. In jedem Kapitel sind stets mehrere Textkästen "Steckbrief" (Hintergrundinformationen zu Kriminalisten und/oder Gerichtsmedizinern und deren bahnbrechende Leistungen auf ihrem jeweiligen Gebiet) und "Fallstudie" (Informationen zu aufsehen erregenden Kriminalfällen und deren Lösnungen) eingebaut. Der anschauliche und sehr informative Text von Brian Innes wird mit aussagekräftigen Fotos von Tyler Cancro illustriert. Für diejenigen Krimifans, die jeden Schnitt von Kay Scarpetta (Patricia Cornwell) oder Temperance Brennan (Kathy Reichs) und Kolleginnen am Seziertisch in deren Krimis mit Sachkenntnis verfolgen, denen auf der anderen Seite aber bisher nur die Operationen eines Professor Brinkmann am offenen Schweinebauch in der Schwarzwald-Klinik noch vor Augen sind, für diese Leser werden die Obduktions- und Autopsie-Fotos von Tyler Cancro gewöhnungsbedürftig oder schockierend sein. Dies nur als eine kleine Warnung an Leser mit schwachem Nervenkostüm. "Gerichtsmedizin und Kriminaltechnik" sollte für Fans von Forensikkrimis stets in greifbarer Nähe sein. KT 50
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Nordisk-Litteratur-2001 I. Isaken, Jógvan (Hg):
Krimi borealis / Crime fiction hard-boiled or rawer borealis.

2001, 121 Seiten, Nordbok (Nordisk Litteratur 2001 / Nordic Literature 2001), 92-893-0629-7 / ISSN 0908-049X, kostenlos
Erst vor wenigen Tagen ist das Jahresmagazin 2001 von "Nordisk Litteratur / Nordic Literature" auf meinem Schreibtisch gelandet. In diesem Jahresmagazin sind einige Artikel zur skandinavischen Kriminalliteratur zu finden, die auch noch 2008 von Interesse sein dürften. Alle Artikel sind zweisprachig (Dänisch / Englisch) und berichten über: Scandinavian Crime Novels - Too much angst and not enough entertainment? / Do we need Norwegian crime fiction? / Swedish female crime writers / A tale of crime fiction and national stereotypes - Finland / Springtime for crime in Iceland / Murder at the desk - The Faroese Islands. Das Jahresmagazin ist nicht über den Buchhandel erhältlich. Interessenten können ein kostenloses Exemplar anfordern bei: Nordbok, Nordiska ministerrådets sekretariat, Store Strandstræde 18, DK - 1255 Københaven K. KT 50
Das Magazin kann aber auch als pdf-Datei heruntergeladen werden

kaufholz-Der-Muttermoerder-mit-dem-Schal III. Kaufholz, Bernd:
Der Muttermörder mit dem Schal.
Authentische Kriminalfälle.
2008, 212 S., Abkürzungsverzeichnis, zahlr. s/w Abb. und Fotos, Mitteldeutscher Verlag, 3-89812-535-1 / 978-3-89812-535-2 / K 20 28 64 91, EURO 16,80
Im letzten Jahr habe ich im KRIMI-TIPP die Sammlung authentischer Kriminalfälle "Der Beilschlächter von Osterwieck" von Bernd Kaufholz vorgestellt, in der Kapitalverbrechen in der ehemaligen DDR aus der Zeit von 1949 bis 1961 geschildert wurden. In "Der Muttermörder mit dem Schal" geht Kaufholz jetzt 13 blutigen Fällen nach, die sich zwischen 1959 und 1972 im Bezirk Magdeburg ereignet hatten. Ermittler waren wieder Adalbert Winter, Chef der Morduntersuchungskommission (DDR-Jargon MUK) und die beiden Rechtsmediziner Dr. Friedrich Wolff und Dr. Margot Laufer. Die, wie auch im ersten Band, gute und akribische Recherche von Kaufholz, dazu Zitate aus den Obduktionsprotokollen der beiden Forensiker, zeichnen ein aufschlußreiches Bild der kriminalpolizeilichen Ermittlungsarbeit und der rechtsmedizinischen Begutachtung aus der damaligen DDR zu jener Zeit. KT 50
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kiszely-Hollywood-Through-Private-Eyes II. Kiszely, Philip:
Hollywood Through Private Eyes.
The Screen Adaption of the "Hard-Boiled" Private Detective Novel in the Studio Era.
2006, 283 S., P. Lang Verlag (Stage and Screen Studies, Bd. 8), 978-3-03910-547-2, EURO 55,00
The private detective novels of Dashiell Hammett, Raymond Chandler and Mickey Spillane have provided the source for some of Hollywood's most successful, controversal and baffing films. Spanning almost the whole of the studio era, the private eye mini-genre boasted stars like William Powell, Humphrey Bogart and Dick Powell, as well as top-calibre directors John Huston, Edward Dmytryk and Robert Aldrich. Yet the movies themselves still manage to remain something of an enigma: MGM's influential adaption of Hammett's "The Thin Man" has been all but ignored by critics and historians, while classic entries such as "The Maltese Falcon" and "Murder, My Sweet" are usually considered only within the wider control of film noir. This book provides a new perspective on the private eye mini-genre of the studio era. Drawing extensively on archival material, "Hollywood Through Private Eyes" links the private eye screen adaption to ist novelistic source, charting the journey from page to screen and exploring the key influence along the way. Inhaltsverzeichnis: From the Bowery Detective to Mike Hammer / Hammett in Hollywood / Zanuckism / Making Sense of Chandler / Subjective Viewpoints / The End Justifying the Means / A Solution to the Hollywood Problem. (vt) KT 50
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kneifl-geheimesvenedig IV. Kneifl, Edith:
Geheimes Venedig.
Ein genussvoller Roman.

2007, 167 Seiten, 1 Übersichtskarte, im Anhang: Locations, über 270 farbige Fotos von Anton Gruber und Wolfgang Steinmetz, 60 Rezepte, Lichtblick Verlag, 978-3-9502307-1-0, EURO 19,80
Edith Kneifl, mit zahlreichen Preisen (z.B. Friedrich-Glauser-Preis) und Stipendien ausgezeichnete Wiener Schriftellerin und Kriminalautorin, hat mit "Geheimes Venedig" einen etwas anderen Kriminalroman, da zugleich Krimireise- & Restaurantführer, vorgelegt. In Venedig ist die Journalistin Lisa Maurer unerwegs, um mehr über das Leben und Sterben ihres Vaters zu erfahren. Freunde und Verwandte, die sie auf ihrer Suche in Venedig trifft, zeigen ihr die Stadt (mehr zum Krimi, s. PKT 13, www.alligatorpapiere.de/przybilkas-primaertipps-dreihzehn-nullnull-acht.html). Der Untertitel "Ein genussvoller Roman" verspricht, was er hält. Der Krimi ist gleichzeitig ein kulinarischer wie historischer Stadtführer durch "La Serenissima". Und nicht Guido Brunetti, sondern Lisa Maurer führt zu Bars, Restaurants oder Cafés. Mit 270 Farbfotos dokumentieren die Fotografen Anton Gruber und Wolfgang Steinmetz nicht nur Lisas Weg durch Venedig, sondern machen mit ihren grandiosen Fotos deutlich, daß ihre Liebe dieser Lagunenstadt und ihre Leidenschaft dem guten Essen und Trinken gehören. Neben den im Buch eingestreuten Fotos werden auch die (ausführlichen) Rezepte der verschiedenen Menus vorgestellt. Fotoband, Kochbuch, Stadtführer und Krimi in einem - eine überzeugend umgesetzte Idee der beiden Fotografen. Und alle Lokalitäten, zu denen und in die es die Journalistin verschlägt, existieren. Köche von fast 30 venezianischen Spitzenrestaurants haben sich über die Schultern und in die Töpfe gucken lassen. Ihre Rezepte, insgesamt 60 Original- und originelle Rezepte, sind jedem Kapitel beigefügt, illustriert mit Foodfotos und Aufnahmen aus den jeweiligen Restaurants. Das Kapitel "Locations" im Anhang von "Geheimes Venedig" führt alle Bars, Restaurants und Cafés mit Anschrift, e-mail und homepages auf. Die Auflistung ist numeriert und somit sind die Locations leicht auf der Übersichtskarte zu finden. Ein Rezeptregister, übersichtlich nach Gerichten unterteilt, beschließt dieses außergewöhnliches Krimi- Foto- Koch- und Reisebuch. KT 50
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koch-die-cia-luege III. Koch, Egmont R.:
Die CIA-Lüge.
Folter im Namen der Demokratie.

2008, 224 S., zahlr. s/s Abb. und Fotos, im Anhang: Das Biderman-Konzept / Entwicklung von Foltertechniken, Aufbau Verlag, 3-351-02658-7 / 978-3-351-02658-5 / K 19 91 79 40, EURO 19,95
Trat die CIA früher häufig als Anstifter und Helfershelfer bei Staatsstreichen auf (z.B. Persien oder Mittel- und Südamerika), so ist sie jetzt auch als Folterorganisation in den Focus der Öffentlichkeit gerückt. Laut Spiegel ist die CIA einer der "wohl härtesten und schmutzigesten aller 16 Geheimdienste der Vereinigten Staaten von Amerika". Heute stehen Abu Ghraib oder Guantanamo als Synonyme für Menschrechtsverletzungen und Folter, begangen durch US-Militär und/oder CIA. Damit dürfte das Image der CIA, aber auch der Geheimdienstpolitik der USA, extrem und nachhaltig beschädigt sein. Koch legt einen aufrüttelnden Bericht über Menschenrechtsverletzungen der CIA seit Beginn des Kalten Krieges vor. Er dokumentiert, wie sich das US-Militär und der Geheimdienst CIA nach dem Zweiten Weltkrieg die Verhörpraktiken, Foltermethoden aber auch Menschenversuche der Nationalsozialisten angeeignet und perfektioniert haben. Koch beschreibt somit auch ein Kapitel der deutsch-amerikanischen Nachkriegsgeschichte. Aus dem Klappentext: "In seinem aufwendig recherchierten, wachrüttelnden Report entlarvt der bekannte Fernsehjournalist und Buchautor Egmont R. Koch die Doppelmoral, mit der die USA gegen den weltweiten Terrorismus Krieg führen". KT 50
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lachman-The-Heirs of-Anthony-Boucher I. Lachman, Marvin:
The Heirs of Anthony Boucher.
A History of Mystery Fandom.

2005, 200 S., Vorwort Edward D. Hoch, Poisoned Pen Press, 1-59058-223-3 / 978-1-59058-223-7, ca. US $ 16,95 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Regelmäßigen Lesern des "Mystery Readers Journal" ist die Kolumne "In Short" von Marvin Lachman aus Santa Fe in New Mexico ein Begriff. Knapp und pointiert nimmt Lachman hier Stellung zu diversen Spielarten innerhalb der Kriminalliteratur. 2005 veröffentlichte er eine Übersicht und einen geschichtlichen Abriß zu den amerikanischen Krimi-Magazinen. "Die Erben von Anthony Boucher" nennt er seine Chronik - ganz zu Recht, denn Bouchers Kolumne mit (Krimi-) Rezensionen und Kritiken in der New York Times Book Review legte den Grundstein zum ersten, und seinerzeit wichtigsten, amerikanischen Krimi-Magazin "The Armchair Detective". Nach TAD, seit einigen Jahren leider eingestellt, folgte ein Vielzahl an Magazinen, z.B. eben auch jenes o.g. "Mystery Readers Journal". Lachman's "The Heirs of Anthony Boucher" ist eine ideale Ergänzung zu Michael L. Cook's "Mystery Fanfare". KT 50
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lugmeier-der-mann-der-aus-dem-fenster-sprang III. Lugmeier, Ludwig:
Der Mann, der aus dem Fenster sprang.
Ein Leben zwischen Flucht und Angriff.

2008, 333 Seiten, Heyne Taschenbuch 81059, 3-453-81059-7 / 978-3-453-81059-4 / K 19 17 72 45, EURO 8,95
Er überfiel Geldtransporter, ihm gelangen mehrere Coups, seine Raubüberfälle galten als die spektakulärsten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Im Februar 1976 schrieb die gesamte deutsche Presse über ihn, nachdem er während seines Prozesses mit einem legendären Fenstersprung aus dem Frankfurter Gerichtssaal entkommen war. 30 Jahre danach erzählt Ludwig Lugmeier sein Leben als einer, dem Unrecht die Voraussetzung der eigenen Geschichte ist: in rasanten Wechseln von Angriff und Flucht, Überfluss und Armut. Während der langen Jahre in verschiedenen Verstecken und Gefängnissen erforschte er sie und mit ihr die vieler Weggefährten. Ludwig Lugmeier, geboren 1949 in Kochel am See (Oberbayern), erwarb sich schon früh einen legendären Ruf. Seine Raubüberfälle mit Komplizen galten als die spektakulärsten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Nach langen Gefängnisaufenthalten erschien 1992 Lugmeiers Roman "Wo der Hund begraben ist". Heute lebt Ludwig Lugmeier als Schriftsteller und Märchenerzähler in Berlin. (vt) KT 50
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Marks-Anthony-Boucher I. Marks, Jeffrey:
Anthony Boucher.
A Biobibliography.

2008, 223 S., Fotos, Vorwort von Gordon Van Gelder, McFarland, 978-0-7864-3320-9, US $ 35,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Jost Hindersmann, Osnabrück, machte mich auf diese Biobibliographie zu einem der legendärsten US-amerikanischen Krimi-Rezensenten und -Kritiker aufmerksam. Neben seinen zahlreichen Krimirezensionen und -kritiken für die "New York Times", schrieb Anthony Boucher auch selber Kriminalromane, Kurzkrimis, Hörspiele oder trat als Herausgeber diverser Anthologien auf. Anthony Boucher bestritt darüber hinaus zahlreiche Radioprogramme und war der Gründungsherausgeber von "The Magazine of Fantasy and Science Fiction". Um seine Verdienste für die amerkanische Kriminalliteratur zu würdigen, wurde das Jahrestreffen der Kriminalschriftsteller, Verleger, Buchhändler und Krimifans nach ihm benannt: BoucherCon. In einem früheren KRIMI-TIPP wurde bereits auf die 3-bändige Ausgabe der "Anthony Boucher Chronicles", herausgegeben von Francis M. Nevins hingewiesen Die jetzt vorliegenede Biobibliographie von Jeffrey Marks bildet eine hervorragende Ergänzung zur erwähnten Ausgabe von Nevins. Das Inhaltsverzeichnis: (Teil I) The Man / The Author / The Editor / The Critic. (Teil II) Novels by William A.P. White as Anthony Boucher / Articles / Collected Short Stories / Uncollected and Unpublished Short Stories / Sherlockiana / Plays and Screenplays / Reviews / Radio Plays / Opera Programs / Anthologies / Forewords, Introductions, and Prefaces / As Editor / Translations / Articles About Boucher / Boucher Choices for Best Books, 1951 - 1967. KT 50
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Martz-Higgie-Questions-of-Identity-in-Detective-Fiction I. Martz, Linda & Higgie, Anita (Hg):
Questions of Identity in Detective Fiction.

2007, 219 S., Cambridge Scholars Publishing, 1-84718-343-3 / 978-1-84718-343-9, £ 34,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Im Frühjahr 2004 fand an der Catholic University in Paris eine Tagung europäischer und amerikanischer Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen zur Kriminalliteratur statt. Was zunächst als kleiner Veranstaltung des Department of English Studies geplant war, entwickelte sich schnell zu einer dreitägigen Konferenz mit insgesamt 53 Vorträgen. Die beiden Herausgeberinnen Linda Martz (American University of Paris) und Anita Higgie (Catholic University of Paris) haben in "Questions of Identity in Detective Fiction" 16 dieser Vorträge gesammelt. Diskutiert wurde über die Identität im Krimi aber auch über die Identität des Krimis. Identität in der (internationalen) Kriminalliteratur, damit sind persönliche, religiöse, nationale oder historische Identitäten gemeint: Wie unterscheiden sich die Klassiker von den zeitgenössischen Autoren, deren Personal und den Themen ihrer Kriminalromane. Was macht den Unterschied von feministischen Krimis zu lesbischen Krimis aus. Diskutiert wurde die Arbeit jüdischer Ermittler oder auch der Stellenwert der Mythologie in den Krimis von Hillerman. Die beiden Herausgeberinnen haben die insgesamt 16 Beiträge in fünf Teile gegliedert. Teilweise sind die Kapitel mit Hinweisen zu weiterführender Literatur ergänzt. Die hier versammelten 16 Beiträge sind so interessant, daß man sich wünscht, auch die restlichen anderen 37 Vorträge nachlesen zu können. Der Inhalt:
Teil I, Personal Identities: Susan Wheeler: No Justice - The Crime Novels of John Morgan Wilson / Faye Stewart: Mother Sleuth and the Queer Kid - Decoding Sexual Identities in Maria Gronau's Detective Novels [hier merkt die Autorin richtig an, daß es sich bei Maria Gronau um ein Pseudonym handelt, klärt dabei aber nicht auf, daß es sich hierbei um einen bekannten deutschen Krimischriftsteller handelt, der u.a. ein weibliches Pseudonym nutzt, um sogenannte "Lesbenkrimis" zu schreiben, die Lena Wertebach-Serie] / Alice Mikal Craven: A Victim in Need is a Victim in Deed - The Ritual Consumer and Self-Fashioning in Himes' "Run Man Run" /
Teil 2: Religious Identities: Kitty Millet: "Halakhah" and the Jewish Detective's Obligations / Suzanne Bray: A New Generation of Anglican Crime Writers / Marc Michaud: Mythology as Memory in Tony Hillerman's Novels /
Teil 3: National Identities: Benoît Tadié: When the Gangs Came to London - Hard-boiled Writing and Fantasies of Decline in England Between the Wars / Harry Vandervlist: From "Free Trade Fiction" to "Free Trade Noir" - Touristic Landscapes and Canadian Identities in Two Recent Crime Novels / Natacha Levet: French Noir Fiction, a Blurred Identity /
Teil 4: Historical Identities: Marcie D. Rinka: Science, Reason and the Social Control of Women in Eduardo Ladislao Holmberg's "La bolsa de huesos" / Linda Martz: Suffragette Fictions - The Reconstruction of Militant Identity in the Novels of Gillian Linscott / Pablo Ramirez: Exhuming the Past - Lucha Corpi's Chicano Movement Mysteries / Teil 5: Doubled Identities: Kathryn Oliver Mills: Duality - the Human Nature of Detective Fiction / Ilana Shiloh: The Play of Identity and Difference in Poe's Tales of Ratiocination / Beatrix Hesse: Assumed Identity - Agatha Christie's Novels Adapted for the Stage / Bruce Willard Esplin & Gregory Therel Esplin: Uncanny Identities in Abe Kobo's "The Ruined Map". KT 50
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nestingenCrime-and-Fantasy-in-Scandinavia I + II + IV. Nestingen, Andrew:
Crime and Fantasy in Scandinavia.
Fiction, Film and Social Change.

2008, 336 S., 20 Ill., University of Washington Press (New Directions in Scandinavian Studies), Hardcover 0-295-98803-7 / 978-0-295-98803-0, US $ 65,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt) / Paperback 0-295-98804-5 / 978-0-295-98804-7, US $ 30,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Scandinavian popular novels and films have flourished in the last thirty years. In "Crime and Fantasy in Scandinavia", Andrew Nestingen argues that the growth and visibility of popular culture have been at the heart of the development of heterogeneous "publics" in Scandinavia, in opposition to the homogenizing influence of the post-World War II welfare state. Novels and films have mobilized readers and viewers, serving as a preeminent site for debates over individualism, collectivity, national homogeneity, gender, and transnational relations. "Crime and Fantasy in Scandinavia" provides insight into the changing nature of civil society in Scandinavia through the lens of popular culture. Nestingen develops his argument through the examination of genres where the central theme is individual transgression of societal norms: crime films and novels, melodramas, and fantasy fiction. Among the internationally known writers and filmmakers discussed are Henning Mankell, Aki Kaurismäki, Lukas Moodysson, and Lars von Trier. (vt) KT 50
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Engelhardt-oehmichen-der-mord.jpg III. Oehmichen, M. / Engelhardt, D. von (Hg):
Der "Mord".
Darstellung und Deutung in den Wissenschaften und Künsten.

2007, 432 S., Abb., Verlag Schmidt-Römhild (Rechtsmedizinische Forschungsergebnisse, Band 35), 978-3-7950-0332-6 / K 19 56 14 38, EURO 88,00
Mord durchzieht die Geschichte der Menschheit von ihren Anfängen bis in die Gegenwart, erscheint in unterschiedlicher Gestalt, wird abwechselnd beurteilt und bestraft, unterliegt in der Häufigkeit seines Auftretens zeitlichen und regionalen Schwankungen, kann eingeschränkt, aber in der Realität bis auf den heutigen Tag weder überwunden, noch ausgemerzt werden. Mord ist nicht nur die eiskalte, oftmals banale, aber immer maßlos erschreckende Wirklichkeit, sonder sie ist in seiner ubiquitären, übergreifenden Natur auch ein Thema von Wissenschaften und Künsten, der Naturwissenschaften, Medizin und Geisteswissenschaften, der Literatur, Malerei und Musik, nicht zuletzt auch des Films. Naturgemäß haben sich vor allem Jurisprudenz, Rechtsmedizin, Kriminolgie, Psychologie, Soziologie und Psychiatrie analytisch mit dem Mord in seiner Phänomenologie, Ätiologie, Therapie und Prävention auseinander gesetzt. Aber auch von der Philosophie und Theologie wurden seit der Antike wiederholt wichtige Interpretationen vorgelegt. Alle Wissenschaften und Künste haben ihre jeweils spezifischen Perspektiven, Begriffe, Methoden, Sprachen in der Darstellung und Deutung des Mordes, in der Synopsis entfaltet sich ein allgemeines und anthropologisches wie sozialkulturell angemessenes Bild, abhängig von der Zeit und dem Ort des Geschehens. Stets muß dabei die Differenz von Wissenschaft, Kunst und Realität - bei allen Überschneidungen und Übereinstimmungen - beachtet werden. Mord fällt in den Bereich von Recht, Ethik und Moral und wird in den Künsten zugleich eine ästhetische Erscheinung. Die "Schönheit" des Bösen kann offenbar ebenso als Provokation verstanden werden wie auch zur Agressionsentlastung führen und ist gleichzeitig mit einer großen Faszination verbunden, wobei die Schwerpunkte jeweils auf den Gebieten der Psychologie, Soziologie und Biologie von Tat, Tätern und Opfern liegen. (vt) KT 50
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ortner-migranten-im-tatort II. Ortner, Christina:
Migranten im tatort.
Das Thema Einwanderung im beliebtesten deutschen TV-Krimi.

2007, 193 S., 20 s/w Abb., Tectum Verlag, 978-3-8288-9401-3, EURO 24,90
Eingangs ein paar Zahlen: über 7 Millionen Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft leben in Deutschland (davon ca. 26 % Migranten aus der Türkei, ca. 8 % aus Italien, ebenfalls ca. 8 % aus dem ehemaligen Serbien, ca. 12 % Asiaten und ca. 4 % afrikanischer Herkunft), diese Zahlen nennt Christina Ortner in ihrem Vorwort (Quelle Statistisches Bundesamt). Woche für Woche am Sonntagabend schalten gut 10 Millionen Fernsehzuschauer ihre TV-Geräte ein und sehen die beliebteste und langlebigste deutsche TV-Krimi-Reihe - den "Tatort", seit Kommissar Trimmel am 29.11.1970 sein "Taxi nach Leipzig" bestieg. TV-Krimiserien müssen zeitnah sein und ein realistisches Umfeld der Gesellschaft anbieten, sonst würden die Einschaltquoten schnellstens im Keller sein. Deutschland als Asyl- und Einwanderungsland muss also auch im TV-Krimi dargestellt werden. Probleme und Schicksale, glückliche oder fatale Umstände - Drehbuchautoren und Regisseure der TV-Krimis kommen gar nicht darum herum, solche Migrationshintergründe zu thematisieren. Christina Ortner hat aus mehr als 500 "Tatort"-Austrahlungen 5 Folgen als exemplarisch für ihre Untersuchung ausgewählt: Folge 331 "Fetischzauber" (5.5.1996, Schwarzafrikaner) / Folge 379 "In der Falle" [Arbeitstitel bei Ausstrahlung "Kleine Schwester"] (1.3.1998, Türkin) / Folge 384 "Brandwunden" (26.4.1998, rechtsradigale Anschläge) / Folge 441 "Kinder der Gewalt" (12.5.1999, Türken) / Folge 520 "Reise ins Nichts" (29.12.2002, Menschenschmuggel). Die Folgen 331, 379 und 441 werden ausführlich im Teil 7 "Probleme des Zusammenlebens" behandelt, die Folgen 384 und 520 werden im Teil 8 "Migranten als Opfer krimineller Deutscher" analysiert. Die Teile 2 - 6 beschäftigen sich mit "Migration und Medien", "Tatort im Überblick", "Methode", "Vorgehensweise" und "Der Stellenwert von Migration im Tatort". Eine Auswahl weiterführender Literatur beschließt Ortners Untersuchung. KT 50
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az-murder-goes-professional.jpg az-murder-goes-artful.jpg az-murder-goes-classic
I. Peters, Barbara (Hg):
AZ Murder Goes ... Professional.

2002, 240 S., Poisoned Pen Press, 1-59058-003-6 / 978-1-59058-003-5, ca. US $ 14,95 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
I. Peters, Barbara & Malling, Susan (Hg):
AZ Murder Goes ... Artful.

2001, 200 S., Poisoned Pen Press, 1-890208-26-4 / 978-1-890208-26-4, ca. US $ 13,95 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
I. Peters, Barbara & Malling, Susan (Hg):
AZ Murder Goes ... Classic.

1998, 286 S., 2. überarbeitete und ergänzte Auflage, Poisoned Pen Press, 1-890208-08-6 / 978-1-890208-08-0, ca. US $ 15,95 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Die Serie "AZ Murder Goes ..." stellt eine nette Sammlung verschiedener Vorträge und Aufsätze bekannter Krimiautoren/innen und -Theoretiker zu verschiedenen Themen dar. So reflektieren z.B. Laurie King über Conan Doyle, Joe Gores über Dashiel Hammett, Val McDermid über hard-boilded Krimis oder HFR Keating über Dorothy L. Sayers (einige Beiträge aus "Classic"); Nevada Barr über die Nationalparks als Kunstschätze, Aaron Elkins über Kunstfälschung, Sharyn McCrumb über die Appalachian Mountains (Beiträge in "Artful"); Lee Childs, Nancy Pickard oder John Dunning mit Beiträgen in "Professional". KT 50
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pridoehl-Im-Sack-ertraenkt III. Pridöhl, Gerhard:
Im Sack ertränkt.
Gerichts-, Kriminal- und Sündenfälle aus Mecklenburg-Vorpommern von vor 100 bzw. 400 Jahren.

2007, 187 S., Edition Steffen, 3-937669-68-X / 978-3-937669-68-7 / K 20 26 57 00, EURO 9,80
88 Fälle, die in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten 400 Jahren vor Gerichten verhandelt wurden, hat Gerhard Pridöhl zusammengetragen. Das kleine, taschenbuchgroße, Bändchen erzählt auf jeweils ein bis zwei Seiten von Schurken, bei denen man mitunter nicht ausmachen konnte, wer Angeklagter oder Richter war, von Hexenprozessen, Exorzisten, von Leuten, die es auf 55 Straftaten in 55 Tagen brachten, oder berichtet über die Henker von Anklam - insgesamt 8 bei einer Einwohnerzahl von 5400 (!). Ganz offensichtlich hatte Anklam und Umgebung eine anziehende Wirkung auf Verbrecher, so hatte es die Polizeidirektion Anklam mit 176 Tötungsdelikte innerhalb von 10 Jahren zu tun (1993 bis 2003)! Pridöhl hat eine Auswahl von außerordentlichen, teilweise erschreckenden aber auch kuriosen Ereignissen getroffen, die er in seinen Beiträgen kurz und prägnant schildert. KT 50
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pugh-spiring-Auf-der-Spur-von-Arthur-Conan-Doyle I. Pugh, Brian W. & Spiring, Paul R.:
Auf der Spur von Arthur Conan Doyle.
Eine Rundreise durch Devon. Ein Reise-Sachbuch.

2008, 146 S., zahlr. s/w Abb. und Fotos, Vorwort von Roger Johnson (On the Trial of Arthur Conan Doyle. An Illustrated Devon Tour, Ü.v. Elaine Thoms), Dryas Verlag, 3-9811327-5-0 / 978-3-9811327-5-5 / K 20 0358 40, EURO 12,95
Zeitgleich mit der englischen Ausgabe erscheint "Auf der Spur von Arthur Conan Doyle" der beiden Mitglieder des "Conan Doyle (Crobborough) Establishment" Pugh und Spiring. Hierbei handelt es sich nicht um die x-Version einer (fiktiven) Holmes oder Doyle Biographie, sondern um den Bericht über die kurze Bekanntschaft Doyles zum (reichlich windigen) Praxispartner und Arztkollegen Dr. George Turnavine Budd und seine Freundschaft zu Bertram Fletcher Robinson. Beide Herren hatten nicht nur maßgeblichen Einfluß auf das Leben Doyles, sondern, im Fall von B.F. Robinson, auch auf seine schriftstellerische Karriere. Die beiden Autoren gliedern das Bändchen in 2 Teile. Im ersten Teil wird über die Höhen und Tiefen des Lebens von Sir Arthur Conan Doyle (22.5.1859 - 7.7.1930) [Kapitel 1], Dr. George Turnavine Budd (3.11.1855 - 28.2.1889) [Kapitel 2] und Bertram Fletcher Robinson (22.8.1870 - 21.1.1907) [Kapitel 3] berichtet. Zusammengetragen haben Pugh und Spiring eine Fülle von Details, die in kurzen aber prägnanten Absätzen geschildert werden. Der zweite Teil, und damit das 4. Kapitel, beschäftigt sich dann mit der sogenannten "Arthur Conan Doyle-Tour durch Devon". Diese Tour führt zu 18, im Leben Doyles wichtigen und markanten Punkten in Devon, die der Autor zwischen 1882 und 1923 oftmals und/oder für längere Zeit besucht hat. Die Rundsreise in Devon beginnt in Plymout und endet in Torquay - eine Rundreise von fast 95 Kilometern. Jeder Tourabschnitt ist klar und übersichtlich in 2 Teile gegliedert und beginnt mit einer detaillierten Wegbeschreibung, es folgt eine kurze Betrachtung zur Historie des Ortes, des Anwesens oder der ehemaligen Bewohner mit Hinweisen auf den Stellenwert im Leben Doyles oder Einflußnahme im Werk [z.B. Dartmoor oder Baskerville] des Autors. Tourpunkte zu Anwesen, die sich in Privatbesitz befinden und die nicht betreten werden dürfen, sind freundlicherweise von Pugh und Spiring gekennzeichnet. Eine überaus stattliche Auflistung ausgewählter Quellen beschließt die "Rundreise durch Devon". Im Vorwort schreibt Roger Johnson, Herausgeber von The Sherlock Holmes Journal "Andere haben Reiseführer für romantische Seelen, die der Spur von Sherlock Holmes folgen wollen, geschrieben � ein Buch vorzustellen, welches sich stattdessen auf den Schöpfer des Detektives konzentriert und eines, das zudem auf das gebündelte Fachwissen eines Wissenschaftlers und Doyle-Forschers zurückgreifen kann". Einziger kleiner Wermutstropfen in diesem bemerkenswerten Reiseführer sind einige wenige nachlässig redigierte Textstellen, über die man beim Lesen automatisch stolpert. KT 50
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riedlinger-Tradition-und-Verfremdung I. Riedlinger, Stefan:
Tradition und Verfremdung.
Friedrich Dürrenmatt und der klassische Detektivroman.

2007, 2. Auflage, 242 S., Tectum Verlag, 978-3-8288-9311-5 / K 19 83 70 08, EURO 24,80
Die Kriminalromane des Schweizer Dramatikers Friedrich Dürrenmatts sind heute, mehr als 40 Jahre nach ihrem erstmaligen Erscheinen, moderne Klassiker - sie haben nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Im Deutschunterricht der meisten weiterführenden Schulen werden Dürrenmatts Kriminalromane gelesen, diskutiert, besprochen, analysiert und an Universitäten in Seminararbeiten, Magisterarbeiten und Dissertationen ausführlich und ausführend untersucht. In "Tradition und Verfremdung" geht Stefan Riedlinger zunächst auf die "Definition des Kriminalromans" ein (Teil 3) und stellt die beiden "Idealtypen des Kriminalromans", den Detektivroman und den Thriller gegenüber. Im 4. Teil seiner Arbeit untersucht er "Das Eindeutige definierte Schema der klassischen Detetivgeschichten - ein Zeichen seiner Trivialität?" anhand der inhaltlichen Strukturen, des agierenden Personals und der verschiedenen erzähltechnischen Besonderheiten. In Teil 5 geht er auf die "Geschichte des klassischen Detektivromans" ein. Hier führt der E.T.A. Hoffmanns "Das Fäulein von Scuderi" (als erste Detektivgeschichte), Edgar Allan Poe (als Erfinder der analytischen Detektivgeschichte), Arthur Conan Doyle (als Höhepunkt der klassischen Detektivgeschichte) und Agatha Christie als Begründerin des klassischen Detektivromans an. Im 6. Teil geht er der Frage nach, ob "Detektivromane moderne Märchen" sind oder ob sie gar "eine Art praktische Lebenshilfe" darstellen könnten. Dieser Überblick zu Gattung und Geschichte der klassischen Kriminalliteratur in diesen ersten sechs Teilen, der in insgesamt 10 Teilen gegliederten Untersuchung, bilden sozusagen das Introitus seiner Analyse der Kriminalromane Friedrich Dürrenmatts. Ausführlich Begutachtet werden: "Der Richter und sein Henker" - Die Erweitung der etablierten Form des Detektivromans (Teil 7 mit einem Vergleich zu Peter Handke und einem Exkurs über Friedrich Glauser), "Der Verdacht" - Dürrenmatts Weiterführung seines Modells bleibt letztlich unbefriedigend (Teil 8, mit Hinweisen auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu Dürrenmatts erstem Detektivroman und einem genauen Blick auf Kommissar Bärlach), "Das Versprechen" - Dürrenmatts versuchter Abgesang auf die klassische Detektivgeschichte (Teil 9, mit einem kurzen Exkurs zu den Romanverfilmungen "Es geschah am hellichten Tag" - Original 1958 und Remake 1996), Teil 10 schließlich bechäftigt sich mit "Justiz" - Die vollständige Dekonstruktion der traditionellen Form. KT 50
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rollyson-Critical-Survey-of-Mystery-and-Detective-Fiction I. Rollyson, Carl (Hg):
Critical Survey of Mystery & Detective Fiction.

2008, 2080 S., zahlr. Fotos, Salem Press, 978-1-58765-397-1, US $ 399,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Informativ und umfangreich - so liegt ein neues Schwergewicht zur (internationalen) Kriminalliteratur vor. Auf 2080 Seiten, die sich auf 5 Bände im US-amerikanischen Bibliotheksformat verteilen, hat Herausgeber Carl Rollyson vom Baruch College / City University of New York, die Artikel verschiedener Beiträger zu mehrheitlich englischsprachigen aber auch einigen internationalen Kriminalschriftstellern versammelt (die internationale Kriminalliteratur wird mit Beiträgen zu Autoren aus Mexiko, Brasilien, Kanada, China, Japan, Afrika und Europa gewürdigt). Darüber hinaus bietet "Critical Survey of Mystery & Detective Fiction" zudem eine große Anzahl von Artikeln und Übersichten zu den verschiedenen Subgenres der Kriminalliteratur.
Bereits 1998 erschien im amerikanischen Verlag Salem Press in der Reihe "Critical Survey" eine erste, damals noch vierbändige Ausgabe von "Critical Survey of Mystery & Detective Fiction". Inzwischen war es angezeigt, diese Ausgabe wesentlich zu überarbeiten, zu ergänzen und zu erweitern. Diese neue Ausgabe bietet 118 neue Autorenartikel, 38 erstmals aufgenommene Essays im Teil "Overviews" und 4 neue Anhänge. Die Artikel über die verschiedenen Kriminalschriftsteller wie auch die Essays sind überwiegend umfangreich (teilweise bis zu 10 Seiten). Abgeschlossen wird das Werk mit Bibliographien, Hinweisen auf wichtige websites, eine Aufstellung der wichtigsten Krimipreise, einem Glossar und einer Zeittafel zur Geschichte der Kriminalliteratur. Drei Register erschließen dieses Nachschlagewerk auf das Beste.
Der Autorenteil ist alphabetisch nach Klarnamen oder Pseudonymen geordnet. Jeder Autorenartikel beginnt mit Geburtsort und -datum, Sterbejahr und -ort, versehen mit einer Autorenfotgrafie, und führt die Hauptserien der Autorin / des Autors auf (ergänzt mit dem Ersterscheinungsjahr der entsprechenden Serie) und gibt dann einen kleinen Überblick über die Hauptprotagonisten der Autorin / des Autors. Es folgt eine relative umfangreiche Biographie, an die sich eine ausführliche Untersuchung des Gesamtwerkes anschließt. Ergänzt wird diese Analyse durch kritische Betrachtungen einzelner ausgesuchter Kriminalromane aus dem Gesamtwerk der Autorin / des Autors. Bei Kriminalschriftsteller/innen mit Serienpersonal wird dann noch einmal intensiv auf die Serie(n) und die Hauptprotagonisten eingegangen. Den Abschluß der einzelnen Autorenartikel bildet eine Bibliographie der Kriminalromane / -erzählungen, ergänzt durch Bibliographien anderer Literaturgattungen in denen die Autorin / der Autor ebenfalls publizierte und eine, oftmals, annotierte Bibliographie der Sekundärliteratur zur Autorin / zum Autor.
cs_mystery_5.jpg Das Nachschlagewerk "Critical Survey of Mystery & Detective Fiction" bietet zu 393 Kriminalautoren, Klassikern wie zeitgenössischen Autoren, geballte Informationen an, wie sie so nur in den wenigsten Referenzwerken zu finden sind. Bei Artikeln der Erstausgabe, die überarbeitet und/oder wesentlich ergänzt und erweitert wurden, werden neben dem ursprünglichen Beiträger auch diejenigen Mitarbeiter genannt, die für diesen Artikel-update verantwortlich zeichnen. Das "Critical Survey of Mystery & Detetive Fiction" dürfte schnell zu einem unverzichtbaren Standard-Nachschlagewerk werden.
Im Autorenteil sind zu finden: Abbot, Anthony - Avallone, Michael (10 Einträge) / Babson, Marian - Burns, Rex (40 Einträge) / Cain, James M. - Cunningham, E.V. (42 Einträge) / Daly, Carroll John - Dürrenmatt, Friedrich (24 Einträge) / Eberhart, Mignon G. - Evanovich, Janet (9 Einträge) / Fairstein, Linda - Futrelle, Jacques (18 Einträge) / Gaboriau, Émile - Grisham, John (27 Einträge) / Haggard, Willaim - Huxley, Elspeth (29 Einträge) / Innes, Michael / Jacobs, W.W. - Johnston, Velda (5 Einträge) / Kaminsky, Stuart M. - Kyd, Thomas (16 Einträge) / Lacy, Ed - Ludlum, Robert (20 Einträge) / McBain, Ed - Müllner, Adolf (40 Einträge) / Natsuki, Shizuko - Neely, Richard (4 Einträge) / O'Connell, Carol - Orczy, Baroness (3 Einträge) / Plamer, Stuart - Puig, Manuel (19 Einträge) / Qui, Xialong - Quentin, Patrick (3 Einträge) / Radcliffe, Ann - Rowling, J.K. (16 Einträge) / Saki - Symons, Julian (25 Einträge) / Taibo II, Paco Ignacio - Twain, Mark (15 Einträge) / Upfield, Arthur W. / Valin, Jonathan - Vulliamy, C.E. (7 Einträge) / Wade, Henry - Wollrich, Cornell (18 Einträge) / Zangwill, Israel.
Der Teil "Overviews" deckt mit folgende Essays die verschiedenen Subgenres hervorragend ab: Academic mystery fiction / African mystery fiction / Amateur sleuths / American mystery fiction / Armchair detectives / Asian mystery fiction / British mystery fiction / Cozy mystery fiction / Ethnic American mystery fiction / Feminist and lesbian mystery fiction / Film - original and adapted works / Forensic mystery fiction / French mystery fiction / Golden Age mystery fiction / Graphic mystery novels / Hard-boiled detective stories / Historical mystery fiction / History of mystery and detective genres / Horror & mystery stories / Innovations in mystery fiction / Juvenile and young-adult mystery fiction / Latin American mystery fiction / Literary mystery fiction / Mainstream fiction with mystery themes / Mysteries in exotic settings / Parodies of mystery fiction / Police procedurals / Pulp magazin fiction / Radio Drama / Science fiction and the mystery genre / Sherlock Holmes pastiches / Spy- mystery- espionage-novels / Stage Plays / Television series / Thrillers / Traditional mystery fiction / True-crim stories / Women detectives.
Im Anhang: Bibliography / Web resources / Major Awards / Time Line of Mystery and Detective Fiction / Glossary / Chonological List of Writers.
Die Register: Geographical Index of Writers / Category Index of Writers / Subject Index. KT 50
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Rothschild-Todsicher-oder-die-erstaunlichsten-Faelle-der-Rechtsmedizin.jpg III. Rothschild, Markus A. (Hg):
Todsicher oder die erstaunlichsten Fälle der Rechtsmedizin.

2008, 249 S., s/w Abb., Militzke Verlag, 3-86189-805-5 / 978-3-86189-805-4 / K 20 26 55 47, EURO 19,90
21 Rechtsmediziner aus Deutschland und der Schweiz geben Einblicke in ihr Berufsleben und schildern Kriminalfälle, an deren Aufklärung sie maßgeblich beteiligt waren. Herausgeber Prof. Dr. Markus Rothschild, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin des Klinikums der Universität zu Köln, hat Kolleginnen und Kollegen gebeten, die für sie ungewöhnlichsten, spannendsten und eindruckvollsten Fälle ihrer Karriere zu schildern, die ohne ihre rechtsmediznischen Untersuchungen und Expertisen nie hätten aufgeklärt werden können. Voraussetzung für diese Beiträge war, die Fälle nicht im nüchternen Gutachtervokabular - wie vor Gericht üblich - darzustellen, sondern in eigenen Worten zu schildern. Hier wird die Arbeit in der Rechtsmedizin so geschildert, wie sie der Realität entspricht, und nicht, wie sie dem Zuschauern in entsprechenden TV-Serien vorgeführt wird. Die Untersuchungsmethoden in diesen Serien, die das Bild der Rechtsmedizin beim Zuschauer geprägt hat, gibt es so nicht. Diesem sogenannten CSI-Effekt begegenen die hier versammelten Beiträge und stellen die Arbeitsweise der Rechtsmedizin so dar, wie sie in Wirklichkeit aussieht. Jedem Beitrag vorangestellt sind Kurzvita der Autorinnen/Autoren. KT 50
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Krimijahrbuch-2008 I. Rudolph, Dieter Paul / Noller, Ulrich / Bacher, Christiane (Hg):
Krimijahrbuch 2008.
2008, 300 Seiten, NordPark Verlag (KrimiKritik 10), 978-3-935421-28-7, EURO 12,00
In Folge zum dritten Mal ist jetzt das "Krimijahrbuch", herausgegeben von Dieter Paul Rudolph, der vielen Internetbrowsern eher unter seinem Kürzel "dpr" bekannt sein dürfte, erschienen. Auch für das dritte Krimijahrbuch hat dpr wieder bekannte Autorinnen/Autoren aus der deutschsprachigen Krimiszene für Beiträge verpflichten können. Untergliedert ist das "Krimijahrbuch 2008" in 6 Teile: Bücher / Menschen / Alte Krimis / Film und Fernsehen / Hörspiel / Theorie und Fakten. Das neue Krimijahrbuch ist wieder einmal randvoll gepackt mit (Hintergrund-)Informationen, Interviews, Artikeln, Rezensionen & Kritiken. Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis, damit auch jeder weiß, daß sich die Anschaffung des neuen Krimijahrbuches lohnt.
BÜCHER: Ulrich Noller & Dieter Paul Rudolph: Krimi international 2007 / Bernd Kochanowski: USA 2007 - die Krimipreise / Jörg von Bilavsky: Der Charme des Morbiden - Krimis aus Österreich / Jost Hindersmann: "Der Krieg hatte Dänemark erreicht" - Kampf der Kulturen und der Irak-Krieg in dänischen Kriminalromanen 2007 / Ulrich Noller & Dieter Paul Rudolph: Deutschsprachige Krimis 2007 / Rumpel & Wörtche & Noller & Rudolph: SIEBEN für die (vorläufige) Ewigkeit
MENSCHEN: Ulla Lessmann: Neugierige Anarchisten - Ein Gespräch mit Sabine Deitmer / Mario Fuhse: Herbstliche Rhythmen - Gespräch mit Frank Göhre / Ludger Menke: "Kriminalliteratur ist für mich eine nostalgische Sache" - Ein Interview mit Gilbert Adair / Christiane Geldmacher: Krimiautoren in Zeiten des Internets - Ein Interview mit Henrike Heiland / Jasna Mittler: "Wenn das Manuskript fertig ist, habe ich mein Vergnügen gehabt" - Über den Autor Gunter Gerlach / Ekkehard Knörer: Gefahrenzonen, Kriegsgebiete - Der Politthrillerautor Dan Fesperman / Beate Hinrichs: Lebenslustig, aber nicht gertenschlank - Katy Munger und Casey Jones. Eine Homage
ALTE KRIMIS: Dieter Paul Rudloph: Die Bescholtenen - Zur Modernität "alter Krimis" / Ralf Koss: Zur Unterhaltung freigegeben - Historische Kriminalromane und die Weimarer Republik / Michael Farin: Selber Weltall - Dr. Mabuse - ein deutscher Held / Carsten Würmann: Volksgemeinschaft mit Verbrechern - zum Krimi im Dritten Reich / Jochen König: Philip Marlowes Erben sollen ermitteln, doch sind nicht auffindbar! - Zur Lage des Hardboiled-Krimis in Deutschland am Anfang eines neuen Jahrtausends / Joachim Feldmann: Ermittlungen in einer heillosen Welt - Christopher J. Sansoms historische Kriminalromane
FILM UND FERNSEHEN: Axel Bussmer: Zwischen Gewaltexzessen und Schauspielerkino - Die Kriminalfilme des Kinojahres 2007 / Axel Bussmer: Korrupte Polizisten als Helden - Die Polizeiserie "The Shield" als Gesellschaftsporträt / Jost Hindersmann: "Am I mad, in a coma, or back in time?" - Die britische TV-Serie "Life on Mars" - Gefangen in den Siebzigern / Ulrich Noller: Die Substanz des Buches in den Dienst der Gesetze des Films stellen - Liane Jessen, Fernsehspielchefin des Hessischen Rundfunks, über Genregeschichten in Literatur, Film und Fernsehen / Stephanie Busch & Ulrich Noller: "Wenn ab 16 Uhr alle anderen zu Hause sind, gehört mir die Stadt" - Drehbuchautor Orkun Ertener über seine Serie "KDD - Kriminaldauerdienst"
HÖRSPIEL: Ulrich Noller: "Das ist großartig!" - Im Gespräch mit Uta-Maria Heim, die nicht nur Kriminalromane schreibt, sondern auch Radio-Tatorte verantwortet / Catharina Sommer: Radio-Tatort Köln/Düsseldorf - "Der Emir" und die akustische Authentizität / Catharina Sommer: Wie der Radio-Tatort klingen sollte - "Es muss den Bauch erreichen, ohne den Kopf auszuschalten" / Matthias Kapohl: Entscheidung zum Thrill - Zur Hörspielbearbeitung von Joey Goebels "Vincent" - ein Werkstattbericht / Catharina Sommer: Hören mit Liebe - Das Infoportal www.hoerspielkrimi.de
THEORIEN UND FAKTEN: Ulrich Noller: Die Erzähltechniken der Kriminalliteratur - Was ist das überhaupt, ein Krimi? Interviews mit Jochen Vogt und Thomas Wörtche / Thomas Wörtche: Kleiner staubtrockener, humorloser und kondensierter Kriterienkatalog für idealtypische, anständige Rezensionen von Kriminalromanen / Ludger Menke: Memento mori - Nekrolog für das Jahr 2007 / Thomas Przybilka: Die Sekundärliteratur - Tipps des Jahres 2007. Eine Auswahl der deutschsprachigen Titel. KT 50
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schotten-edgar-wallace-teil-eins schotten-edgar-wallace-teil-zwei
I. Schotten, Wilfried:
Edgar Wallace.
Aus den Slums zum Weltruhm.
Biographischer Roman.

Teil I.
2005, 257 S., Books on Demand, 3-8334-3453-8 / 978-3-8334-3453-2, EURO 23,90
Teil II -
Soldat, Dichter und Reporter.
2007, 196 S., Books on Demand, 978-3-8370-0612-4, EURO 10,80
Der Startschuss für Wilfried Schottens Edgar Wallace-Biographie fiel an seinem 50. Geburtstag. Auslöser war eine englischsprachige Biographie - eine deutschsprachige Biographie war Wilfried Schotten, nach eigenen Angaben, bei seiner Suche nicht untergekommen. Es handelte sich bei dem Geburtstagsgeschenk übrigens um die 1964 im Verlag H. Hamilton, London, erschienene Biographie von Margaret Lane "Edgar Wallace" (dt. "Egar Wallace - Das Leben eines Phänomens). Fasziniert vom Krimi-Vielschreiber Wallace begann Schotten mit den Recherchen für seinen, auf drei Bände angelegten, biographischen Roman. Bände 1 und 2 liegen vor, in Arbeit ist der Abschlußband. Schotten wählte für seine Sicht auf Leben und Werk von Edgar Wallace die Form des dokumentarischen Romans. Er verwebt daher Fiktion und Fakten, da "� man bestimmte Dinge nicht in aller Genauigkeit recherchieren will oder � einfach nicht kann". Dennoch ist es Wilfried Schotten gelungen, für seine Version des Lebens von Edgar Wallace eine Unmenge von Details zusammenzutragen. Der erste Band beschreibt den Lebensabschnitt von Wallace in den Jahren 1875 bis 1892 (Jugendzeit, Pflegefamilie, erste Arbeitsstellen), Band 2 widmet sich der Zeit von 1893 bis 1901 (Sanitätssoldat, Korrespondent und Reporter im Burenkrieg). Der in Arbeit befindliche dritte Band wird sich dann mit dem Kriminalschriftsteller, Bühnenautor und Zeitungsherausgeber Wallace beschäftigen. Wünschenswert wäre in diesem 3. Band dann auch ein ausführliches Quellenverzeichnis (welches in den Bänden 1 und 2 vermisst wird) und, natürlich, eine ebenso ausführliche Bibliographie der Primär- wie Sekundärliteratur, damit auch dieser "Biographische Roman" als Nachschlagewerk und Arbeitsbuch zu Edgar Wallace genutzt werden kann (und somit gleichberechtigt in der Reihe der bisherigen Wallace-Biographien stehen kann). KT 50
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schueler-Im-Banne-des-Grauens I. Schüler, Wolfgang:
Im Banne des Grauens.
Handbuch zur Kriminalliteratur.

2007, 222 S., Kontrast Verlag, 3-935286-68-6 / 978-3-935286-68-8 / K 19 08 30 64, EURO 17,90
1999 landete auf meinem Schreibtisch ein in Leinen gebundenes schmales Büchlein mit dem Titel "Im Banne des Grauens". Der Autor Wolfgang Schüler schrieb mir dazu, daß es sich hierbei um eine erste Version einer Darstellung zur Kriminalliteratur handele, die er zunächst als Privatdruck publiziert habe. Ende 2007 konnte der Rechtsanwalt, Gerichtsreporter, Schriftsteller (zu seinen Büchern siehe vorangegangene KRIMI-TIPPS) und Edgar Wallace-Spezialist nun endlich sein "Handbuch zur Kriminalliteratur" im Pfälzer Kontrast-Verlag vorlegen. Aus dem Privatdruck ist eine wesentlich überarbeitete, verbesserte und ergänzte Ausgabe entstanden. Schüler legt damit eine kleine Geschichte der Kriminalliteratur und ihrer verschiedenen Darstellungsrichtungen und zugleich ein Handbuch zur Schreibanleitung für Krimis vor. In 10 Kapiteln, gegliedert in zwei Teile, werden die verschiedenen Spielarten der Kriminalliteratur erläutert, wobei Schüler seine Erläuterungen mit entsprechenden und für die Subgenre typischen Textbeispielen ergänzt. In den theoretischen Passagen geht er stets auf die Vertreter der jeweiligen Gattung, mehr oder weniger ausführlich, ein. Seine Einleitung "Die Väter des Unheimlichen" gibt einen kurzen geschichtlichen Überblick zur Kriminalliteratur. Im ersten Teil werden die "Gestaltungsprinzipien" erläutert: Der Rätselkrimi - Ist der Mörder immer Gärtner? / Die harte Story - Helden in zerknauschten Anzügen / Der Polizeiroman - Familienväter in Pantoffeln / Der Psychokrimi - Hüte Dich vor einem Mord / Schwarzer Humor - Vor dem Betreten der Küche wird gewarnt. Im zweiten Teil "Sonderformen" berichtet Schüler über: Regionalkrimi - Stadtführer der etwas anderen Art / Krimirätsel - Woran erkannte Kommissar Merks den Täter? / Horror - Der kalte Kuss des Todes / Gerichtsberichte - In den Fängen der Justiz. Das beigefügte Autorenregister verweist leider nur auf die genannten Autoren, die entsprechenden Kriminalromane, auf die sich Wolfgang Schüler in seine Darstellungen und Fallbeispielen bezieht, werden nicht aufgeführt und müssen daher im Text gesucht werden. Ebenso vermisst man eine Aufstellung weiterführender Literatur. Sollte in einigen Jahren eine Neuauflage geplant sein, würden diese Register das "Handbuch der Kriminalliteratur" wesentlich "runder" machen. KT 50
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server-Encyclopedia-of-Pulp-Fiction-Writers I. Server, Lee.
Encyclopedia of Pulp Fiction Writers.

2002, s/w Fotos, Infobase Publishing (Facts on File), 0-8160-4577-1 / 978-0-8160-4577-8, US $ 75,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Lee Server hat in 200 Einträgen die wichtigsten, aber auch weniger bekannten, Autorinnen und Autoren auf den Gebieten Western, hardboiled Detektiv- bzw. Kriminalroman, Spionagethriller, Gerichts-/Justiz-Thriller, Science Fiction, Horror und Erotik aufgeführt. U.a. sind dort Beiträge zu: V.C. Andrews, Ray Bradbury, Jackie Collins, Lester Dent, Ian Fleming, Erle Stanley Gardner, David Goods, Zane Grey, Chester Himes, Louis L'Amour, H.P. Lovecraft, Mario Puzo, Harold Robbins, Mickey Spillane oder Jacqueline Susann, um nur einige wenige zu nennen. Jede Autoreneintragung ist mit einer Kurzbiographie versehen, selbstverständlich ergänzt durch eine Bibliographie. Kreuzverweise ermöglichen das schnelle Auffinden jener Autorinnen/Autoren, die zu ähnlichen Themen veröffentlicht haben. Das Magazin "Booklist" meinte zu Servers Nachschlagewerk: "Encyclopedia of Pulp Fiction Writers fills a niche in sourcebooks on authors and is recommended for libraries with large literature criticism collections". KT 50
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siebald-Dorothy-L-Sayers I. Siebald, Manfred:
Dorothy L. Sayers.
Leben, Werk, Gedanken.

2007, 191 S., 37 s/w Abbildungen und Fotos, 2. überarb. Auflage, Neufeld Verlag, 978-3-937896-51-9 / K 19 26 45 21, EURO 14,90
In einem der Vorläufer zum KRIMI-TIPP (der "Auswahlliste der lieferbaren Sekundärliteratur zur Kriminalliteratur") habe ich bereits 1989 auf Manfred Siebalds Darstellung zu Dorothy L(eigh) Sayers hingewiesen. Erstmals erschien dieses Buch 1989 in der Reihe der R. Brockhaus Biographien. Manfred Siebald geht in seiner unterhaltsam geschriebenen Darstellung nicht ausschließlich auf die Kriminalschriftstellerin Sayers ein, sondern befaßt sich mit der Dichterin, Dramatikerin und stark christlich geprägten Philosophin. Das christliche Denken ist, schwerpunktmäßig, der Ansatzpunkt zum Bericht über Leben und Werk dieser englischen Autorin. Am 13. Juni 1893 geboren, wuchs die Autorin in Oxford auf. Geprägt wurde Dorothy L. Sayers durch ihr religiöses Elternhaus - ihr Vater war anglikanischer Pfarrer und Direktor der Chorknabenschule am Christ Church College, seinerzeit eine der renommiertesten Schulen in Oxford. Im ersten Teil seines Werkes geht Siebald auf das Leben von Dorothy L. Sayers ein, um dann ausführlich in den beiden folgenden Teilen sich mit dem Werk (Teil 2, Dichterin / Kriminalschriftstellerin / Dramatikerin / Essayistin / Übersetzerin) und den Gedanken (Teil 3, Schöpfer und Schöpfertum / Arbeit und Beruf / Frau und Mann / Schuld und Sühne / Jesus Christus) zu beschäftigen. Eine erfreulich ausführliche Auswahlbibliograhie der Primär- wie auch der Sekundärliteratur beschließt die Untersuchung zu einer Frau, die zu den ersten gehörte, die an der Universität Oxford ihr Examen machte und eng befreundet war mit Gilbert Keith Chesterton und C.S. Lewis. Mit ihren Detektivromanen schrieb Sayers Literaturgeschichte, den Ruf und Namen, den sie sich als Dramatikerin und Apologetin erwarb, steht immer noch hinter dem als Kriminalschriftstellerin zurück. Wer also mehr als nur über die Krimiautorin erfahren möchte, dem sei "Dorothy L. Sayers" von Manfred Siebald, Professor für Amerikanistik an der Johannes Gutenberg Universität Mainz empfohlen. KT 50
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sieberer-Als-Agent-hinterm-Eisernen-Vorhang III. Sieberer, Hannes (Hg):
Als Agent hinterm Eisernen Vorhang.
Fünf West-Spione über ihre DDR-Erfahrungen.

2008, 223 S., zahlreiche s/w Abb. und Fotos, edition Ost (Verlag Das Neue Berlin), 3-360-01092-2 / 978-3-360-01092-6 / K 20 22 65 42, EURO 14,90
In diesem Buch berichten fünf Männer, darunter Eberhard Fätkenheuer, Gerhard Tietz und Heinz Jonsek, die im Auftrag westlicher Nachrichtendienste in die DDR reisten. Sie sollten hinterm Eisernen Vorhang spionieren oder als Fluchthelfer aktiv werden. Die einen handelten aus Überzeugung, die anderen wegen der in Aussicht gestellten Summe. Sie wurden von der Spionageabwehr entdeckt und verhaftet. Keiner von ihnen saß die hohe Strafe ab, zu der er verurteilt worden war. Jeder wurde ausgetauscht oder "freigekauft" - so lief das im Kalten Krieg der Systeme. Die ehemaligen Spione berichten über ihre Motive, ihre geheimdienstliche Tätigkeit und über die Behandlung während der Haft in der DDR. Jeder hat seine eigene Sicht auf diese Zeit. Und während die einen vom größten Fehler ihres Lebens schreiben, erklären andere, daß sie unverändert stolz darauf sind, was sie taten. Dabei versuchen sie auch zu klären: Wer trug Schuld an unserem Scheitern? Wer kümmerte sich um uns, und wer ließ uns hängen? Die Auskünfte sind mehr als eine persönliche Lebensbilanz: Sie sind zugleich ein einzigartiges Geschichtsdokument und ein Zeugnis des heutigen Zeitgeistes. [Fätkenheuer: Darauf bin ich noch immer ein wenig stolz / Sieberer: Fätkenheuer und der Mann, der im Dunkeln blieb / Ünsalsudan: Gechartert von der IGfM / Sieberer: Der Fall des Christian Jahn, genannt "Bobby" / Tietz: Der amerikanische Dienst zerstörte mein Leben / Jonsek: Panzer zählen in der DDR / Sieberer: Wortmalerei in Schwarzweiß hat wieder Konjunktur / Bearden: Zu einigen Aktivitäten der CIA im Kalten Krieg / Rupp: Was war "Able Archer"] (vt) KT 50
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smith-opedia-of-the-Central-Intelligence-Agency III. Smith Jr., Thomas:
Encyclopedia of the Central Intelligence Agency.

2003, s/w Fotos, Infobase Publishing (Facts on File), 0-8160-4666-2 / 978-0-8160-4666-9. US $ 65,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
The Central Intelligence Agency (CIA) is one of the most fascinating yet least understood intelligence gathering organizations in the world, and much of their inner workings remains classified. The mere mention of the CIA evokes images of covert agents operating under a veil of secrecy in remote regions of the world. However, only a small fraction of the thousands of CIA employees serve at the agency's clandestine tip of the spear. "Encyclopedia of the Central Intelligence Agency" is the first single-volume A-to-Z reference to this mysterious, complex, and often misunderstood branch of the U.S. government. The ultimate resource for both casual readers and researchers, this comprehensive encyclopdia provides detailed descriptions and definitions of key CIA terms, players, equipment, operations, and parallel organizations. It also discusses perceptions of the agency in popular culture, including ist portrayal in film, television, and fiction. A one-stop resource, it contains an introduction that surveys the history of the American intelligence community from the colonial era to the present, four informative appendixes, and an extensive bibliography. (vt) KT 50
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sobin-The-Essential-Mystery-Lists I. Sobin, Roger M. (Hg):
The Essential Mystery Lists.

2007, 400 S., Poisoned Pen Press, 1-59058-457-0 / 978-1-59058-457-6, ca. US $ 39,95 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Wer sich einen Überblick über die weltweit wichtigsten Preise und Auszeichnungen in der Krimiszene verschaffen möchte, sollte Sobin's "The Essential Mystery Lists" greifbar haben. Sobin listet nicht nur die Gewinner fast jeden Krimi-Preises auf, sondern auch alle Nominees. Die vorliegende Aufstellung ist somit aktueller (die letzte Eintragung berichtet über den "Anthony Award" von 2007) als meine, inzwischen eingestellte, Auflistung "Krimi-Preise" (international) im LKL. KT 50
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sova-Critical-Companion-to-Edgar-Allan-Poe I. Sova, Dawn B.:
Critical Companion to Edgar Allan Poe.
A Literary Reference to His Life and Work.

2007, s/w Fotos und Illustrationen, Infobase Publishing (Facts On File), 0-8160-6408-3 / 978-0-8160-6408-3, US $ 75,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
In der Serie "Facts on File" hat Dawn B. Sova mit "Critical Companion to Edgar Allan Poe" ein Nachschlagewerk vorgelegt, dessen 1. Auflage ("Edgar Allan Poe A to Z") 2002 mit dem Edgar Allan Poe Award in der Sparte "Best Critical / Biographical Work" ausgezeichnet wurde. Diese jetzt vorliegende zweite Auflage wurde wesentlich erweitert und verbessert. Eine ausführliche Biographie wird ergänzt durch kritische Anmerkungen zum Hauptwerk des bekanntesten und, in den USA, beliebtesten amerikanischen Schriftstellers. Weiterhin sind ausführliche Anmerkungen zu Poes Protagonisten zu finden (von C. Auguste Dupin bis Montresor). Sova gibt zudem einen Überblick zu den verschiedenen Meinungen über die Poes schriftstellerische Beeinflussung auf das Werk von Baudelaire und anderen französischen Autoren. Warum und weshalb haben Orte wie Baltimore oder New York City u.a. Städte Eindruck auf Poe gemacht und haben somit einen gewissen Stellenwert in seinem Werk eingenommen? Eine Frage, auf die Sova gleichfalls eingeht. Im Anhang: Index, Bibliographien, Kreuzverweise, Chronologie und eine Aufstellung der wichtigsten Forschungssammlungen mit Primär- und Sekundärliteratur von und zu Edgar Allan Poe. KT 50
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Stashower-Sir-Arthur-Conan-Doyle I. Stashower, Daniel:
Sir Arthur Conan Doyle.
Das Leben des Vaters von Sherlock Holmes.

2008, ca. 500 S., Ill. (Teller of Tales. The Life of Sir Arthur Conan Doyle, Ü.v. Klaus-Peter Walter & Michael Ross) Verlag Baskerville Bücher, ISBN 978-3-930932-04-7, EURO 36,90
Der nun schon seit über einhundert Jahren währende Ruhm von Sherlock Holmes hat seinem geistigen Vater Sir Arthur Conan Doyle so manches Kopfzerbrechen bereitet. Zu Beginn stand schlicht die Verwunderung darüber, dass diese Abenteuer, die er in kürzester Zeit zu Papier brachte, überhaupt eine solche Anhängerschaft fanden. Später wuchs der Unmut darüber, dass Holmes zunehmend "der Anerkennung meines ernsthafteren literarischen Werks im Wege stand", wie er in seiner Autobiographie schrieb. Seine Sorgen waren durchaus berechtigt, wenn man beispielsweise feststellt, dass im deutschen Sprachraum bereits mehrere Biographien über Sherlock Holmes veröffentlicht wurden, aber bis dato keine einzige über Conan Doyle. Diesem Missstand wird nun abgeholfen. Mit Daniel Stashowers ebenso umfassender wie unterhaltsamer Biographie über das Leben des Vaters von Sherlock Holmes kann der Leser nicht zuletzt nachvollziehen, warum Conan Doyle die Dominanz seiner Schöpfung so ärgerte: Werk und Wirken dieses Mannes gingen nämlich weit über Sherlock Holmes - und weit über literarische Erzeugnisse im Allgemeinen - hinaus: Er bereiste die Arktis und die afrikanische Westküste, studierte und praktizierte Medizin, betätigte sich mit beachtlichem Erfolg in einer Vielzahl von Sportarten, arbeitete als Kriegsberichterstatter, setzte sich für Opfer von Justizirrtümern ein, kandidierte für das Parlament und engagierte sich mit fortschreitendem Alter immer stärker für den Spiritismus. Neben dem Detektiv aus der Baker Street schuf er mit dem an Münchhausen erinnernden Brigadier Gerard und dem streitbaren Professor Challenger weitere unvergessliche Gestalten der Unterhaltungsliteratur und außerdem einige zu seiner Zeit vielbeachtete historische Romane in der Tradition Sir Walter Scotts. Stashower nähert sich seinem Gegenstand mit Sympathie, ohne die kritische Distanz aufzugeben. So wirbt er um Verständnis für Conan Doyles spiritistische Überzeugungen (mit denen sich dieser damals in guter Gesellschaft befand), ohne zu verschweigen, wie schwach seine Argumente für diesen Glauben häufig waren, und wie leicht er sich von offenkundigen Betrügern hinters Licht führen ließ. Conan Doyles literarisches Schaffen ordnet Stashower in den zeitlichen Kontext ein und spürt darin autobiographischen Bezügen und charakteristischen Stilmerkmalen nach. Vor allen Dingen aber gelingt es Stashower, das Leben des großen Geschichtenerzählers seinerseits so anschaulich und kurzweilig zu erzählen, dass man nach seiner Lektüre gut informiert und gut unterhalten zugleich ist. [Gasthinweis von Michael Ross, Sherlockian und Verleger. Michael Ross gilt in Deutschland als einer der wichtigsten Doyle-/Holmes-Spezialisten. Seine 1994 erschienene Bibliographie "Sherlockiana 1894 - 1994. Ein Bibliographie deutschsprachiger Sherlock-Holmes-Veröffentlichungen" ist unverzichtbares Standardnachschlagewerk. Als Verleger hat Ross u.a. heraugebracht: "Kästner, Bibliographie der Kriminalerzählungen, 1948 - 2000" (2001) und "Przybilka, Krimis im Fadenkreuz. Kriminalromane, Detektivgeschichten, Thriller, Verbrechens- und Spannungsliteratur der Bundesrepublik und der DDR 1949 - 1990/92. Eine Auswahlbibliographie der deutschsprachigen Sekundärliteratur" (1998). Mehr zu Doyle-/Holmes-Publikationen im Verlag Baskerville Bücher unter www.baskerville.de]. KT 50
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steiniger-CIA-FBI-und-Co III. Steiniger, Klaus:
CIA, FBI & Co.
Das Kartell der US-Geheimdienste.

2008, 255 S., zahlr. s/w Abb. und Fotos, Vor- und Nachwort von Rainer Rupp, Verlag Das Neue Berlin, 2-360-01941-5 / 978-3-360-01941-7 / K 20 22 60 12, EURO 14,90
Die Central Intelligence Agency, gegründet im Morgengrauen des Kalten Krieges, kennt man weltweit unter der Abkürzung CIA. Weniger bekannt sind die Aktivitäten der anderen US-Geheimdienste wie FBI, IRS und NSA. Sie alle haben im Kern dieselbe Aufgabe und dasselbe Ziel: den Einfluß der USA in aller Welt zu sichern. Die Liste der unerklärten Kriege, Umstürze und Sabotageaktionen gegen fremde Staaten ist lang und hinterläßt eine blutige Spur rund um den Globus. Dennoch ist die Erfolgsbilanz dieser gigantischen Apparate, denen zusammen pro Jahr fast dreißig Milliarden Dollar zur Verfügung stehen, ziemlich mager. Mit großer Sachkenntnis gibt Klaus Steiniger Einblick in Methoden und Umfeld der wichtigsten US-Geheimdienste, die ihre unheimliche Macht auch gegen die eigene Bevölkerung entfalten und sich seit Jahrzehnten als unkontrollierbarer Staat im Staate erweisen. Ergänzt wird Steinigers Studie durch ein Vor- und Nachwort des ehemaligen HVA-Topagenten Rainer Rupp, einem intimen Kenner der CIA. (vt) KT 50
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Swierczynski-The-Encyclopedia-of-the-FBIs-Ten-Most-Wanted-List III. Swierczynski, Duane:
The Encyclopedia of the FBI's Ten Most Wanted List.
1950 to Present.

2004, Steckbrieffotos, Infobase Publishing (Facts on File), 0-8160-4560-7 / 978-0-8160-4560-0, US $ 75,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Im Jahr 1949 saß ein Reporter der Zeitung "The Washington Times" über einer knalligen Kriminalreportage. Was ihm zur Abrundung seiner Reportage noch fehlte waren ein paar Namen. Kurz entschlossen rief er beim FBI an und fragte nach den Namen der meistgesuchten Verbrechern Amerikas. Die Namensliste die er dann erhielt wurde in "The Washington Times" abgedruckt und erlangte im Nachkriegs-Amerika so viel Aufmerksamkeit in der Bevölkerung, daß sich FBI-Chef J. Edgar Hoover entschloß, eine "FBI's Ten Most Wanted List" ins Leben zu rufen. Diese "Most Wanted List" wurde damit zum erfolgreichsten Fahndungsmittel der amerikanischen Bundespolizeibehörde. Mit der Veröffentlichung der ersten offizielle "Most Wanted List" am 14.3.1950 bis zum Januar 2000 wurde damit nach insgesamt 458 Männern und Frauen in ganz Amerika gefahndet. Und zwar höchst erfolgreich: 94 Prozent der so gesuchten Verbrecher konnten gefaßt und der Justiz überstellt werden. Duane Swieczynski hat die Steckbriefe dieser 458 Gesuchten in chronologischer Folge zusammengestellt. No. 456 der Most Wanted ist übrigens Osama Bin Laden und gehört zur Zeit immer noch zu den 6 Prozent der nicht gefassten Gewaltverbrecher. Zu jeder Eintragung gehört, neben dem Steckbrieffoto, alle Details zum Verbrechen des oder der Gesuchten, erwähnt wird wie lange dieser Steckbrief bis zur erfolgreichen Festnahme auf der Liste stand und es werden die jeweiligen FBI-Methoden beschrieben, die letztendlich zur Festnahme des/der Gesuchten führten. KT 50
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Szumskyj-Dissecting-Hannibal-Lecter I. Szumskyj, Benjamin (Hg):
Dissecting Hannibal Lecter.
Essays on the Novels of Thomas Harris.

2008, 239 S., Vorwort von Daniel O'Brien, McFarland, 978-0-7864-3275-2, US $ 35,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Der australische Hochschullehrer Benjamin Szumskyj hat 12 Vorlesungen verschiedener Beiträger zum Werk Thomas Harris' versammelt, in denen die unterschiedlichen Themen des Autors analysiert werden: z.B. das Motiv des Serienkillers; die Trilogie "Red Dragon", "Silence of the Lambs" und "Hannibal" um den berühmt-berüchtigten Hannibal "The Cannibal" Lecter, aber auch Themen in Büchern von Harris, die vor der Hannibal-Trilogie erschienen (z.B. "gothic romance" in "Black Sunday", dem ersten Roman von Harris). Das Inhaltsverzeichnis: Peter Messent: American Gothic - Liminality and the Gothic in Thomas Harris' Hannibal Lecter Novels / John Goodrich: Hannibal at the Lectern - A Textual Analysis of Dr. Hannibal Lecter's Character and Motivations in Thomas Harris's "Red Dragon" and "The Silence of the Lambs" / Philip L. Simpson: Gothic Romance and Killer Couples in "Black Sunday" and "Hannibal" / Robert H. Waugh: The Butterfly and the Beast - The Imprisoned Soul in Thomas Harris's Lecter Trilogy / Davide Mana: This is the Blind Leading the Bling - Noir, Horror and Reality in Thomas Harris's "Red Dragon" / Tony Williams: From "Red Dragon" to "Manhunter" / S.T, Joshi: Suspense vs. Horror - The Case of Thomas Harris / Tony Magistrale: Transmogrified Gothic - The Novels of Thomas Harris / Ali S. Karim: "Hannibal Rising" - Look Back in Anger / Phillip A. Ellis: Before Her Lambs Were Silent - Reading Gender and the Feminine in "Red Dragon" / Scott D. Briggs: "Black Sunday", Black September - Thomas Harris's Thriller, from Novel to Film, and the Terror of Reality / Benjamin Szumskyj: Morbidity of the Soul - An Appreciation of Hannibal / Charles Gramlich: Afterword - Mythmaker. KT 50
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ulfkotte-Der-Krieg-im-Dunkeln III. Ulfkotte, Udo:
Der Krieg im Dunkeln.
Die wahre Macht der Geheimdienste.

2008, 542 S., aktualisierte Ausgabe, Heyne Taschenbuch 60069, 3-453-60069-X / 978-3-453-60069-0 / K 19 17 68 84, EURO 9,95
Udo Ulfkotte hat sich seit Jahren einen Namen als Autor und Spezialist zum Thema Sicherheitsmanagement, Spionage und Geheimdienste gemacht. 2006 erschien sein Buch "Der Krieg im Dunkeln", das jetzt als aktualisierte Ausgabe als Taschenbuch vorliegt. Ulfkotte gibt hier einen Überblick über verschiedene Geheimdienste und vermittelt einen tiefen Einblick in deren Geschichte und ihren legalen wie auch illegalen Arbeitsmethoden. Ausführlich wird auf MI5 und MI6, Mossad, CIA, DGSE und DST, KGB und Nachfolger FSB und den BND eingegangen. Spannend und verständlich wird geschildert, wie es den Geheimdiensten gelingt lenkend in die Weltwirtschaft einzugreifen, was sie als Berater den Politikern mitteilen und was sie lieber unter der Decke halten und wie die konkurrierenden Nachrichtendienste und ihre Schlapphüte bestens zusammenarbeiten. "Udo Ulfkotte gehört zu den wenigen deutschen Journalisten, die sich in Terrorismus- und Geheimdienstfragen wirklich auskennen" meint Deutschlandradio Berlin. Für seine jahrelangen Recherchern über Terror und Islamismus erhielt Ulfkotte 2003 den Annette-Barthelt-Preis. KT 50
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valentin-sakrileg I. Valentin, Joachim (Hg):
Sakrileg.
Eine Blasphemie?
Das Werk Dan Browns kritisch gelesen.

2007, 170 S., 20 s/w Abb., Aschendorff Verlag, 3-402-11785-1 / 978-3-402-11785-9 / K 18 76 26 20, EURO 12,80
Der Mystery- und Verschwörungs-Thriller "Sakrileg" (The Da Vinci Code) des Amerikaners Dan Brown hat als Buch, und später als Verfilmung, für Furore gesorgt. Die Kassen klingelten in den Ländern, in denen dieser Thriller erschien. Zugleich erschien, vor allem in den USA aber auch in Deutschland, jede Menge an begleitender Literatur zu "Sakrileg" (s. frühere KRIMI-TIPPS), sei es literaturwissenschaftliche Untersuchungen oder sogenannnte Entschlüsselungsliteratur oder auch Führer zu den Schauplätzen der Dan Brown Thriller. Angeblich fühlen sich 53 % der Amerikaner, die sich an einer Meinungsumfrage beteiligten, in ihrem Glauben von Dan Browns "Sakrileg" beieinflußt! Und es wird konstatiert, daß "die Bereitwilligkeit vor allem vieler junger Menschen, die fiktiven Romane Dan Browns als wissenschaftliche Werke ernst zu nehmen" vorhanden ist (Joachim Valentin, Vorwort). Joachim Valentin (Theologe) hat Historiker, Germanisten, Philologen, Religionswissenschaftler und im Besonderen Theologen gebeten, aus Sicht ihrer Fachgebiete die Romane Dan Browns (mit Schwerpunkt "Sakrileg") kritisch gegenzulesen: Joachim Valentin: Scharlatanerie oder neue Religion? Die Romane Dan Browns als Herausforderung für Kirche und Theologie / Claus Arnold: Nichts Neues unter der Sonne. Dogmenkritik und Antikatholizismus bei Dan Brown / Hille Haker: Literatur & Ethik. Geheimbünde und Aufklärung / Reinhold Zwick: "Der Erlöser liebte Maria Magdalena mehr als alle Jünger" (EvPhil 55b). Anmerkungen zu Dan Browns Rezeption gnostischer Traditionen / Iris Gniosdorsch: Maria Magdalena - Heilige oder Hure. Theologische und kunsthistorische Bemerkungen / Kornelia Siedlaczek: Männerphantasien. Frauen in The Da Vinci Code / Theresia Heimerl: Zur esoterischen Vorgeschichte von The Da Vinci Code / Lutz Lehmhöfer: Zur Aktualität alter Verschwörungstheorien bei Dan Brown / Peter Hasenberg: Verborgenen Texte, geheime Verschwörungen. Der Film "The Da Vinci Code - Sakrileg" und das Filmgenre des religiösen Thrillers. KT 50
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keincover II. Wackermann, Michael:
Die Kriminalserie im Werbeprogramm des Fernsehens.
Empirische Gundlagen zur Entwicklung eines medienpädagogischen Curriculums.

1977, 311 S., Peter Lang Verlag (Pädgogik, Band 33), 978-3-261-01759-8, EURO 39,00 Die Schneidetischanalyse einer Kriminal-Serie wird durchgeführt vor dem Hintergrund der zentralen Hypothesen von der "Entgesellschaftlichung" der Kriminalität bei ihrer Darstellung in den Massenmedien. Auf der Grundlage erkenntnistheoretischer Überlegungen zur Methodik der Filmanalyse und einer Diskussion der Kriminalitätstheorien lassen sich Analysekategorien entwickeln. Damit kann die Darstellung von Kriminalität in der Massenkommunikation als Ausdruck gesellschaftlichen Bewusstseins erfasst und seine ideologische Verzerrung und partielle Ausblendung festgehalten werden. (vt) KT 50
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waldkirch-Der-Trend-zum-Mystery-Genre-in-neuen-Romanen-und-Filmadaptionen I + II. Waldkirch, Nina:
Der Trend zum Mystery-Genre in neuen Romanen und Filmadaptionen.
Dan Brown, Atruro Pérez-Reverte und Wolfgang Holbein.

2007, 135 S.. Tectum Verlag (Literatur und Medien, Band 1), 978-3-8288-9365-8, EURO 24,90
"Sakrileg", "Die neun Pforten", "Das Blut der Templer" - seit einigen Jahren ist eine auffallende Tendenz zum Mysterys-Genre zu verzeichnen, sowohl im Buch-, als auch im Film- und Fernsehbereich. Das hybride Genre vereint gekonnt die Gattungen Detektivgeschichte, Thriller, Fantasy und Horror. Nicht nur die Autoren und Regisseure, sondern auch die Leser und Zuschauer dieses Genres befinden sich auf den Spuren von Mythen, Legenden, Rätseln und der Schatzsuche. Alle in diesem Buch behandelten Titel verbinden außerdem das neue Motiv der Geheimgesellschaften und die sich um sie rankenden Verschwörungstheorien. Die Mystery-Welle weitet sich auf sämtliche Medien und Gattungen aus und ist keineswegs reine Unterhaltungsliteratur. Die Verschmelzung von Fakt und Fiktion regt Leser zur Informationsrecherche an und verursacht öffentliche Diskussionen in Form von Fernsehbeiträgen, Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln. Weiterführende Literatur zu dem in den Romanen und Filmen offenbarten geheimen Wissen wird in hohen Auflagenzahlen verkauft. Dieses Phänomen ist nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland verbreitet: Weltweit gehen die Menschen aufgrund von Mystery-Romanen und deren Verfilmungen auf "Recherchejagd". Nina Waldkirch erklärt das multimediale und internationale Erfolgsgeheimnis des Genres und zeigt seine Tendenz zur Weiterentwicklung auf. Die Autorin legt damit erstmals einen umfassenden Beitrag zum bislang selten untersuchten Fachgebiet Mystery vor. Dieses Buch ist nicht nur für Fachleute der Literatur und des Films von Interesse, sondern auch für alle Mystery-Fans. Inhalt: Das Mystery-Genre / Sakrileg (Der Roman "Sakrileg" / Der Film "The Da Vinci Code") / Der Club Dumas (Der Roman "Der Club Dumas" / Der Film "Die neun Pforten") / Das Blut der Templer (Der Roman "Das Blut der Templer"). (vt) KT 50
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weiner-cia III. Weiner, Tim:
CIA.
Die ganze Geschichte.

2008, 864 S., 8 Fototafeln (Legacy of Ashes, Ü.v. Monika Noll / Elke Enderwitz / Ulrich Enderwitz / Rolf Schubert), S. Fischer Verlag, 3-10-091070-2 / 978-3-10-091080-7 / K 19 91 96 52, EURO 22,90
Es war nie ein Geheimnis, dass die CIA Leichen im Keller hat. Doch was Tim Weiner in über zwanzig Jahren Recherche zusammengetragen hat, geht weit über alle bisherigen Veröffentlichungen zur CIA hinaus und lässt zahlreiche weltpolitische Ereignisse - beginnend mit dem Korea-Krieg bis hin zum 11. September - und ihre Akteure in neuem Licht erscheinen. Weiners Blick hinter die Fassade des angeblich omnipotenten Geheimdienstes enthüllt viel bislang Unbekanntes. Einmalig ist, dass Weiner alle Fakten und seine brillanten Schlussfolgerungen vollständig mit Primärquellen belegen kann. Dafür sichtete er über 50.000 Dokumente in den Archiven des Geheimdienstes, des Weißen Hauses und des State Department, die teilweise bis heute als geheim eingestuft waren, und führte hunderte von Interviews mit hochrangigen Politikern, Ex-Agenten und Insidern, u.a. mit zehn ehemaligen CIA-Direktoren. (vt) KT 50
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white-Violent-Femmes I. White, Rosie:
Violent Femmes.
Women as spies in popular culture.

2007, 166 S., s/w Illustrationen und Fotos, Routledge (Transformations Series), Harcover 978-0-415-37077-6, £ 65,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt) / Paperback 978-0-415-37078-3, £ 25,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Rosie White analysiert die Rolle weiblicher Spione und Agenten, die nicht ohne Einfluß auf die englischen und amerikanischen Kriminal- und Spionageliteratur und den Kriminal-/Spionagefilm des letzten Jahrhunderts war. Welche kulturellen Veränderungen fanden statt, wie wurde Weiblichkeit, Macht und Sexualität dargestellt, wie haben diese sich Darstellungen im Laufe der Zeit verändert? White's Untersuchung beschreibt was z.B. die Figur der Modesty Blaise über die Frau und deren Rolle in den 60er und 70er Jahren aussagte bzw. wie sie dargestellt wurde. Vor der "Arbeitsplatzbeschreibung" der Spionin wirft sie zunächst einen Blick auf die männlichen Spione in der Spannunges- und Unterhaltungliteratur. In fünf weiteren Kapiteln wird diese Rolle dann exmplarisch an ausgewählten Romanen bzw. Filmen festgemacht: Spies, lies and sexual outlaws - male spies in popular fiction / Femmes fatales and British grit - women spies in the First and Second World Wars / Dolly birds - female spies in the 1960s / English roses and all-American girls - "The New Avengers" and "The Bionic Woman" / "Nikita" - from French cinema to American televison / "Alias" - quality television and the working woman. Eine ausführliche Bibliographie der Sekundärliteratur rundet das Werk ab. KT 50
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wicke-Jakob-Arjouni-Happy-birthday-Tuerke I. Wicke, Rainer-Ernst:
Jakob Arjouni "Happy birthday, Türke!".
Literatur-Kartei zum Kriminalroman von Jakob Arjouni.

2004, 72 S., zahlr. s/w Abb., Schnellhefter, geeignet für die Klassen 8- 11, Verlag an der Ruhr (Literatur-Kartei), 3-86072-921-7 / 978-3-86072-921-2 / K 12 83 33 95, EURO 19,00
Ausführlicher Hinweis s. Esser in diesem KRIMI-TIPP. KT 50
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williams-The-Erotic-Thriller in-Contemporary-Cinema II. Williams, Linda Ruth:
The Erotic Thriller in Contemporary Cinema.

2005, 480 S., Edinburgh University Press, HC 978-0-7486-1149-2, £ 65,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt) / PB 978-0-7486-1148-5, £ 19,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
This book is the first of its kind to examine in detail a new genre which evolved in the 1980s and 1990s in Britain and the United States in tandem with the rise of video - the erotic thriller. It looks at the relationship between pornography and film noir which the erotic thriller has brought about; at straight-to-video film; at the role of erotic thriller stars and key directors; and at women in contemporary mainstream sex cinema. Chapters cover the erotic thriller as woman's film, erotic thriller science fiction and horror, and the genre's influence on other forms, such as European sex-thrillers and art house erotic thrillers. (vt) KT 50
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NACHWEISE
Interessante Sekundärliteratur, die trotz Anforderung das Archiv nie erreichten
– Schade –
(tp = Thomas Przybilka / vt = Verlagstext)

allen-reading-csi-Crime-TV-Under-the-Microscope II. Allen, Michael (Hg):
Reading CSI.
Crime TV Under the Microscope.

2007, 304 S., I.B. Tauris, 978-1-84511-428-2, £ 12,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
This is what we know, this is the truth: CSI is a global television phenomenon. It began in 2000 with "CSI: Crime Scene Investigation", a dark procedural drama about forensic science set with the neon escapism of Las Vegas, in which Gil Grissom and his team search within the very vitals of the murder victims they investigate. Nearly 17 million viewers tuned in each week and CSI: Crime Scene Investigation fast became America's number one show. The success of the series moved in into franchise territory, continuing in 2002 with the body beautifuls and dismembereds of CSI: Miami (now the world's biggest television show) and again in 2004 extending the franchise to the melancholic noir of post-9/11 New York with CSI: NY. "Reading CSI" pieces together the evidence in order to understand what the CSI shows mean to contemporary television culture, both in America and beyond. The varied, intellectually curious and often polemic responses to CSI from critics, journalists and industry professionals focus on a range of issues from the pornographic quality of the CGI effects, the relationship of characters to their narratives, and the reaction of the fans, to the semiotics of Horatio Caine's sunglasses. This in depth, compulsive read also includes a full episode guide. (vt) KT 50
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chapman-Licence-to-Thrill.jpg II. Chapman, James:
Licence to Thrill.
A Cultural History of the James Bond Films.

2007, 336 S., I.B. Tauris, 978-1-84511-515-9, £ 12,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
"Licence to Thrill" follows Bond from the 1962 "Dr. No", through all the subsequent Bond films, exploring them within the culture and politics of the times, as well as within film culture itself. For this new edition, Chapman has now brought the story right up to the present, with a revised Introduction, a new Chapter One and, most importantly, full coverage of Brosnan as Bond in "The World is Not Enough" and "Die Another Day", as well as, of course, a brand new chapter on "Casino Royale" and Daniel Craig's new-look Bond. (vt) KT 50
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claus-kriminal-panoptikum-2 III. Claus, Steffen:
Kriminal-Panoptikum,
Bd. 2. Kuriose Kriminalfälle - unglaubliche Geschichten.

2007, 338 S., 15 Abb., Projekte-Verlag, 3-86634-280-2 / 978-3-86634-280-4 / K 19 59 38 71, EURO 19,85
Das Kriminal-Panoptikum filtert besonders jene Kuriositäten, Begebenheiten und Histörchen aus der unendlichen Kriminalgeschichte, die sonst eher nebensächlich sind, hier aber gebündelt ein informatives und unterhaltsames Anschauungsmaterial liefern, mit dem noch heute manche Gaunerei entlarvt und vereitelt werden kann. Dieses Panoptikum vergangener Zeiten wird so zum unterhaltsamen Lehrbuch heute immer notwendiger werdender Kriminalprävention. Erfolgreiche Ganoventricks haben Generationen überdauert und werden weitervererbt, sofern sie noch funktionieren, solange man Dumme dafür findet. Das, was ihm Erfolg verspricht, gehört zum Repertoire des Ganoven, das Alter der Täuschung spielt dabei überhaupt keine Rolle. (vt) KT 50
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claus-Unfassbar III. Claus, Steffen:
Unfassbar.
Moritaten vom Kindsmord.
Fälle - Hintergründe - Konsequenzen.

2007, 186 S., Projekte-Verlag, 3-86634-249-7 / 978-3-86634-249-1 / K 19 56 63 00, EURO 12,50
Polizeihauptkommissar Steffen Claus ist seit Jahren als "Kinderpolizist" in Kindergärten und Grundschulen unterwegs, um Kinder vor möglichen Gefahrensituationen zu warnen. Solche kriminalpräventive Arbeit, mit kindgerechtem Zubehör vermittelt, ist wichtig. Seine ständigen Begleiter "Wachtmeister Pfiffig" und "Polizeirabe Rudi" haben die Kinderherzen erobert. Es gibt aber auch Kinden, denen das Unfassbare angetan wurde, oft sogar von den eigenen Eltern. Jedes der hier geschilderten Schicksale ist authentisch. Dieses Buch soll denen eine Stimme geben, die noch nicht oder nicht mehr darüber sprechen können. Oft haben Ämter versagt, denen die Problemfamilien bekannt waren. Dieses Buch ermahnt unsere Gesellschaft, mehr für das Wohl ihrer Kinder zu tun. Was wir brauchen, ist die Sensibilisierung aller für eine Welt der Kinder. Eine starke Allianz, die Kinder schützen hilft. (vt) KT 50
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claus-Wenn-Kinder-Opfer-werden III. Claus, Steffen:
Wenn Kinder Opfer werden.
Kriminalfälle - Hintergründ - Prävention.

2006, 389 S., Projekte-Verlag 3-86634-111-3 / 978-3-86634-111-1 / K 19 56 63 11, EURO 14,85
Es gibt Schlagzeilen, die lassen uns das Blut gefrieren. Sie gehören zu einem fürchterlichen Szenario: Entfaltete Suchketten durchkämmen unwegsames Gelände, Eltern hoffen, bangen, erleiden unsägliche Qualen. Pro Jahr werden in Deutschland durchschnittlich mehr als 40 Kinder unter 14 Jahren ermordet. Trotz der hohen Aufklärungsqutoe fehlt von manchen Tätern noch jede Spur. Betroffen, hilflos, ratlos, in gewisser Ohnmacht nehmen wir zu Kenntnis, dass erneut ein junges Leben ausgelöscht wurde. Die Mörder erhalten zwar eine gerechte Strafe, doch wir meinen, sie sei nicht gerecht, weil sie nicht hart genug sein kann. Es gibt zwar kein Allheilmittel gegen die schreckliche Realität der Verbrechen an Kindern und Jugendlichen, deswegen kann und muss man unbedingt darüber reden, aufklären, den Menschen sensibilisieren, sich nicht abwenden, wenn man solche Dinge thematisiert. (vt) KT 50
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evanovich-Ho- I-Write I. Evanovich, Janet & Yalof, Ina:
How I Write.
Secrets of a Bestselling Author.

2006, 264 S., St. Martin's Press, 0-312-35428-2, ca. US $ 13,95 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
How many people would kill to be a bestselling novelist? Especially one like Janet Evanovich. Writers want to know how a bestselling author thinks, writes, plans, and dreams her books. And they are primed for a book from Janet Evanovich that tells, in a witty Q&A format: How she comes up with such remarkable characters / How she nails the perfect name every time / How she finds out insider details / Just how she sets up those masterful plots / What the life of a full-time writer is really like / What she'd tell an aspiring author about the publishing industry. This book details the elements of writing and publishing a novel, and addresses all categories of fiction - from mystery/thriller/action titles to romance; from stand-alone narratives to series. It offers practical and inspiring advice on such subjects as structuring a plot and handling rejection. And it combines one to today's most successful fiction writers with a published non-fiction writer who teaches creative fiction. "How I Write" is the perfect reference for anyone looking to improve their writing, and for those fans who are hungry to find out more about just how Janet Evanovich ticks. (vt) KT 50
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hanson-Hollywood-Heroines II. Hanson, Helen:
Hollywood Heroines.
Women in Film Noir and the Female Gothic Film.
2007, 272 S., Abb., I.B. Tauris, 978-1-84511-561-6, £ 15,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
The endangered and dangerous female figures of "Rebecca", of "Jagged Edge" and "What Lies Beneath", have an enduring fascination. "Hollywood Heroines" offers us new ways of thinking about these classic and contemporary Hollywood heroines, and about the inter-relationships of gender and genre in two of Hollywood's key generic cycles, film noir and the female gothic film. Beginning with the origin of these cycles and the ways in which they represented women in the American film industry and culture of the 1940s, Helen Hanson trances their revival in neo-noir and neo-gothic films from the 1980s to the present. She also places the female figures of the femme fatale, female investigator and gothic heroine within the shifting contexts of the film industry and debates in feminist film criticism. Hanson examines a wide range of films from both periods, including "Suspicion", "Gaslight" and "Pacific Heights", and gives particular attention to their presentation of female stories, actions and perspectives. She reveals a diversity of female figures, representations and actions in film noir and the female gothic film, and argues that these women are part of a negotiation of female identities, desires and roles across a long historical period. (vt) KT 50
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kalifa-Histoire-des-detectives-prives-en-France III. Kalifa, Dominique:
Histoire des détectives privés en France (1832 - 1942)
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2007, 400 S., Nouveau Monde éditions, 2-84736-177-4 / 978-2-74736-177-3, EURO 12,00
1832 gründete Eugène François Vidocq in Paris das erste Büro für verdeckte Ermittlungen in Frankreich. Dominique Kalifa beschreibt Geschichte und Entwicklung des Berufsstandes Privatdetektiv in Frankreich bis zur Zeit der Vichy-Regierung im Jahr 1942. KT 50
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lemonier-Balades-policieres-dans-Paris IV. Lemonier, Marc:
Balades policières dans Paris.

2006, 240 S., 290 farb. Abb., Nouveau Monde éditions, 2-84736-145-6 / 978-2-84736-145-2, EURO 23,00
Ein Stadtführer durch das Paris, wie es der Leser aus zahlreichen Kriminalromanen kennt. Lemonier nimmt den Leser mit zu den Örtlichkeiten, Plätzen und Straßen, wo Nestor Burma, Maigret oder Kommissar Navarro und viele anderen ermittelten, wo Fantômas und andere Verbrecher ihr Unwesen trieben, die San Antonio beschrieb oder die aus den vielen Kriminalfilmen, die in Paris gedreht wurden, bekannt sind. KT 50
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silver-Purloined-Letters I. Silver, Mark:
Purloined Letters.
Cultural Borrowing and Japanese Crime Literature, 1868 - 1937.

2008, 224 S., University of Hawai'i Press, 978-0-8248-3188-2, US $ 52,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Mark Silvers Untersuchung zur Geschichte der japanischen Kriminalliteratur. Es werden die Gerichtskrimis von Tokugawa analysiert ebenso wie die frühen "dokufu-mono" (Giftmischerinnen-Krimis), die als frühe japanische Kriminalliteratur betrachtet werden können, bevor der Detektivroman / die Detektiverzählung auch in Japan seinen Siegeszug in der Unterhaltungs-/Spannungsliteratur begann. Weiterhin wird von Mark Silver der spätere Einflüsse französischer, britischer und amerikanischer Kriminalromane auf die japanische Kriminalliteratur beleuchtet. Selbstverständlich wird auch dem bekanntesten japanischen Krimiautor, Edogawa Rampo, ein Kapitel gewidmet. KT 50
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staalesen-johnsen-Pa-sporet-av-Bergen-Varg-Veums-by IV. Staalesen, Gunnar / Johnsen, Augon:
På sporet av Bergen - Varg Veums by.

2007, 240 S., Illustrationen, 1 Stadtplan, Gyldendal Norsk Forlag, 9788205371231, NOK 399,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Mit Varg Veum hat der norwegische Kriminalschriftsteller Gunnar Staalesen einen der bekanntesten Privatermittler in der skandinavischen Kriminalliteratur geschaffen. Varg Veum ermittelt in Staalesens Heimatstadt Bergen. Wie es sich für einen guten Ermittler gehört, kennt Varg Veum Bergen wie seine Westentasche. Staalesen setzt seine Leser in "På sporet av Bergen" auf die Spur von Varg Veum. Wer die Tat- und Ermittlungsorte in Bergen kennenlernen möchte, sollte sich Staalesen und seinem Privatdetektiv anvertrauen. Gunnar Staalesen notiert zu allen Besichtigungspunkten die entsprechenden Stellen aus seinen Krimis, die er dann mit ausführlichen touristischen Beschreibungen verbindet. Ein Stadtplan mit der Besichtigungstour rundet diesen Bergen-Führer ab. KT 50
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zimmerling-Die-Kriminalautorin-als-Beobachterin-der-zeitgenoessischen-britischen-Gesellschaft-und-Kultur I. Zimmerling, Katja:
Die Kriminalautorin als Beobachterin der zeitgenössischen britischen Gesellschaft und Kultur.

2007, 144 S., VDM Verlag Dr. Müller, 3-8364-4820-3 / 978-3-8364-4820-8 / K 20 22 27 70, EURO 59,00
Die Autorin hat für ihre Untersuchung drei der wichtigsten britischen Kriminalautorinnen ausgewählt: Ruth Rendell (Barbara Vine), Frances Fyfield und Minette Walters. Wie bilden diese drei Autorinnen die zeitgenössische britische Gesellschaft und Kultur in ihren Kriminalromanen ab, wo liegen die Schwerpunkte ihrer Darstellungen? Nach allgemeinen Ausführungen zum Kriminal- und Detektivroman und der Gattungsstruktur und Typologie geht Katja Zimmerling in vier Teilen jeweils auf "Gesellschaft und Kultur", "Geschlechterrollen im Wandel der Zeiten" bzw. "Gesellschaftliche Leben im Wandel der Zeit" / "Rollenverteilung in der Gesellschaft", "Das Berufsleben", "Das Privatleben" bzw. "Die Rolle der Frau" und auf die "Metafiktion" in den Kriminalromanen der drei Autorinnen ein. Die Kriminalromane von Ruth Rendell und jene unter ihrem Pseudonym Barbara Vine werden jeweils gesondert analysiert und gegenübergestellt. KT 50
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AUSGELESEN
von Gisela Lehmer-Kerkloh (Berlin)

kallifatides-der-kalte-Blick.jpg Theodor Kallifatides:
Der kalte Blick.
Ein Fall für Kommissarin Kristina Vedel.

2007, 296 Seiten (I hennes blick, Ü.v. Kristina Maidt-Zinke), DEA, dtv Taschenbuch 24599, 3-423-24599-9 / 978-3-423-24599-9 / K 18 10 24 67, EURO 12,00
Kommissarin Kristina Vedel gerät in Verdacht, auf eigene Faust Lynchjustiz zu üben. Bei ihrem letzten Fall, bei dem Kristina einen holländischem Organhändler auf der Spur war, wurde sie als Einschüchterungsmaßnahme in ihrer Wohnung überfallen und unter Drogen gesetzt. An die folgenden Stunden kann sie sich nicht mehr erinnern, aber in der Stockholmer Unterwelt kursiert ein Foto, das sie in einer obszönen Stellung zeigt. Mikal Gospodin, ein russischer Schwerkrimineller und mit Kristina durch eine ungewöhnliche Freundschaft verbunden, kann das Foto an sich bringen. Als er es Kristina übergeben will, wird er von einer Frau, die wie Kristina aussieht erschossen. Ein zweiter Mord erfolgt und wieder hatte die Unbekannte ihre Hände im Spiel. Ihre Kollegen halten Kristina für schuldig und sie gerät unter Druck die Morde schnell aufzuklären. Gleichzeitig erhält sie den Auftrag, ein vermutliches Attentat einer islamistischen Vereinigung, während der Nobelpreisverleihung an den Schriftsteller V.S. Naipaul zu verhindern. Als Kristina dem Kurden Kemal und seiner im Rollstuhl sitzenden Schwester begegnet, glaubt sie endlich einen Wesensverwandten gefunden zu haben oder verfolgen sie in Wirklichkeit entgegen gesetzte Ziele?
Packender, gut erzählter Kriminalroman des Griechen Theodor Kallifatides, der in dessen Wahlheimat Stockholm mit einer sensiblen und zugleich coolen Polizistin spielt.
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zander-Hundeleben Wolfgang Zander:
Hundeleben.

2008, 278 Seiten, Gmeiner Krimi, 3-89977-751-4 / 978-3-89977-751-2 / K 20 17 69 42, EURO 9,90
Jeden Morgen wartet Privatdetektiv Siegfried Gass in seinem Wohnbüro in der Potsdamer Innenstadt auf Klienten. In Gass Leben geht zur Zeit alles schief, vor kurzen hat ihm die geliebte Cleo aus der gemeinsamen Wohnung geschmissen, die Bibliothek und den Hund Hannibal jedoch behalten. So richtig chaotisch wird es für Gass als er plötzlich drei Klienten auf einmal seine Hilfe suchen. Die attraktive Sylvia hat 2 Millionen Euro unter ihrem Bett gefunden, dafür aber ihren Freund verloren, der Journalist Brand beschuldigt eine Buchhändlerin des Stalkings und auf das Kino neben Gass Wohnbüro wird ein Brandanschlag verübt. Leider lügen alle Klienten, es gibt zwei Tote ohne Hinterkopf und es wird recht mühsam und turbulent für Gass, bis er die Fäden entwirrt und die Fälle gelöst hat. Dank und Bezahlung erhält er nicht, aber zum Schluss kann er wenigstens auf Hannibal zählen.
Zanders gelungenem Debüt mit dem mitten im Leben stehenden Privatdetektiv, der sich humorvoll und illusionslos mit die Widersprüchen der menschlichen Natur herumschlägt, sollte bald eine Fortsetzung folgen.

ABGEHÖRT von Gitta List (Bonn)

Kille Nacht
Verbrechen zum Hören
Empfohlen von Gitta List

Die Lampe hängt falsch
vittachi-Der Fengshui-Detektiv-folge-eins.jpg Nury Vittachis Fengshui Detektiv hat längst seine Leserschaft. Freunde und Freundinnen des Cozy-Crime schätzen die raffinierten Methoden des Meisters C.F. Wong, der (vermutete und wirkliche) Haus-Kriminalfälle in Singapur mittels seiner unschlagbaren Kombinationsgabe sowie seiner profunden Kenntnisse der Geomantie aufklärt - und dies alles mit asiatischen (Binsen-)Weisheiten zu garnieren weiß. Unterstützung hat ihm das Schicksal in Gestalt der hoffnungslos redseligen, nassforschen, trotz ihrer "ungünstigen Energiewirbel" aber gelegentlich doch unschätzbar wertvollen Assistentin Joyce zugedacht, die sich ihrerseits ein Feng Shui-Praktikum zwar anders vorgestellt hatte, sich mit jugendlicher Verve jedoch vittachi-Der Fengshui-Detektiv-folge-eins.jpgmehr als flugs zu einer toughen und recht cleverenWatson-Version entwickelt.
Die szenisch gelesenen Hörbuchversionen der Geomanten-Krimis transportieren das alles mit dialogischem Witz und in ausgezeichneter Besetzung ins Ohr der Fans: Bernd Stephan als souveräner, manchmal süffisanter Erzähler, Robert Missler als stets soignierter, manchmal indignierter Wong und Inga Reuters als kesses Girlie sind auch unter Feng Shui-Gesichtspunkten ein kurioses, aber ein prima Team. Das ist amüsant-leichte, aber intelligente Unterhaltung in der Tradition von Doyle und Christie, schön episodisch portioniert, mit viel Lokalkolorit und garantiert ohne schlimmes Chi.
Nury Vittachi:
Der Fengshui-Detektiv.
Folge 1
,

2005, Goyalit/Jumbo Neue Medien, gesprochen von Bernd Stephan, Inga Reuters, u.a., ca. 70 Minuten, 3-8377-1202-3 / 978-3-8337-1202-9 / K 13 40 62 34, EURO 19,95
Nury Vittachi:
Der Fengshui-Detektiv.
Folge 2
,
2005, Goyalit/Jumbo Neue Medien, gesprochen von Bernd Stephan, Inga Reuters, u.a., ca. 70 Minuten, 3-8377-1336-4 / 978-3-8337-1336-1 / K 13 40 05 86, EURO 19,95
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Krawatten lügen nicht...
hammett- Ein-Mann-namens-Spade-hoerbuch Sam Spade: Hard boiled ist sein zweiter Name, und die Welt, in der er unterwegs ist, ist ein finsteres Loch. Etwa für Max Bliss, der Spades Hilfe sucht, weil er bedroht wird, doch bereits tot ist, als der wenig später in seinem Büro aufkreuzt. Was hat das T auf der Brust des Toten zu bedeuten? Was der fünfzackige Stern? Welche Rolle spielt der Bruder des Ermordeten? Und was hat Bliss eigentlich getrieben, dass ihm offenbar eine ganze Reihe von Leuten auf den Fersen waren? Überhaupt scheint der Bliss-Clan nicht eben ein Hort der Tugend und schon gar nicht der Harmonie zu sein... Die typische, berühmte Hammett-Atmosphäre also eigentlich - jeder hat Dreck am Stecken und Leichen im Keller, auch der Tote - allerdings in einer Kurzgeschichte, die so auf Enträtselung angelegt ist, dass die Abgründe etwas zu kurz kommen. Chandler hat es besser verstanden, in der Short Story nicht nur zu verknappen, sondern zugleich auch zu verdichten, was eben die große Kunst ist. Immerhin, der Vortrag stimmt; Jacques Breuer liest das kleine, fiese Mordkomplott, wie man einen Spade lesen muss: knapp, tough, abgebrüht.
Dashiell Hammett:
Ein Mann namens Spade.

1 Audio-CD. 2007, Der Hörverlag, Vollständige Lesung von Jacques Breuer. ca. 76 Minuten, 3-89940-983-3 / 978-3-89940-983-3 / K 19 07 34 60, EURO 7,99
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...Tränen manchmal schon
Krimi-Kult-Kiste-drei Swinging Verbrechen in dreifacher Ausführung liefert einmal mehr die Krimi Kult Kiste. Die mittlerweile dritte Staffel der unschlagbaren Trias Durbridge-Powell-Becker hat mehr Pointen und Kugeln auf Lager, als in zwei Feiertage passen - es sei denn, Sie hören täglich sechs Stunden zu und lassen Tante Trudis Weihnachtsgans sausen. Könnte sich lohnen: Die Detektive bei Powell und Co. sind immer Gentlemen, die Damen sind immer attraktiv, oft blond, aber nicht immer Ladies, die Polizei ist immer ein bisschen blöder, als sie es erlaubt, die Nachtklubs sind verraucht, die Instinkte der Ganoven nieder wie nur was und die Drinks stiff, wie sich das gehört. Bei den Hörspielen der 50er und 60er kann man sich eben noch auf Dinge verlassen. Auf exzellente Sprecher sowieso - René Deltgen, Annemarie Cordes, Günther Ungeheuer, Brigitte Dryander, Peter Pasetti und viele mehr sind wahrlich akustische Sahnehauben auf den wunderbar ironischen und eleganten wirtschaftswunderkriminellen Rasanzpäckchen, die der Westdeutsche, der Bayrische und der Saarländische Rundfunk damals produzierten. Großartig. Daher: Freiheit für die Gans, Ton ab für Paul Temple!
Krimi Kult Kiste 3. #
Francis Durbridge: Paul Temple und der Fall Lawrence;
Lester Powell: Die Dame filmt;
Rolf und Alexandra Becker: Gestatten, mein Name ist Cox - Heißer Dank fürs kalte Buffet.

2007, 11 CDs, Der Hörverlag, ca 765 Minuten, 3-86717-168-8 / 978-3-86717-168-7 / K 19 62 82 32, EURO 29,95
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UNTER DER LUPE

Elfriede Müller
Krimis in Europa: www.europolar.eu
europolar
Die Website EUROPOLAR ist eine mehrsprachige Website für Fans der europäischen Krimi-Literatur, die sich zwischen Literaturkritik und Fanzine bewegt. EUROPOLAR stellt ein europaweit einzigartiges Diskussionsforum dar, das sich vor allem auf den ROMAN NOIR mit sozialem, historischem und kritischem Anspruch konzentriert. EUROPOLAR ist institutionell unabhängig und verfügt über keinerlei finanzielle Unterstützung.
EUROPOLAR bringt Neuigkeiten aus der Krimi-Szene in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Die Zusammenarbeit der sechs nationalen Redaktionen ist geprägt von der unterschiedlichen Rolle, die der Kriminalroman in den jeweiligen Ländern spielt. Während in Großbritannien der Thriller bzw. der klassische Rätselkrimi vorherrscht, hat in Frankreich seit den Siebzigerjahren der Roman Noir eine herausragende Rolle. Dort bildete sich eine Strömung linker Autoren mit einem eigenen Netzwerk. Seit den Achtzigerjahren gibt es in Paris eine öffentliche Bibliothek einzig für Kriminalliteratur, die Bibliothèque des Littératures Policières, BILIPO. Vergleichbares existiert in keinem der anderen fünf Länder. Dafür ist der Krimi in Großbritannien die populärste Literaturform.
Hierzulande gibt es seit den Neunzigerjahren einen linken Krimi und Autoren, die sich vor allem kriminalistisch mit der Aufarbeitung der Vergangenheit befassen. Doch leidet die Verbreitung des Kriminalromans in Deutschland an der nach wie vor prägenden Unterscheidung von E- und U-Literatur. In Spanien und Italien hat sich in den letzten Jahrzehnten ein engagierter Kriminalroman entwickelt, doch reichen die Texte in der literarischen Qualität und Vielfalt nicht an die französische Produktion heran. Belgien profitiert durch die gemeinsame Sprache vom französischen Literaturmarkt und trägt dazu bei. Mehr als in Deutschland finden in anderen Ländern - vor allem in Frankreich, aber auch in Spanien - regelmäßig Krimifestivals und Tagungen statt. In Frankreich sind es jährlich 22. EUROPOLAR möchte trotz aller Unterschiede der europäischen Produktion auf die Besonderheit des europäischen Roman Noir hinweisen und dafür sorgen, dass er sich gegen die amerikanischen Serienkillerromane und auch gegen die in Europa produzierte Massenware behaupten kann.
Werke europäischer Krimi-Schriftsteller werden auf unterschiedliche Weise vorgestellt. Spanische Neuerscheinungen werden von spanischen Redakteuren rezensiert und auch mal von französischen oder deutschen, wenn sie in eine andere Sprache übersetzt werden. EUROPOLAR interviewte Friedrich Ani, Frédéric H. Fajardie, Lena Blaudez, Jean-Bernard Pouy, Dominique Manotti, Claude Mesplède. Porträts sind erschienen von James McClure, Laurence Biberfeld, Ulrich Ritzel, Juan Bas und D. B. Blettenberg. Europäische Krimizeitschriften und Krimibuchhandlungen werden vorgestellt. Es erscheinen thematische Rezensionen über Berlinkrimis, Krimis zum Thema "Wasser", Essays zu Themen wie Fotografie im Kriminalroman, Jean-Patrick Manchette, Ruanda usw. 86 Einzelrezensionen sind bisher erschienen. Debatten über aktuelle gesellschaftliche Themen wie die europäische Verfassung, die moderne Polizei und der europäische Citoyen oder die Kulturgeschichte des Urlaubs wurden zwischen Autoren, Wissenschaftlern und Kritikern geführt.
EUROPOLAR ist international, internationalistisch (aus Überzeugung) und kritisch (wir empfehlen nicht unbedingt die Titel aus den Bestsellerlisten). EUROPOLAR ist multikulturell. Die Arbeit unserer Übersetzer und Übersetzerinnen ermöglicht es, Sprachbarrieren zu überwinden und die Mehrzahl der Artikel in allen fünf Sprachen zu lesen, auch wenn wir es bisher noch nicht schaffen, wirklich alle Artikel in alle Sprachen zu übertragen.
EUROPOLAR erscheint seit 2004. Die Idee entstand auf dem zweiten deutsch-französischen Krimitreffen in Genshagen. Die Initiative ging zunächst (wie bei der EU) von französischen und deutschen Kritikern aus. Die Kontakte laufen hauptsächlich über E-Mail, es gab bisher ein Treffen im Jahr 2007, an dem aber nicht alle Beteiligten anwesend sein konnten. Umso erstaunlicher ist es, dass dieses Projekt mit wechselnder Belegschaft seit dreieinhalb Jahren funktioniert. Der Kreis der Übersetzer hat sich nicht nur erweitert, sondern die Übersetzungen haben auch einen Qualitätssprung erlebt, nicht zuletzt durch intensivere redaktionelle Arbeit. Bis zum September 2007 war jede nationale Redaktion souverän, allerdings gab es ein Vetorecht gegen Themen, Texte usw. Um die Auseinandersetzungen wie den Internationalismus zu befördern, gründeten wir am 29. September 2007 bei dem ersten EUROPOLAR-Treffen in Toulouse eine internationale Redaktion (Etienne Borgers, Giuseppina Gielleci, Irène Icaras, Elfriede Müller, Corinne Naidet, Sue Neale), die nun gemeinsam beschließt, welche Texte veröffentlicht werden und welche nicht. Die Redakteure kommen aus den sechs beteiligten Ländern. Folgendes Selbstverständnis wurde beschlossen:
"Mit der Auseinandersetzung über den Roman Noir wollen wir zur Entwicklung eines anderen Europa beitragen: eines kulturellen, sozialen, toleranten und solidarischen Europa. Wir wollen Diskussionen initiieren zwischen Autoren, Wissenschaftlern und Krimi-Fans zu literarischen, politischen und sozialen Themen rund um den Roman Noir. Wir wollen die kritische Strömung in der Krimiliteratur stärken gegen eine (Massen-)Produktion, die Verbrechen meist als anthropologische Konstante und nicht als sozialen Missstand begreift."
Webmaster ist seit 2008 Jacques Lerognon. Susanna Mende, Elfriede Müller, Alexander Ruoff und Kerstin Schoof bilden die deutsche Redaktion. Die Website wird neu gestaltet und ab Mitte April monatlich aktualisiert. Die Rubriken Neuigkeiten, Interviews, Artikel, Essays und Porträts bleiben bestehen.
Es ist im Gespräch, polnische Kollegen am Projekt zu beteiligen. Beiträge aus anderen europäischen Ländern sind erwünscht.
Das nächste EUROPOLAR-Treffen findet vom 27. bis 29. Juni 2008 auf dem 11. Krimifestival in Frontignan (FIRN, 11è Festival International du Roman Noir) statt.
Elfriede Müller (15. 03. 08)
© Dr. Elfriede Müller

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Reinhard Jahn M.A.
Böse ist wer Böses tut
Warum im Kriminalroman immer die Guten gewinnen

Vortrag, gehalten am 26.11.2007 an der Hochschule Konstanz - Falkultät Architektur und Gestaltung, Studiengang Kommunikationsdesign, Prof Dr. Volker Friedrich. Vortragsreihe: Erzählte Welt - narrative Ethik. Wie Geschichten Werte vermitteln

jerry-cotton-ich-starb-um-11-uhr-20 Wir haben den Geburtstag knapp verpasst. Der deutsche Krimi ist im vergangenen Jahr 50 geworden, und zwar am 10. März.
Denn am 10. März 1956 kam der deutsche Krimi in Bergisch-Gladbach zur Welt. Und zwar ungefähr so:
Ich war ahnungslos wie ein neugeborenes Baby, als der ganze Zauber losging. Es mag gegen acht Uhr abends gewesen sein, als ich mit meinem Jaguar vor meinem Haus hielt. Phil und ich hatten nach Dienstschluss noch schnell in einem Drugstore etwas gegessen und zwei, drei Whisky zum leichteren Einschlafen zu uns genommen, dann war ich nach Haus gefahren. Ich schloss die Tür auf und ging hinein. Nachdem ich das Licht in dem kleinen Flur angeknipst hatte, hängte ich meinen Hut an einen Garderobenhaken und den Mantel dazu. Die Tür zum Wohnzimmer stand offen. Dieser Tür gegenüber steht ein großer Garderobenspiegel. Im Wohnzimmer war es noch dunkel. Der Henker mag wissen, warum ich ausgerechnet an diesem Abend vor dem Spiegel stehen blieb und meine Gestalt musterte. Jedenfalls blieb ich vor dem Spiegel stehen und drehte der offenen Wohnzimmertür dadurch den Rücken zu.
Ich musterte mich ahnungslos im Spiegel, da hörte ich aus dem Wohnzimmer eine laute Stimme:
"Los!"
Das "Los" war noch nicht ganz raus, da lag ich auch schon im Flur neben der Tür in Deckung. Noch im Fallen zischten die Kugeln aus einigen Kanonen an mir vorbei. Der Spiegel war innerhalb von zwei Sekunden hinüber.
Ich stutzte. Was da geschossen hatte, war außer gewöhnlichen Kanonen auch eine Tommy Gun gewesen, eine Maschinenpistole. Meine Smith & Wesson saß in meiner Hand.
"Ich starb um 11 Uhr 20",
Jerry Cotton CLASSIC.
Heft 71, März 2007
Erstveröffentlichung als "Jerry Cotton"-Heft Nr 15, cirka 1956
Gezeugt worden war der deutsche Krimi einige Monate vorher, und zwar im Ruhrgebiet - von einem 31-jährigen Vertreter des Henkel-Konzerns, der sich bei einem Spaziergang mit einem Freund vorgenommen hatte, eine Jux-Figur zu entwickeln, mit der er die ganze Gattung "auf die Schippe nehmen wollte". Die Juxfigur nannte er Jeremias Baumwolle, beziehungsweise weil der Roman, den er schrieb, in Amerika spielte: Jerry Cotton.
jerry-cotton-Ich-suchte-den-Gangster-Chef Jerry Cottons erstes Abenteuer hieß "Ich suchte den Gangster-Chef" und erschien 1954 als Romanheft in der Krimi-Reihe des Bastei-Verlages in Bergisch-Gladbach. Der Verlag gehörte einem 35-jährigen Jungunternehmer namens Gustav H. Lübbe, einem ehemaligen Schriftsetzerlehrlings und Luftwaffenoffizier, der sich nach dem Krieg als freier Journalist, Rundfunk-Reporter, dpa-Korrespondent und Feuilleton-Redakteur durchgebracht hatte, ehe er den kleinen Verlag bei Köln erwarb, für den Woche für Woche für ein paar hundert Mark Autoren auf 64 Druckseiten Liebes- und Western- und Krimi-Abenteuer schrieben.
Mit Jerry Cotton, so heißt es, fand die Durststrecke des Verlages ein Ende, dessen Chef noch bis dahin mit seiner Frau die aktuelle Produktion höchstpersönlich im Kleinwagen an die Verkaufsstellen auslieferte. Denn die Leser verlangten offenbar nach immer mehr Abenteuern des FBI-Agenten (bzw G-Man) Jerry Cotton und seines Kollegen Phil Decker. Also erlebte Jerry Cotton seine zweite Geburt: An besagtem 10. März 1956 ging er als eigene Romanheftserie aus dem Hause Bastei an den Markt - und dort ist er bis heute geblieben.
Im vergangenen Jahr feierte Cotton also seinen 50sten Geburtstag, in der Heftreihe sind bisher mehr als 2500 Romane erschienen, dazu kommen noch etwa 500 Titel in der Cotton-Taschenbuch-Reihe. Zwischen 1965 und 1968 wurden sieben Cotton-Kinofilme gedreht, in denen der US-Darsteller George Nader meist vor notdürftig amerikanisierten deutschen Kulissen gegen das Verbrechen antrat - in seinem knallroten Jaguar E-Type, unterstützt von seiner Smith & Wesson und seinem Freund Phil Decker.
Aber was hat - fragen sicher jetzt nicht nur die Studienräte unter uns - was hat ausgerechnet Jerry Cotton mit dem deutschen Kriminalroman zu tun? Denn ist Cotton nicht das Ur-Bild des amerikanischen Bullen? Finden seine Abenteuer nicht fast durchweg in den Staaten statt, und sind sie nicht zuletzt auch - sagen wir es ehrlich: Schund?

Die kurze Antwort auf alle drei Fragen ist ein klares Ja.

Denn die Kriminalliteratur oder kurz: der Krimi - war in ihren Anfängen nichts anderes als Schund, beziehungsweise Trivialliteratur, kurz Unterhaltungsliteratur.
Entstanden ist dieser Erfolg freilich auf einer literarischen Grundlage: Den Erzählungen um die Ermittlungen des Chevalier Auguste Dupin, die der Amerikaner Edgar Allan Poe zwischen 1841 und 1843 veröffentlichte. Seine Geschichte vom "Doppelmord in der Rue Morgue" (1841) gilt als die Gussform für alle weiteren Detektivgeschichten - angefangen bei Sherlock Holmes über Hercule Poirot bis hin zu Kommissar Maigret und Kurt Wallander. Ihr Grundmuster findet sich auch heute noch in den Abenteuern aller Forensiker und Pathologen, die seit etwa 10 Jahren durch zahllose Romane geistern und aktuell auch fast jeden Tag auf den Bildschirmen gegen das Böse in der Welt antreten: Kay Scarpetta und Temperance Brennan, beides Pathologinnen, Agent Clarice Starling, die Ur-Mutter aller FBI-Profiler, und schließlich derzeit auch all jene CSI oder CIS oder RIS-Spezialisten, die dem Bösen mit Mikroskop, Gaschromatographen und schweren Handfeuerwaffen entgegentreten.
Gehen wir also erst einmal zurück zur Erfindung des Genres und machen wir einen kurzen Streifzug durch die Geschichte der Verbrechensdichtung - landläufig "Krimi" oder literaturwissenschaftlich eindeutiger "Kriminalroman", bzw "Detektivroman" bzw auch "Thriller" oder "Spannungsroman" genannt.
Also: Wer hat's erfunden?
Die Erfindung des Genres fand im angelsächsischen Raum statt - nach dem Urknall, den Edgar Allan Poe lieferte, erblickte am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Großbritannien mit Sherlock Holmes der erste Superstar der Kriminalliteratur das Licht der Welt.
Hier in Merry Old England gestalteten auch später in der Zwischenkriegszeit um 1920 auch die beiden großen Damen des britischen Landhaus-Krimis das sogenannte "goldene Zeitalter", das golden age des Kriminal, bzw Detektivromans: Dorothy Sayers und Agatha Christie.
In den Geschichten über den Meisterdetektiv Sherlock Holmes wurden das Muster des Detektivromans und das Bild des genialischen Ermittlers perfektioniert.
Wir schreiben das Jahr 1878, der Ort ist London. Ein junger britischer Militärarzt ist gerade aus dem Afghanistan-Krieg zurückgekehrt. Im Peshawar-Hospital hat er eine Verwundung auskuriert, nun sucht er eine Beschäftigung.
Ein Freund aus Studententagen bringt den jungen Doktor John A. Watson in das Labor eines Hospitals. Doktor Watson berichtet:

doyle-eine-studie-in-scharlachrot-ullstein-tb.jpg "Wir dachten zuerst, der Raum sei leer, bis wir an dem andern Ende einen jungen Mann gewahrten, der, in seine Beobachtungen versunken, über einen Tisch gebeugt dasaß. Beim Schall unserer Fußtritte blickte er von seinem Experiment auf und sprang mit einem Freudenruf in die Höhe. "Viktoria, Viktoria!" jubelte er und kam uns, mit der Retorte in der Hand entgegen. "Ich habe das Reagenz gefunden, das sich mit Hämoglobin zu einem Niederschlag verbindet und sonst mit keinem Stoff."
Quelle:
Arthur Conan Doyle: "Studie in Scharlachrot" Übersetzt von Beatrice Schott, in: Gesammelte Werke in Einzelausgaben, Hrsg. von Nino Erne, Band V, Frankfurt/Berlin 1980 (Ullstein Taschenbücher)

Der junge Mann wird Doktor Watson als Sherlock Holmes vorgestellt - und damit beginnt ein beispielloser Erfolg - eine Medienkarriere würden wir heute sagen, von Harry Potterschen Ausmaß. Seine Popularität verdankte Sherlock Holmes im wesentlichen der Massenpresse - seine Abenteuer erschienen zunächst meist erst in dem Magazin THE STRAND und erst danach in Buchform: in vier Romanen und sechsundfünfzig Kurzgeschichten erzählte Arthur Conan Doyle, ein ausgebildeter Arzt mit Hang zur Schriftstellerei, von den Abenteuern und Kriminalfällen des Mannes mit dem prägnanten Profil aus der Baker Street 221b, der sich auf seiner Visitenkarte bescheiden als "beratender Detektiv" bezeichnet.
Holmes, wie wir ihn durch den Blick und die Beschreibung seines treuen Chronisten Doktor Watson kennenlernen, ist ein großer schlanker Mann, modisch konservativ mit Inverness-Mantel und Deerstalker-Hut bekleidet, er ist von Auftreten und Umfeld her scheinbar bürgerlich - wüsste man nicht durch Watsons Erzählungen - oder soll man sagen: Indiskretionen? - , dass der Meister gelegentlich auch dazu neigt, den Tag gelegentlich mit einer Spritze Kokain zu beschließen. Das war zur der Zeit, in der die Holmes-Geschichten entstanden noch nicht so strafbar wie heute, aber es gehörte auch sicher nicht zur allgemein akzeptierten Freizeitgestaltung.
Die Fähigkeit, die Holmes zu etwas besonderem macht - zum Meisterdetektiv - ist seine analytische Intelligenz, seine Fähigkeit zur Schlussfolgerung. "Er besitzt eben eine besondere Gabe", formuliert es sein Chronist Watson.
Und damit ist nicht gemeint, dass Holmes ein guter Violinspieler, ein gewandter Boxer und ein ausgezeichneter Fechter ist.
Auch nicht seine sehr gründlichen Chemie- und Anatomiekenntnisse und sein umfassendes Wissen aus der Kriminalstatistik. Das sind alles absolute Pflichtfächer für einen Meisterdetektiv. Genau wie das Buch über die Analyse von Zigarrenasche, das Holmes geschrieben hat.
Nein, es ist Holmes' Fähigkeit, beispielsweise vom Aussehen eines Besuchers auf dessen Beruf, seinen Lebensweg und beinahe alle anderen Umstände seiner Existenz zu schließen. Wie macht Holmes das? Wie kann er beim Anblick eines Mannes sagen, daß dieser ein ehemaliger Marinesergeant ist?
"Elementary, my dear Watson", also "Alles ganz einfach", erklärt der Meister seinem Adlatus in seiner etwas herablassenden Meisterdetektivmanier.

"Schon über die Straße hatte ich den blauen tätowierten Anker auf der Hand des Mannes gesehen und die See gewittert; zudem bemerkte ich seine militärische Haltung, und das verriet mir dem Marinesoldaten. Er trug den Kopf hoch und schwang seinen Stock mit Selbstbewußtsein und einer gewissen Befehlshabermine; dabei trat er fest und würdevoll auf und war ein Mann in mittleren Jahren - natürlich mußte er Sergeant gewesen sein."
"Wunderbar", sagt Watson.
"Höchst alltäglich!", erklärt Holmes. Eben "elementary". Das Beobachten der kleinen Dinge, das Herstellen von logischen Zusammenhängen, die Deduktion und das Kombinieren dieser Beobachtungen mit einem profunden Wissen über die Wirklichkeit - eben all das, was einen echten Meisterdetektiv ausmacht - ob er nun Sherlock Holmes oder später Hercule Poirot, Pater Brown oder Lord Peter Wimsey heißt - diese Kunst der logischen Schlussfolgerung ist das Kennzeichen, das die Detektivgeschichten einer ganzen Generation prägte.

Dem Erfolg von Sherlock Holmes am Beginn des 20. Jahrhunderts folgte nach dem Ersten Weltkrieg das sogenannte "goldene Zeitalter" des britischen Kriminal- bzw Detektivromans - eine Epoche, mit der bis heute überwiegend die Namen von zwei Autorinnen verbunden sind: Dorothy Sayers und Agatha Christie. Dorothy Sayers (1893 - 1957) - eine der ersten Frauen, die Oxford studierten, erfand den kriminalistisch ambitionierten Lord Peter Wimsey und auch dessen Freundin und spätere Gattin Harriet Vane. Gleich im ersten Fall ("Ein Toter zuwenig") lernt der Adelige die unter Mordverdacht stehende Harriet kennen - und lieben. Also verbindet er seine romantischen Ambitionen - um Harriet zu werben - mit der kriminalistischen Aufgabe, ihre Unschuld zu beweisen.
Agatha Christie (1890 - 1976) war die eher pragmatischere und literarisch auch leichtfüßigere der beiden britischen Krimi-Ladies, die mit ihrem Konzept des Tüftel- und Ratekrimis für lange Zeit das Bild des Genres prägten.
Kriminalromane dieser Zeit, die man heute gern als COZIES bezeichnet, stellten neben einer möglichst charismatischen oder bisweilen auch aufdringlich skurrilen Ermittlerfigur vor allem das Rätsel in den Fokus ihres erzählerischen Interesses. Sie inszenieren ihre Geschichten überwiegend als intellektuelles Duell nicht nur zwischen dem Täter und dem Ermittler, sondern auch dem Autor und seinen Lesern - indem sie die Fiktion aufbauen, dass man sich als Leser der Detektivgeschichte idealerweise stets auf Augenhöhe mit der Detektivfigur befindet und somit auch durch eine genaue Analyse der gezeigten Informationen und Indizien gemeinsam mit dem Ermittler dem Täter auf die Spur kommen könnte.
Doch freilich ist das alles nicht so "elementary, my dear", wie Holmes so gerne formulierte, denn die Autorinnen spielten natürlich mit ein wenig gezinkten Karten, indem sie die entscheidenden Hinweise geschickt versteckten oder sie erst nach und nach präsentierten, so dass man ihnen eigentlich nur auf die Spur kommen konnte, wenn man neben der Lektüre des Romans auch selbst noch so etwas wie eine Ermittlungsakte mit Alibi-Angaben und Indizien führte.
Nur wenige Autoren - wie etwa die eben erwähnte Agatha Christie und vor allem Dorothy Sayers waren intelligent genug, diese sogenannten Regeln des Genres nicht als Gesetze, sondern eher als Grundlinien zu betrachten und sich in ihren Werken darum zu bemühen, sie möglichst phantasiereich zu umgehen, statt sie sklavisch zu befolgen.
In seinem Buch "DAS ZEITALTER DER EXTREME - Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts" (London 1994, München 1995) schreibt der britische Historiker Eric Hobsbawm über den Aufstieg des Krimi-Genres von der Kurzgeschichte zur Romanform:

"...Die Künste (oder besser: die Unterhaltung), die erfolgreich waren, zielten mehr auf die breite Masse als auf den traditionellen Geschmack der wachsenden Mittel- bzw. unteren Mittelschicht... Die interessanteste Entwicklung in diesem Refugium des Normalverbrauchers war das außergewöhnliche und explosive Wachstum eines Genres, das zwar bereits vor 1914 einige Lebenszeichen von sich gegeben hatte, aber niemals erahnen ließ, zu welchen Siegeszügen es antreten sollte: die Kriminalgeschichte, die mittlerweile in Buchlänge geschrieben wurde. Im wesentlichen war dies ein britisches Genre - vielleicht als Tribut an Arthur Conan Doyles Helden Sherlock Holmes, der in den 1890er Jahren zu internationalem Ruhm gekommen war.
Als Pionierin galt Agatha Christie (1891-1976), die sich bis heute als Bestsellerautorin verkauft. Auch die internationalen Versionen dieses Genres waren stark vom britischen Vorbild inspiriert. Es handelte fast immer von Mordgeschichten, die wie eine Art von Salonspiel aufgebaut waren, das von den Mitspielern einigen Scharfsinn erforderte... Im Grunde war dieses ganze Genre wohl eine seltsame Art von Beschwörungsformel für ein bedrohtes, aber noch nicht zerstörtes Gesellschaftssystem (das der Vorkriegszeit - Anm. d.A.). Mord, das zentrale und oft einzige Verbrechen, mit dessen Aufklärung der Detektiv beauftragt wurde, bricht in eine charakteristische geordnete Umwelt ein - ein Landhaus oder eine vertraute berufliche Umgebung - und wird bis zu einem jener verkommenen Subjekte zurückverfolgt, das letztlich nur die Bestätigung für die Unversehrtheit des Rests der Welt war. Recht und Ordnung wird mittels Vernunft und Logik wiederhergestellt, die der Detektiv zu Lösung des Problems einsetzt.
Der Detektiv selbst (fast immer ist es ein Mann) repräsentiert die Gesellschaftsschicht des sozialen Umfelds, in dem der Krimi spielt, worauf vielleicht auch die Betonung auf Privatdetektiv resultierte, denn für einen Polizisten wäre es ungewöhnlich gewesen, Mitglied der Ober- oder Mittelschicht zu sein.
Quelle:
Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme, Aus dem Engl. von Yvonne Badal, München: Hanser, 1995, S. 246f

Das Ende dieses goldenen Zeitalters wird von dem Sprung des Krimis über den Atlantik in die neue Welt markiert. In dem vierziger und fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts schrieben dort Autoren wie Raymond Chandler (1898 - 1959), Dashiell Hammett (1894 - 1961), James M. Cain (1892 - 1977) oder Erle Stanley Gardner (1889 - 1970) wiederum für ein Massenmedium ganz andere Kriminalgeschichten als jene, die im guten alten England so beliebt waren.
PULP heißt der zentrale Begriff in der Geschichte des amerikanischen Krimis - PULP ist abgeleitet von PULPE, einem Begriff aus der Papierverarbeitung. PULP ist die Masse aus Holzfasern, dem sogenannten Holzschliff, aus dem das Papier für den Zeitungsdruck und eben für billige, massenhaft gedruckte Magazine mit Unterhaltunsgeschichten hergestellt wird. Die Krimis, die in diesen Magazinen veröffentlicht wurden, waren genau so, wie dieses Papier: rau, etwas brüchig, grob und nicht für die Ewigkeit gemacht, sondern für die schnelle Unterhaltung zwischendurch. Kein Wunder, dass PULP schließlich zum Synonym für eine bestimmte Art von Literatur wurde - eben die PULP-FICTION, auf die sich dann fast ein halbes Jahrhundert später Quentin Tarantino im Titel seines Kultfilms bezog.
blackmask In den Stories die die amerikanischen Krimi-Autoren für die PULP-Magazine wie etwa das legendäre "Black Mask" verfassten, übernahmen sie teilweise die Heldenfiguren des amerikanischsten aller Genres, des Western, und versetzten sie in die urbane Umgebung von Los Angels, von San Francisco oder New York.
Statt in der statischen und von Traditionen beengten britischen Umgebung bewegten sich die Helden der Krimis jetzt in einer offenen, sich erst im Prozess der Konstitution befindlichen Gesellschaft. PULP-Stories, aus denen sich in nur wenigen Jahren die großen Klassiker des amerikanischen Krimis entwickelten, waren weniger rätsel- als handlungsorientiert: hier ging es, übertragen gesprochen, nicht darum, zu erkennen, dass er Besucher mit den Tätowierungen, der dem Detektiv gegenübersteht, ein ehemaliger Marinesergeant war, hier ging es eher darum, dem Kerl mit angemessenem körperlichen Einsatz eine Information abzuringen oder einfach nur darum, zu verhindern, dass der Kerl einem den Schädel einschlug, weil er für irgendeinen Gangsterboss arbeitete, dessen Kreise der Detektiv bei seinen Ermittlungen gerade gestört hatte.
Statt der intellektuellen Herausforderung zählte jetzt also eher die körperliche - und die beengte Statik des britischen Landhauses wurde ersetzt vom der Mobilität im urbanen Kosmos.
Und auch literarisch kehrt sich der amerikanische Kriminalroman von seiner britischen Mutter ab, indem er sich von der erzählerische Methode des Rätselspiels abwendet, mit dem man im konservativen England seine Leser zu fesseln versuchte. Stattdessen wird "Spannung" - suspense - zum zentralen Anliegen des Autors - und Spannung erzeugt sich am besten dadurch, dass man Geschichten von Menschen mit unterschiedlichen Zielen erzählt. Raymond Chandler bringt es in einem Verriß von Agatha Christies "Ten little Niggers" auf den Punkt, den er in einem Brief an seinen Kollegen George H. Coxe schreibt. Nachdem er Christies Konstruktion des Romans auseinandergenommen und generell als unfair gebrandmarkt hat, meint er:

Aber ich bin doch sehr froh, das Buch gelesen zu haben, weil es endgültig und für immer eine Frage in meinem Kopf geklärt hat, bei der mich zumindest doch immer noch einige Zweifel bedrängten. Die Frage nämlich, ob es möglich ist, einen strikt ehrlichen Kriminalroman vom klassischen Typus zu schreiben. Es ist nicht möglich. Um die nötigen Komplikationen herzustellen, fälscht man die Hinweise, den Zeitplan, das Zufallsspiel und nimmt als Gewißheit an, was höchstens 50 Prozent Möglichkeit enthält. Damit der Mörder am Ende eine Überraschung wird, fälscht man den Charakter, was mich am empfindlichsten von allem trifft, da ich für Charakter ein feines Gespür habe.
Quelle:
Raymond Chandler: Die simple Kunst des Mordes, Hrsg. von Dorothy Gardiner u. Kathrine Sorley Walker. Neu übersetzt von Hans Wollschlaäger, Zürich: Diogenes, 1975, S. 50

Das ist also in Umrissen die Situation, als der Kriminalroman etwas mehr als zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Person von Jerry Cotton wieder nach Deutschland kommt.
Der zentrale Bezugspunkt für Jerry Cotton ist in der Zeit, in der die Bundesrepublik gerade erst von den Alliierten auf den Weg eines demokratischen Rechtsstaates gebracht wird, mit einiger Folgerichtigkeit die Heimat der Befreier - New York. Die Methoden im Kampf gegen das Böse ähneln allerdings immer noch sehr dem Häuserkampf aus Kriegszeiten:

Die Maschinenpistolen ballerten (...) los. Die Scheiben zersplitterten an dem Wagen. Gellend klatschten die Kugeln auf das Blech. Mit lautem Knall zerplatzten die beiden Vorderreifen. Näher und näher tasteten sich die Garben der Gangster an uns heran. Sie mussten weg vom Wagen, ob sie wollten oder nicht. Schon zerknallte der rechte Hinterreifen. Zu allem Überfluss schoss plötzlich eine Stichflamme aus dem Auto hoch. Ein Funke hatte das auslaufende Benzin entzündet. Im Handumdrehen stand die Karre in lodernden Flammen. Hitze und Kugeln zwangen die Verbrecher sich zurückzuziehen. Hilflos standen sie mitten auf der Straße. Der Mondschein und das flackernde Licht des brennenden Autos machten sie geradezu zu Zielscheibe. Drei waren noch übrig. Die Nacht war so hell, dass ich erkannte, wie die 'Ratte' ein neues Magazin in die Pistole stieß.
Quelle:
Jerry Cotton: Ich zahlte mit Falschgeld
Jerry Cotton Classic Band 81, 2007
(Erstveröffentlichung als Bastei-Kriminal-Roman Nr 75, 1954)

Damit war der Kriminalroman also wieder in Deutschland - als Pulp-Geschichte, als Massenliteratur, mithin genau in der Form, in der er in seinen beiden Geburtsländern seine größten Erfolge gefeiert hatte. Und dass Jerry Cotton im vergangenen Jahr mit seinem Abenteuer Nummer 2500 seinen 50sten Geburtstag begehen konnte, belegt, dass Krimi und billige Massenauflagen immer noch eine klassische Win-Win-Konstellation darstellen.
Der Cotton der fünfziger Jahre war der deutsche Traum vom amerikanischen Krimi - und er prägte neben den angelsächsischen Cozies für lange Zeit das Bild der Kriminalliteratur im Wirtschaftswunderland Bundesrepublik, von dem sich das sozialistische Wunderland DDR abgetrennt hatte. Dort wurde auch Kriminalliteratur geschrieben und veröffentlicht - aber das war eine ganz andere Art von Krimis - und ist deshalb auch eine ganz andere Geschichte.
Der frühe Cotton ist genau der Held, den die Wirtschaftswunderrepublik brauchte - ein autoritätshöriger Schlagdrauf, der das "Wir-haben-doch-alle-nur-unsere-Befehle-befolgt!" der Nachkriegsjahre auf sein Verhältnis zu seinem Chef Mr High überträgt. Er ist ein wahrscheinlich latent homosexueller Buddy für seinen Kumpel Phil Decker, mit dem er sich in der Frühzeit der Serie auch schon mal ein Appartement teilt. Und er definiert sich durch des Deutschen liebstes Kind: sein Auto, den roten Jaguar E-Type, in den sechziger Jahren der feuchte Traum nahezu jedes deutschen Autobahnbenutzers.
Es sollte mehr als zehn Jahre dauern, bis sich die deutschen Krimi-Autoren davon lösen konnten, einfach nur britische oder amerikanische Krimis nachzumachen und nachzuschreiben und es in der Bundesrepublik zu einer Neugeburt des Krimis kam.
Aus dem Ludwig-Erhard Land des Wirtschaftswunders musste erst das Kurt-Georg Kiesinger-Land werden, in dem die ersten Studenten auf die Straßen gingen und gegen den "Muff von tausend Jahren" unter den Talaren protestierten, und aus dem Kiesinger-Land musste 1969 erst Willy-Brandt-Land werden, um die Voraussetzungen für einen "neuen deutschen Krimi" zu schaffen - der eigentlich auch der erste deutsche Krimi sein sollte, also ein Krimi, der seine Schauplätze und Themen in der deutschen Wirklichkeit fand und seine Geschichten nicht nach England oder Amerika oder einfach ins Irgendwo des Unterhaltungsromans verlegte.
Der neue deutsche Krimi wurde in einer gelben Villa am Rand von Reinbek geboren. Dorthin hatte der Rowohlt-Verlag sein Krimi-Lektorat ausgelagert, und hier hatte der Herausgeber der schwarzen rororo-thriller Reihe - Richard K. Flesch - als einer der ersten in Deutschland damit begonnen, den internationalen Kriminalroman Ernst zu nehmen. Denn "Krimi" bedeutete im Verständnis der Verlage im Wirtschaftswunderland neben den Romanheften, in denen Jerry Cotton und seine Kollegen ihre Abenteuer erlebten, eigentlich nur Edgar Wallace (von dem es angeblich unmöglich war, nicht gefesselt zu sein), und Agatha Christie. Krimi war vor allem verlagstechnisch gesehen höchstens ein Taschenbuch mit 150 oder 180 Seiten. Ein Taschenbuch in einer "Krimi-Reihe", die jede Individualität von Autoren und Romanen mit seriellen Titelbildern konterkarierten - Titelbilder, die harte Männer mit kantigen Gesichtern und großen Pistolen im Körperkontakt mit dürftig bekleideten Damen zeigten. Ja, natürlich: Krimi war Massenliteratur, eben PULP. Kein Wunder, dass man damals Krimis eher im Bahnhofsbuchladen als in einer "ordentlichen" Buchhandlung kaufen konnte.
Richard K Flesch in der gelben Villa in Reinbek hatte sich, anders als seine Lektoren-Kollegen in anderen Verlagen, nicht dem Motto der Adenauer-Ära verschrieben - "Keine Experimente!".
Er sah sich auf der internationalen Krimi-Szene um, wählte neue Autoren aus, nahm Trends auf. Durch und mit ihm kamen nicht nur Autorinnen wie Patricia Highsmith zu den ihnen angemessenen sorgfältigen Übersetzungen und vollständigen Veröffentlichungen, auch die französischen Psycho-Spezialisten Boileau und Narcejac fanden in der Reihe der schwarzen rororo-thriller ihre Heimat.
Und schließlich auch ein Autorenteam aus Schweden - eine Lyrikerin und ein Journalist, die sich zusammengetan hatten, um einen zehnbändigen Zyklus über einen Polizisten und seine Kollegen in Stockholm zu schreiben. Die Lyrikerin hieß Maj Sjöwall, der Journalist Per Wahlöö, und der Polizist, dessen Lebens- und Berufsweg sie von 1965 bis 1975 in zehn Büchern verfolgten, hieß Martin Beck.
"Roman über ein Verbrechen" hatten die beiden ihre Dekalogie übertitelt - und damit ein großes, ein gesamtes Verbrechen in und an der schwedischen Gesellschaft gemeint. Ein Verbrechen, das Soziologen und Politologen, die keine Krimis lesen, gern unter dem Begriff "strukturelle Gewalt" zusammenfassen. Strukturelle Gewalt, das ist nach der Definition des Politologen Johan Galtung "...die vermeidbare Beeinträchtigung grundlegender menschlicher Bedürfnisse oder, allgemeiner ausgedrückt, des Lebens, die den realen Grad der Bedürfnisbefriedigung unter das herabsetzt, was potentiell möglich ist" (Wikipedia), also mithin fast alles, was den Menschen in seiner individuellen und gesellschaftlichen Entfaltung behindert: Diskriminierung wegen Rasse, Geschlecht oder Glauben, die ungleiche Verteilung von Bildungs- und Einkommenschancen oder sogar Umweltverschmutzung.
Das "Böse", das Martin Beck und seine Mannschaft bekämpfen, personifiziert sich also nicht in dem einzelnen Täter der Kriminalgeschichte, der am Ende jedes Romans ermittelt wird, sondern es liegt tiefer, ist Teil dieses "großen Verbrechens" das der Staat, die Politik und der Militärisch-Industrielle Komplex an dem Menschen begehen. Ein Verbrechen, durch das der Einzel-Täter sozusagen notgedrungen zu dem wurde, was er ist: ein Verlierer, ein Opfer der Verhältnisse und Umstände.
Dieses neue Konzept des Kriminalromans, sozusagen die erste Welle des Schwedenkrimis, traf in der gelben Villa in Reinbek Ende der sechziger Jahre auf eine Reihe damals junger deutscher Krimi-Autoren, die etwas anderes, etwas neues schreiben wollten - weil sie meinten, dass die sich gerade verändernden gesellschaftlichen und politischen Umstände in der Bundesrepublik auch einen "neuen Krimi" verdienten.
*Da war ein junger Soziologe, der gerade an der FU Berlin promovierte, und der sich seinen Lebensunterhalt mit dem Erfinden von Heftchenabenteuern für den Superagenten "John Drake" aufbesserte.
*Da war ein junger Journalist und Gerichtsreporter, der sich ebenfalls seine ersten literarischen Sporen als "John Drake" verdient hatte.
*Da war ein ausgefuchster Kriminalreporter, der es mit seinen Gerichts- und Verbrechensreportagen beim damals noch auflagenstarken STERN zum Ressortleiter gebracht hatte.
*Und da war schließlich noch eine junge Frau aus der - sagen wir mal: Werbebranche - die eigentlich Kinder- und Jugendbücher schrieb und sich hin und wieder als "Jerry Cotton" etwas dazuverdiente.
Der Soziologe -- sein Name war und ist Horst Bosetzky, aber bekannt wurde er seinerzeit zunächst einmal unter seinem Kürzelpseudonym "-ky" -- die beiden Reporter Michael Molsner und Friedhelm Werremeier und der weibliche Jerry Cotton Irene Rodrian waren die Viererbande des "neuen deutschen Krimis", mit dem Richard K. Flesch in seiner thriller-Reihe den gesellschaftlichen Umbruch seit Beginn der 70er Jahre in Willy-Brandt-Land begleitete.
Ihre Krimis trafen punktgenau auf den Zeitgeist - Studentenbewegung und Ulrike Meinhof, antiautoritärer Kindergarten, Anti-Psychiatrie, Befreiung der Heimzöglinge. Krimis hatten plötzlich "gesellschaftskritisch" zu sein - viele Kritiker und Franzosen sehen das noch heute so: das Verbrechen wird entindividualisiert, es gibt keinen Täter mehr.
Natürlich streitet bis heute jeder dieser vier und auch alle anderen zum "neuen deutschen Kriminalroman" gerechneten Autoren ab, dass er (oder sie) bewusst auf das Modell des später so genannten "Sozio-Krimis" hingeschrieben habe, und das schon gar nicht unter dem Einfluss der beiden Vorzeige-Schweden Sjöwall und Wahlöö - natürlich hat jeder Autor seinen ganz persönlichen Zugang zu seinen Geschichten gewählt und gefunden. Doch wenn man sich in ihren Romanen auf die Suche nach Indizien macht, fällt auch ohne große literaturwissenschaftliche Forensik das immer wiederkehrende Modell das Täters als Opfer der Umstände auf. Wie etwa bei dem Plotentwurf zu "Es reicht doch, wenn nur einer stirbt" vom -ky alias Horst Bosetzky, dessen Story auf dem Klappentext so angerissen wird:

ky-Es-reicht-doch-wenn-nur-einer-stirbt Dreiundzwanzig Oberprimaner und Oberprimanerinnen des Albert-Schweitzer-Gymnasiums der niedersächsischen Kleinstadt Bramme und ihr Lehrer, Oberstudienrat Dr. Jentschurek, starren den milchkaffeefarbenen jungen Mann entgeistert an, der vor ihnen steht. Mit einer Pistole in der einen und einer selbstgebastelten Bombe in der anderen Hand.
Die meisten kennen ihn. Von der Volksschule her, und weil ein Mulatte in einem Ort wie Bramme bekannt ist wie ein bunter Hund. Und alle wissen, wovon er spricht: Von der Fahrerflucht-Affäre, die vor drei Wochen passiert ist; das Brammer Tageblatt hat ausführlich darüber berichtet. Bertie Plaggenmeyer hatte seine Braut, die Bibliothekarin Corinna Voges, am späten Abend zur Bushaltestelle begleitet. Beim Überqueren der Straße war sie von einem mit überhöhter Geschwindigkeit fahrenden Wagen erfaßt worden. Der Fahrer hatte nicht angehalten, und das Mädchen war kurz darauf ihren Verletzungen erlegen.
Nach den Aussagen, die Bertie Plaggenmeyer machen konnte, hatte die Polizei zunächst ermittelt, daß es sich entweder um den Wagen des Schrotthändlers Bleckwehl gehandelt haben mußte oder um den von Dr. Carpano, Chefarzt am Kreiskrankenhaus. Beide fahren den gleichen Mercedes-Typ, und die Kennzeichen sind sehr ähnlich.
Aber dann hatte Bleckwehl ein einwandfreies Alibi gehabt und Carpano immerhin einen völlig unbeschädigten Wagen. Die Untersuchung hat sich damit festgefahren. Die Fahndung läuft, aber sie läuft leer; damit muß man sich abfinden in solchen Fällen.
Plaggenmeyer findet sich nicht damit ab.
Herbert Plaggenmeyer, Hilfsarbeiter und unehelicher Sohn eines farbigen US-Soldaten und einer deutschen Mutter - Herbert Plaggenmeyer hat im Laufe seines 22jährigen Lebens gelernt, der Polizei, der Justiz und der Gesellschaft schlechthin zu misstrauen. Jetzt hat er zu dem Mittel der Geiselnahme gegriffen, um sich Gerechtigkeit zu verschaffen:
Im Austausch gegen das Leben von dreiundzwanzig Oberprimanern und ihres Lehrers verlangt er, daß der Mann, der Corinna Voges' Tod verschuldet hat, seine Tat eingesteht und bestraft wird.
Klappentext zu
-ky: Es reicht doch wenn nur einer stirbt, Reinbek: Rowohlt, rororo thriller 2344, 1975

Das Misstrauen gegenüber Polizei, Justiz und Gesellschaft und das Gefühl, wehrlos den Machenschaften des Kapitals, oder besser noch: des Groß-Kapitals, ausgeliefert zu sein, liefern nicht nur die Grundierung für die Studentenproteste und den gesellschaftlichen Umbruch der siebziger Jahre in Willy-Brandt- und Helmut Schmidt-Land, sie sind auch - oder deshalb ? - die Folie, auf der der neue deutsche Kriminalroman seine Geschichten erzählt - mit den literarischen Mitteln und Methoden, die seine Autoren als Verfasser von Pulps oder Illustriertenstorys gelernt haben: Spannung und Aktion, ein wenig Rätsel, eingebettet in einen realistischen Zugriff auf die Wirklichkeit.
Aber es gab in jener Zeit - natürlich - auch im Krimi das Beharrungsvermögen des gerade wieder restaurierten Bürgertums - und das manifestierte sich im gerade groß in Mode gekommenen zweiten Massenmedium: dem Fernsehen. Seit 1961 leistet sich das Wirtschaftswunderland mit der Gründung des ZDF den Luxus von zwei Fernsehprogramme, und beide produzierten Kriminalunterhaltung. In der ARD waren es neben den klassisch-weltfremden Geschichten des Briten Francis Durbridge die eher realistisch angehauchten Episoden der Serie STAHLNETZ - geschrieben von dem ehemaligen Reporter Wolfgang Menge und inszeniert von dem kürzlich verstorbenen "Altmeister des deutschen Fernsehkrimis", Jürgen Roland, der genau wie sein Drehbuchautor eine journalistische Vergangenheit hatte - als Polizei- und Kriminalreporter in Hamburg.
"Dieser Fall ist wahr!" hieß es vor jeder Episode.
"Er wurde aufgezeichnet nach den Unterlagen der Kriminalpolizei. Nur Namen von Personen, Plätzen und die Daten wurden geändert um Unschuldige und Zeugen zu schützen."
Das war natürlich nur eine vorgespielte Au-then-ti-zi-tät, nicht anders als in dem amerikanischen Serienvorbild "Dragnet", aus dem man praktischerweise auch gleich die Titelmusik gestohlen--- pardon: übernommen hatte. Als These und natürlich erst aus der Rückschau könnte man formulieren: Mit der "echt wahren" Polizeiarbeit, die hier gezeigt wurde, sollte vor allem vermittelt werden, dass man in der Bundesrepublik wieder in einem Rechtsstaat lebte, in dem man sich auf die Organe der Exekutive wieder verlassen konnte.
Ähnlich semi-realistisch und staatstragend gab sich im ZDF das "Kriminalmuseum", in dem genau wie im STAHLNETZ Kriminalbeamte - die Betonung lag bei beiden Serien deutlich auf BEAMTE - das Böse jagten.
Trifft man heute in irgendeinem öffentlich-rechtlichen Nachtprogramm auf Wiederholungen dieser Fernseh-Krimis aus den siebzigern, entdeckt man Volkswagen-Käfer, in denen Polizisten in schlechtsitzenden Uniformen Streife fahren und über einen Telefonhörer am Armaturenbrett mit ihrer "Zentrale" reden.
Oder man sieht sich Herren in dunklen Mänteln gegenüber, die in düsterem Ambiente sturzbetroffen um eine Leiche herumstehen, bis der kleinste von ihnen sagt: "Rehbeinchen, mach mal ein Protokoll!"
Rehbeinchens Chef war der Übervater der Fernseh-Kommissare der siebziger: Erik Ode alias "Der Kommissar" Herbert Keller aus München, der im Januar 1969 seinen ersten Fall löste: "Toter Herr im Regen".
Dieser Kommissar Keller war einer, der noch den Krieg mitgemacht hatte und deshalb seine Männer im Offizierston herumkommandieren konnte:
*Grabert, der amerikanisierte Sunnyboy,
*Heines, der gesichtslose Technokrat und natürlich
*Harry Klein alias Fritz Wepper, der nach seinem Einsatz in Bernhard Wickis Antikriegsfilm "Die Brücke" (1959) nur noch schnell die Mittlere Reife gemacht zu haben schien, ehe er in Kellers Team als Telefonhörerabnehmer antrat.
"Der Kommissar" war ein Geisteskind des 1914 geborenen Herbert Reinecker, der 1936 die Zeitschrift "Jungvolk" redigiert hatte und der nicht nur mit dem "Kommissar" einer der erfolgreichsten Drehbuchautoren Deutschlands wurde. Vor dem "Kommissar" waren ihm etliche Episoden für das "Kriminalmuseum" und für die Spionage-Serie "Die fünfte Kolonne" aus der Feder geflossen, ebenso wie zuvor die Vorlagen zu Kino-Krimis und Liebesromanzen.
Reineckers "Kommissar" war so nachkriegs- und wirtschaftswunderdeutsch wie Michael Holms "Barfuß im Regen" oder "Schön ist es, auf der Welt zu sein" von Roy Black und Anita.
Keller war Polizist und als solcher wie gesagt: Beamter - nicht zu vergleichen mit seinem amerikanischen Kinokollegen "Dirty Harry" Callahan oder dem "Popeye Doyle" aus "French Connection I", die zur gleichen Zeit den Kampf gegen das Böse höchstpersönlich nahmen.
Als Polizist und Beamter bekam Keller es mit Groß- und Kleinbürgern zu tun, die sprachlos auf den Toten starrten, der da vor der Schrankwand mit der Goethe-Gesamtausgabe und dem Großem Brockhaus lag. Oder brutal niedergestreckt in der Toreinfahrt eines - natürlich - übel beleumundeten Nachtclubs, in dem die Nackttänzerinnen den BH immer erst abnahmen, nachdem die Kamera sie in die Unschärfe gezogen hatte.
Keller war einer, dem seine Assistenten den Telefonhörer hinhielten ("Für Sie, Chef!"), dem sie die Büro- und Autotüren aufmachten und den sie bodyguardmäßig umschwärmten, wenn er dem Besitzer des übel beleumundeten Nachtclubs Auge in Auge gegenübertrat.
Das "Böse", das Kommissar Keller und auch später sein Nachfolger Stephan Derrick regelmäßig am Freitagabend in 60 Minuten aus der Welt schafften, hatte nichts, aber auch gar nichts mit der "strukturellen Gewalt" zu tun, mit der sich der "neue deutsche Krimi" befasste. Böse Menschen würden sogar sagen: sie waren ein Teil davon.
Herbert Reineckers Kommissar Keller war der menschelnde Alltagsphilosoph, der im Büro als Patriarch seiner Ersatzfamilie mit Rehbeinchen als duckmausiger Frau und seinen drei Söhnen vorstand - ein Modell, das sicher nicht zufällig an die Restfamilie Cartwright von der Ponderosa-Ranch erinnerte.
Das Böse wohnte in der Welt des Kommissar Keller in Kneipen, die man damals noch "Spelunken" nennen durfte, in Nachtclubs und später Discotheken - samt und sonders Lebensräume zwielichtiger Gestalten, die Geschäfte mit Drogen oder leeren Versprechungen machten, die junge naive Menschen verführten und gutgläubige alte betrogen. Das Böse wohnte aber ganz besonders in geräumigen großbürgerlichen Villen und erhob sein Haupt als Familienkonflikt: Streit und Neid und Eifersucht, Hass und Intrige in der Kernzelle der Republik.
Wenn der Kommissar dann doch einmal mit der gesellschaftlichen Realität draußen vor seinem Fernsehstudio konfrontiert wurde, dann wurde der Bezug strikt in das schwarz-weiß-Schema seiner Gut-und-Böse-Welt eingewebt, wie der Inhalt der Episode "Der Papierblumenmörder" zeigt, in dem es um die von der bundesdeutschen Gesellschaft in den siebzigern nicht so geschätzten Blumenkinder, vulgo: Hippies - geht:

In den Isarauen wird ein junges Mädchen erschossen. Passanten kommen Sekunden zu spät und können den Schützen nicht mehr erreichen. Bei dem Versuch zu helfen verwischen sie sämtliche Spuren. Die Kriminalpolizei erfährt nur durch Zufall, dass das getötete Mädchen vor einiger Zeit aus einem Erziehungsheim ausgebrochen ist und in Münchner Hippiekreisen verkehrte. Harry Klein erhält die Aufgabe, in diesem Milieu den Mörder zu suchen. In Verdacht gerät allerdings ein angesehener Mann, der dem verwahrlosten Mädchen nicht nur Blumen geschenkt hatte.
Der Kommissar: Der Papierblumenmörder, Inhalt, 16.1.1970
Quelle: www.derkommissar.de

reinecker-der-kommissar In einem anderen, aber nichtsdestotrotz passenden Zusammenhang sinniert Kommissar Keller in einem seinem Fälle, der nur als Roman erschien, über sein Verhältnis zu dieser Jugend:

Ich bin ein Gegensatz zu diesen jungen Leuten, sagte er sich und nahm diesen Satz wie eine Feststellung, wie eine Zahl in einer Rechnung. Warum bin ich ein Gegensatz. Die Antwort gab er sich sehr schnell: ich habe ein anderes Leben geführt, mein Leben war bestimmt von Erfahrungen, einigen schrecklichen darunter. Der Krieg. Das Wort blieb hängen, er wiederholte es: Der Krieg. Ja, wie, dachte er plötzlich, sollte es möglich sein, daß man an so etwas wie Krieg in Dankbarkeit zurückdenken kann?"
Quelle:
Herbert Reinecker, Die Mädchen von Café Leopold, Bergisch-Gladbach: Bastei-Lübbe, Reihe "Der Kommissar" Band 35011, S.88
Nur ein wenig verschoben aber im Grunde genommen genau so klar verlaufen die Fronten zwischen Gut und Böse in dem zweiten Krimi-Klassiker der Siebziger Jahre, als aus dem Willy-Brandt-Land das Helmut-Schmidt-Land wurde, und der mit 281 Folgen bis Ende 1998 das Programm des ZDF bereicherte.
Stephan Derrick alias Horst Tappert (oder umgekehrt, so genau weiß man es nicht), übernahm vom "Kommissar" nicht nur Herbert Reinecker als Drehbuchautor, sondern auch Fritz Wepper als Harry Klein und führte uns sicher bis fast ans Ende des letzten Jahrhunderts - er begleitete den Übergang von Helmut-Schmidt-Land zu Helmut-Kohl-Land und war sicherer Indikator für alle modischen Verirrungen seiner Zeit: Derrick trug Brillen mit verlaufsgetönten Tropfengläsern, die heute noch nicht einmal mehr an Kassenpatienten ausgegeben werden; er geisterte jahrelang in einem unförmigen Ledermantel durch die Szenen, in dem er wie ein MIR-Kosmonaut wirkte, und anhand der Breite der Revers' von Harrys Jacketts und der Farbe seiner Hemden kann man heute zielsicher das Produktionsjahr jeder Episode ermitteln.
Überhaupt gibt es auch einige Theorien, dass es eigentlich niemals die beiden Serien "Der Kommissar" und "Derrick" gab, sondern nur eine einzige, nämlich "Harry Klein".
Nomen est omen?
Harry, der Kleinbürger, der Mann aus der zweiten Reihe, treuer Telefonhörerabnehmer ("Für dich, Stephan!") und Türenöffner ("Komm, Stephan!"), eine Ikone der Pflichterfüllung und Selbstverleugnung, dessen Altern wir über fast dreißig Jahre verfolgen konnten. Harry Klein, der deutscheste unter allen Kommissaren: der ewige Beamte.
Als Beamter im Polizeidienst hat der Held in dieser Art von Krimi weder als Roman- noch als Fernsehfigur ein Problem mit der Grenzziehung zwischen Gut und Böse. Kommissar Keller und Inspektor Derrick sind kaum angekränkelt von den Sebstzweifeln, unter denen ihr schwedischer Kollege Martin Beck und auch der aktuell populäre Krimi-Schwede Kurt Wallander von Roman zu Roman mehr zu leiden haben.
Ihr Dienstgrad genügt ihnen als Selbstrechtfertigung: sie sind ein Organ der Exekutive, sie sind Sachbearbeiter der Paragraphen 211f des Strafgesetzbuches, das ihre Gegenspieler so definiert:
Mörder ist, wer
-aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,
-heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder
-um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,
- einen Menschen tötet.
Quelle:
STGb § 211
Damit ist der beamtete Kommissar auf der sicheren Seite, nämlich auf der des Staates, dessen Gewaltmonopol er ausüben darf, wenn es dann am Ende hart auf hart kommt, worauf er aber zumindest in den Fernsehkrimis im Vorabendprogramm meistens verzichtet. Heißt das also, dass das Gute im Krimi immer siegt, weil es das Gesetz auf seiner Seite hat?
Nicht unbedingt.
Der Fernsehkommissar siegt, weil er sich selbst nicht nur beamtenrechtlich und juristisch auf der richtigen Seite weiß, sondern auch moralisch. Er siegt als Vertreter für uns alle, für die jeweils gegenwärtige gesellschaftliche Ordnung mit allen ihren geschriebenen und ungeschriebenen Regeln und Übereinkünften.
Im britischen Kriminalroman des Goldenen Zeitalters war der Detektiv als Privatmann unterwegs, weil ein Polizeibeamter kaum Zugang zu den Kreisen gefunden hätte, in denen die Autorinnen ihre Mordfälle inszenierten: den höheren Ständen, dem Adel, dem Möchtegern-Adel und dem Großbürgertum. Die Kriminalgeschichte funktionierte als Selbstvergewisserung ihres Publikums über die eigene Situation. Nach den Wirren des Ersten Weltkrieges wurde bei den Briten Recht und Ordnung von Hercule Poirot, Lord Wimsey und Konsorten mittels Vernunft und Logik wiederhergestellt - genau so, wie es ein halbes Jahrhundert später Kommissar Keller und Stephan Derrick in Deutschland taten. In beiden Fällen sind die Ermittler Angehörige des Systems, das sie stabilisieren sollen - der noble oder skurrile britische Detektiv und der deutsche Beamte. Wenn sich einer von ihnen überhaupt einmal so etwas wie Selbstzweifeln hingibt, dann tendiert das schnell zum Zynismus. Man muss im umfangreichen Gesamtwerk von Herbert Reinecker lange suchen, bis man auf eine Stelle wie diese stößt, in der Kommissar Keller sich so seine Gedanken über seinen Beruf macht:

"Mein ganzes Leben lang habe ich nur im Müll herumgekramt, im menschlichen Abfall. Da verliert sich der Glaube, daß es überhaupt noch etwas Unversehrtes gibt."
(Reinecker, Die Mädchen vom Café Leopold. a.a.O., S.58)
Das, was sich bei Keller als Ekel vor dem Mitmenschen artikuliert, äußert sich bei den Ermittlern des "neuen deutschen Krimis" grundsätzlich als Selbstekel. Kein Wunder - denn sie sind schließlich als Polizeibeamte selbst ein Teil des staatlichen Repressionssystem, sind Element der "strukturellen Gewalt", mithin Mittäter beim "großen Verbrechen". In einem Roman von Michael Molsner formuliert es ein Polizist, der viel darauf hält, dass er in der Lage ist, sein Leben und seine Arbeit selbstkritisch zu hinterfragen, mit diesen Worten:
Man ist nicht so lange bei der Kripo wie ich und hofft immer noch mit jedem Fall auf ein neues Abenteuer. Unsere Arbeit ist ein öffentlicher Dienst wie die Organisation der Badeanstalten oder die Müllabfuhr. Gewalttäter müssen isoliert und ruhiggestellt werden, damit sie nicht weiter Unheil anrichten -- klar."
Quelle:
Michael Molsner: Die Schattenrose, München: Heyne, Blaue Krimis Band 1957, S.42

Persönlicher nimmt seinen Job und sein Leben schließlich nur noch in einem Roman von -ky der ermittelnde Hauptkommissar Mannhardt, wenn ihm sein Autor die bittere Erkenntnis zuschreibt:

Mannhardt hatte alles bis obenhin satt: Lilo, seine Tochter, die ganze Familie. Er sehnte sich nach dem Leben eines kleinen Vertreters, der sein eigenes Leben leben kann. Lieber frei und verloren im schäbigen Hotelzimmer als bürgerlich gefangen im teuren Eigenheim. Nur von allem träumen, das war lustvoll. Es selber leben war lästig. Wenn er doch nur den Mut gehabt hätte, den Käfig zu öffnen und auszubrechen. Was anderes anfangen. Den ganzen Scheiß hier vergessen. Das hielt doch kein Schauspieler aus, sein ganzes Leben lang, Tag für Tag, immer ein und dieselben Rollen spielen: Kriminaloberkommissar und Familienvater."
Quelle:
-ky: Einer will's gewesen sein, Reinbek: Rowohlt, rororo-thriller 2441, 1978, S. 17

Bei so einer Einstellung zu Leben und Job bleibt eigentlich nur die innere Kündigung oder der Befreiungsschlag.
Und genau den wagt der erwähnte Kommissar Mannhardt als einer von -kys Serienhelden einige Jahre und Romane später, als er vor dem Schreibtisch seines Chefs steht und versucht, diesen mit einem Mauerstein zu erschlagen.
Mit dieser Szene aus "Friedrich der Große rettet Oberkommissar Mannhardt" endet der "neue deutsche Krimi". Er endet mit der Erkenntnis des Ermittlers, dass er offenbar nicht nur selber ein Teil des Bösen (des großen Verbrechens) ist, sondern dass das Böse offenbar auch in ihm selbst wohnt.
Für einen Paradigmenwechsel fehlte es bei -ky allerdings an der nötigen Konsequenz - nach psychologischer Behandlung und eingehender Therapie taucht Kommissar Mannhardt wieder in -kys Werk auf. Auch privat durchgespült als "neuer Mann" lebt und arbeitet Mannhardt ab Mitte der Achtziger Jahre wieder im Polizeidienst und darf an seinem Heimatort Berlin nahezu alle Varianten und Folgen der Wiedervereinigungskriminalität verfolgen - und natürlich auch darunter leiden, dass man offenbar immer noch nur die Kleinen fängt und die Großen laufen lassen muss.
Nur ein paar Jahre nach dem Ausraster des deutschen Kommissars in Berlin kam aus Amerika dann das Böse in seiner neuen Gestalt endgültig zu uns. Das Böse, das in jedem Menschen selbst wohnt, mithin auch im Ermittler eines Kriminalromans. Wenn also jeder von uns ein Mörder sein kann, der "aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln" einen anderen Menschen tötet - oder sagen wir besser: töten könnte, dann ist folgerichtig auch jeder Ermittler ein potentieller Täter. Nur dass er in der Lage ist, sich zu kontrollieren.
Zugleich wurden die Motive für die Verbrechen - vulgo: die Morde - entindividualisiert, das Ende der klassischen Beziehungstat war im Krimi gekommen, der Serienmörder war als Tätertypus des neuen Thrillers geboren:

Clarice Starling spürte ein frohes Pochen in der Brust und auch eine gewisse Besorgnis.
"Wer ist der Betreffende?"
"Der Psychiater - Dr. Hannibal Lecter", antwortete Crawford.
Bei jeder zivilisierten Zusammenkunft folgte auf den Namen stets eine kurze Stille.
Starling sah Crawford unverwandt an, doch auch sie schwieg.
"Hannibal der Kannibale", sagte sie.
"Ja."
Quelle:
Thomas Harris: Das Schweigen der Lämmer (The silence of the lambs, 1988, Deutsch von Marion Dill), München: Heyne, 1990, S.10

Hannibal der Kannibale, bürgerlich Dr. Hannibal Lecter, ist ausgebildeter Psychiater, und bei seinem ersten Auftreten in den wegweisenden Thrillern "Roter Drache" und "Das Schweigen der Lämmer" (1988) des amerikanischen Ex-Journalisten Thomas Harris ist kaum etwas über seine Vergangenheit bekannt - außer dass er wegen verschiedener Straftaten, die ihm seinen Namen einbrachten, von FBI-Agent Will Graham gefasst wurde und nach seiner Verurteilung jetzt im Baltimore State Hospital für geistesgestörte Straftäter einsitzt. Dort hört er gute Musik, schreibt hin und wieder Beiträge für Psychiatrische Fachzeitschriften und beschäftigt nebenbei nicht nur Anstaltsleiter Dr. Chilton und den Anstaltsarzt, sondern auch eine ganze Wachmannschaft, die sich darum kümmert, dass er keinen Kontakt mit anderen aufnimmt oder seiner Neigung nachgehen kann:

harris_das-schweigen-der-laemmer "Lecter ist nie außerhalb seiner Zelle, ohne volle Zwangskleidung und ein Mundstück zu tragen", sagte Chilton. "Ich zeige Ihnen gleich, warum. Im ersten Jahr nach seiner Einweisung war er ein Muster an Kooperation. Die Sicherheitsvorkehrungen um seine Person wurden geringfügig gelockert - dies war unter der vorhergehenden Verwaltung, wohlgemerkt. Am Nachmittag des 8. Juli 1976 klagte er über Brustschmerzen und wurde ins Behandlungszimmer gebracht. Man nahm ihm die Fesseln ab, damit man ihm leichter ein Elektrokardiogramm machen konnte. Als die Krankenschwester sich über ihn beugte, tat er ihr dies an." Chilton reichte Starling ein Foto mit Eselsohren. "Es gelang den Ärzten, eins ihrer Augen zu retten. Lecter war die ganze Zeit an die Monitore angeschlossen. Er brach ihr den Kiefer, um an ihre Zunge zu gelangen. Sein Puls stieg nie über fünfundachtzig an, selbst dann nicht, als er die Zunge verschluckte."
Quelle:
Thomas Harris: Das Schweigen der Lämmer. a.a.O., S. 18

Doktor Lecter ist das personifizierte Böse, und gerade deshalb ist er auch der perfekte Ermittler: denn wer sonst als das Böse selbst weiß, wie das Böse funktioniert. Doktor Lecter ist ein Serienmörder, einer, der nicht aus den klassischen Motiven wie Habgier, Eifersucht oder Hass zu seiner Tat getrieben wird, sondern einer, der den Mord quasi zur schönen Kunst erhoben hat - in seinem Fall zur Kochkunst.
Als Serienmörder bezeichnet die Kriminologie die Täter, die in zeitlichem Abstand hintereinander mehrere Menschen töten - womöglich zur sexuellen Befriedigung, aber womöglich auch "nur" aus rein sadistischen Motiven, so genau hat man das Phänomen auf der wissenschaftlichen Seite noch nicht erforscht. Was den Serienmörder aber vor allem auszeichnet und was ihn zum Liebling der aktuellen Kriminalliteratur gemacht hat, ist die Tatsache, dass es bei seinen Taten in aller Regel zuvor keine persönliche Beziehung zum Opfer gibt.
Mord als Zufallsprodukt also, eine Tat, bei der die klassischen Ermittler mit ihrer Strategie, sich genau in der Umgebung des Opfers umzusehen, vollkommen ins Leere laufen. Serienmorde festzustellen und Serienmörder zu identifizieren wird plötzlich zur logistischen Aufgabe - für die der Ermittler zwar noch so etwas wie kreative Intelligenz aufbringen muss ("Was fällt uns hier auf?"), eine Aufgabe, die dann aber in der Hauptsache mit Datenverarbeitung, mit Computertechnik gelöst werden muss: durch den Abgleich und Vergleich zahlloser datenmäßig erfasster Verbrechen nach einem übereinstimmenden modus operandi, also der Art und Weise und der Begleitumstände, nach denen der Täter jeweils vorgegangen ist. Das Böse - der Mörder - wird nicht mehr im familiären oder sozialen Nahbereich gesucht, sondern in der Gesellschaft, der Gemeinschaft an sich.
Die entscheidende Begegnung, die Stunde der Erneuerung des Krimis und seiner Ermittlerfiguren fand irgendwann 1986 oder 1987 in der geschlossenen Abteilung des Baltimore State Hospital für geistesgestörte Straftäter statt:

Dr. Lecters Zelle lag weit hinter den anderen, blickte nur auf einen Wandschrank auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors und war auch sonst einzigartig. Die Vorderseite bestand aus einer Gitterwand, doch direkt hinter den Gitterstäben, in einer Entfernung, die größer war als die menschliche Reichweite, befand sich eine zweite Schranke, ein vom Boden zur Decke und von Wand zu Wand gespanntes kräftiges Nylonnetz. Hinter dem Netz konnte Starling einen am Boden festgeschraubten Tisch erkennen, auf dem sich Taschenbücher und Zeitungen stapelten, und einen geraden, ebenfalls festgeschraubten Stuhl. Dr. Hannibal Lecter selbst lag auf seiner Pritsche gestützt und las in der italienischen Ausgabe der Vogue.
Er hielt die losen Seiten in der rechten Hand und legte sie mit der linken nacheinander neben sich. An der linken Hand hatte Dr. Lecter sechs Finger.
Clarice Starling blieb in einiger Entfernung vor dem Gitter stehen, etwa der Länge eines kleinen Foyers entsprechend.
"Dr. Lecter." Ihre Stimme kam ihr normal vor.
Er sah von seiner Lektüre auf. Eine angespannte Sekunde lang glaubte sie, daß sein Blick summte, doch was sie hörte, war nur ihr Blut.
"Ich heiße Clarice Starling. Darf ich mich mit Ihnen unterhalten?"
Ihre Entfernung und ihr Ton beinhalteten Höflichkeit. Dr. Lecter erwog dies, den Finger gegen die geschürzten Lippen gepreßt. Dann nahm er sich beim Aufstehen Zeit und kam in seiner Gitterzelle mit sanften Bewegungen nach vorn. Ohne das Nylonnetz anzusehen, hielt er jäh davor inne, als würde er die Entfernung selbst wählen.
Sie konnte sehen, daß er klein und geschmeidig war; in seinen Händen und Armen erkannte sie drahtige Kraft.
"Guten Morgen", sagte er, als hätte er die Tür geöffnet. In seiner kultivierten Stimme schwang ein leichtes metallisches Schnarren mit. Dr. Lecters Augen waren kastanienbraun, und sie spiegelten das Licht in roten winzigen Punkten wider. Manchmal schienen die Lichtpunkte wie Funken in seine Iris zu sprühen. Seine Augen umfaßten Starling ganz. In abgemessener Distanz kam sie näher an die Gitterstäbe heran. Die Härchen auf ihren Vorderarmen stellten sich auf und drückten gegen ihre Ärmel. "Doktor, wir haben ein schwieriges Problem bei der Erstellung psychologischer Diagramme. Ich möchte Sie um Ihre Hilfe bitten."
Quelle:
Thomas Harris: Das Schweigen der Lämmer, a.a.O., S. 21

FBI-Agent Clarice Starling, die in der Vorstellung des Krimifans seit der Verfilmung des "Schweigens der Lämmer" (1991), für immer wie Jodie Foster aussehen wird, ist bei den Ermittlungen nach einem Serientäter, der intern "Buffalo Bill" genannt wird, an einen toten Punkt angelangt: zu dürftig sind die konkreten Hinweise auf den Täter, zu unverständlich ist seine Vorgehensweise, zu diffus ist alles, was man bisher über diesen Mann zusammengetragen hat, der seine weiblichen Opfer entführt, sie tötet und ihnen dann die Haut abzieht.
Clarice Starlings Besuch bei Hannibal Lecter, der in unserem kollektiven Bewusstsein seither die Züge von Anthony Hopkins trägt, ist die literarische Verdichtung eines Projektes, das der FBI-Agent Robert Ressler mit den Mitarbeitern einer speziellen "Abteilung für Verhaltensforschung" (BSU) zwischen 1970 und 1990 durchgeführt hat. Um -Zitat - "in ihre Seelen einzusteigen und ihr Denken zu verstehen" führten Ressler und seine Kollegen Interviews mit zahlreichen verurteilten Mördern, die eben erkennbar nicht aus Neid, Hass oder Eifersucht, Geldgier und Wut getötet hatten - eben Serientätern. Mit den Erkenntnissen aus diesen Gesprächen war es Ressler und seinen Kollegen dann möglich, bei ähnlich gelagerten Fällen ein sogenanntes "Profil" des Täters zu erstellen - womit ein neuer Typus des Ermittlers geboren war, der des "Profilers".
Der kann - da gleichen sich Wirklichkeit und spätere Krimi-Fiktion noch - aufgrund der Handlungspuren, die ein Täter am Tatort und im Umfeld der Tat hinterlassen hat, Rückschlüsse auf dessen Person ziehen - nämlich indem er in der Lage ist, genau zwischen jenen Elementen zu trennen, die zur Tatausführung notwendig waren und jenen, die der Täter zu seiner eigenen Befriedigung - oder aus innerem Zwang - hinzugefügt hat. Aus der Korrelation dieser täterspezifischen Vorgehensweise - dem modus operandi - mit den aus den Untersuchungen anderer Täter gewonnenen verhaltenspsychologischen Erkenntnissen formt - imaginiert? - der Profiler im üblichen Serienmörder-Thriller die schemenhafte Figur des Täters.
Der Ermittler tut also das, was Agent Starling von Hannibal Lecter erbittet - er deutet Verhaltensmuster, er wird vom Indiziendeuter Sherlock Holmes'scher Prägung zum Verhaltensdeuter, zum Psychologen und Soziologen, der nicht mehr aus Auftreten und Habitus erschließt, dass sein tatowiertes Gegenüber ein ehemaliger Marinesergeant ist, sondern der umgekehrt aus der Tat und ihren Umständen schlussfolgert, dass es sich bei dem Killer um einen tätowierten Marinesergeanten handeln muss, den er bisher überhaupt noch nicht gesehen hat.
Das alles kann der Profiler nur leisten, weil er bei der Ermittlung auf sich selbst zurückgreift, er eine Art Empathie für die Welt und die Gedanken seines Gegenspielers entwickelt, aus der heraus er die Details des modus operandi zu erklären versucht.
Die logische Folge der Begegnung von Agent Starling und Doktor Lecter wäre eigentlich gewesen, dass Hannibal der Kannibale aufgrund seiner ausgezeichneten Fachkenntnisse seine Zelle mit einem Beratervertrag des FBI hätte verlassen müssen, um in Zukunft als freier Sachverständiger Agent Starling und ihre Kollegen zu unterstützen: Der Täter als Ermittler, der Mensch als des Menschen Wolf.
Allerdings: Böse ist, wer Böses tut - ein solcher Schritt hätte mit einem Schlag das moralische-ethische Fundament des gesamten Genres untergraben, die Übereinkunft, die darauf basiert, dass der Gute, also egal welcher Ermittler, egal von welchen Selbstzweifeln geplagt, das Regulativ des Bösen in der Welt darstellt, die er Krimi beschreibt.
Kriminalliteratur, das wäre die These, spürt die Bruchstellen der Gesellschaft auf, in der sie entsteht, doch sie ist nicht in der Lage, darüber hinaus zu gehen, ohne gegen die selbstgesetzten Regeln zu verstoßen, mithin sich selbst zu zerstören. Und diese Regeln besagen nun einmal - das hat Edgar Allan Poe in seiner Gussform vor mehr als 150 Jahren bereits festgeschrieben - dass der Mensch in der Lage ist, sich und die Welt zu verstehen. Sei es durch analytische Deutung ihrer Einzelteile oder durch Empathie für seinen Mit-Menschen.
Deshalb leben die Söhne und Töchter von Agent Starling und Doktor Lecter heute im Krimi als Ermittler, die um das Böse in sich selbst wissen, die es vielleicht auch bis zu einem gewissen Grad akzeptieren, die es aber auch kontrollieren - und es damit in den Dienst des Guten stellen. Damit gut sein kann, wer Gutes tut.
ENDE

Verwendete Quellen wurden im Text nachgewiesen.
Für den Vortrag habe ich Teile aus meinen folgenden Arbeiten verwendet:
schindler-flimmerkiste delabar-schuetz-deutschsprachige-literatur-der70er-und-80er-jahre
Jesus, Buddha, der Müll und der Tod - Spurensicherung in Sachen Soziokrimi, in: Walter Delabar und Erhard Schütz (Hrsgb) Deutschsprachige Literatur der 70er und 80er Jahre: Autoren, Tendenzen, Gattungen, Darmstadt: Wiss. Buchmeienschaft, 1997, S. 38-52
Der Fernsehkommissar - Vater, Freund, Helfer, in: Nina Schindler (Hrsgb): Flimmerkiste - Ein nostalgischer Rückblick, Hildesheim: Gerstenberg, 1999, S. 108-120
© Reinhard Jahn



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