Gisela Lehmer-Kerklohs
KrimiKurier No.12



Die Alligatorpapiere

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Die Autorin:
Gisela Lehmer-Kerkloh rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime sowie bei der GVM (Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs) und AIEP und Amiga im SYNDIKAT









KrimiKurier No.12
Herbst 2004




"Die Pflicht, Col. Ich mache mich auf, diesen Burschen und Mädchen zu erzählen, dass Ordnung, Moral und Zivilgesellschaft unserer Obhut anvertraut sind, und überlasse es ihnen selbst herauszufinden, dass es in Wirklichkeit nur Brutalität, Chaos und Zufälle gibt."
(Bill James, Rivalen).




Der KrimiKurier ist nach Deutschland/Berlin gezogen. Die neue Mailadresse lautet [email protected]; über Weiterempfehlungen des kostenlosen KrimiKuriers freue ich mich wie immer. Gerade erschienen ist das Jahresmagazin Nr.3 von CriMinalis Sept. 2004/Aug. 2005 mit vielen Kurzkrimis, Buchbesprechungen – u.a. von Krimiautorin Anke Gebert – sowie Interviews und Reportagen, wie über die Frauen-Krimiszene in Österreich.

Nochmals möchte ich auf den Kulturpreis des Hochsauerlandkreises 2005 für den besten Kurzkrimi hinweisen. Nähere Informationen zu dem mit 5.000 Euro dotierten Preises unter www.hochsauerlandkreis.de.
Der von Thomas Przybilka und mir erdachte Fragebogen für deutsche und internationale Krimiautoren wächst ständig (abrufbar unter www.alligatorpapiere.de/befragung.html ).

Einen wonnigen Herbst wünscht, Gisela Lehmer-Kerkloh


BERLIN 1916

Regina Stürickow:
Habgier
Roman.
Berlin: berlin.krimi.Verlag 2004.
Kart., S. 256 S., € 9.90;
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Stuerickow-habgier.JPG Der Roman basiert auf einem authentischen Mordfall, der im April 1916 die Berliner Öffentlichkeit erschütterte. Eine grausam zugerichtete Leiche wird in einem Reisekorb in der Gepäckaufbewahrung des Stettiner Bahnhofs gefunden. Es handelt sich um die lesbische Gelegenheitsprostituierte Martha Franz, die schon von einer Nachbarin vermisst gemeldet wurde. Der sympathische mit der Berliner Unterwelt vertraute Kommissar Ernst Gennat nimmt die Ermittlungen auf. Eine fiktive Figur ist sein Begleiter, Max Kaminski, ein jüdischer Journalist beim �Berliner Abendblatt�, der eine Serie über die Arbeit der Mordkommission schreiben will. Gennat und Kaminski können schließlich trotz der sich gegenseitig beschuldigenden Zeugen die Täter zu überführen.

Regina Stürickow zeichnet hautnah die hoffnungslose Stimmung der Berliner Bevölkerung nach dem 2. Kriegswinter, mit der immer länger werdenden Liste der Gefallenen, der sich ständig verschlechternden wirtschaftlichen Lage und dem verschärft aufkeimenden Antisemitismus nach. Ihr realistischer nüchterner Ton gibt die Grenzsituation ausgezeichnet wieder. Gennat und Kaminski sind ein interessantes, gegensätzliches Ermittlerteam, von dem man gerne noch mehr hören möchte.

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DIE GEISTER DER AHNEN KOMMEN ZURÜCK

Alfred Komarek:
Die Villen der Frau Hürsch
Innsbruck, Wien: Haymon 2004.
Geb., S. 208, Euro 17.90 €

komarek-dievillen Daniel Käfer, Chefredakteur eines Magazins für Intellektuelle, ist gerade entlassenen worden. Um Abstand zu gewinnen und seine weitere Lebensplanung in Ruhe zu überdenken, zieht es ihn ins Ausseerland, den Urlaubsort seiner Kindheit. Er fährt mit seinem alten Käfer los und mit seiner naiven, unvoreingenommen Art gelingt es ihm selbst die angeborene Abneigung der Einheimischen gegen Touristen zu überwinden. Durch Abenteuerlust beginnt er dem sagenumwobenen Selbstmord einer geistig verwirrten Dienstmagd nachzugehen, die sich als seine in Familienkreisen totgeschwiegene Großtante �Mizzi� zu erkennen gibt: die Ahnen kommen zurück. Käfers Interesse an den lange zurückliegenden Ereignissen gefällt jedoch manchen Auseeländern nicht. Wie schon in den Weinviertel-Krimis mit Inspektor Simon Polt vermag Komarek die Bewohner und Landschaft - diesmal des Ausseerlands - mit der Seelenlandschaft seines neuen Protagonisten Daniel Käfer stimmungsvoll in Einklang zu bringen. Drei weitere Ausseer-Romane sind geplant. Die Befragungen mit Alfred Momarek siehe hier .
(Bestellen bei Missing Link)


GENIALES KATZ- UND MAUSSPIEL

Bill James:
Rivalen.
(Panicking Ralph 1997, Ü: Gerold Hens)
Berlin: Aufbau Verlag 2004.
Geb., S. 286, Sonderausgabe. Aufbau Taschenbuch Nr. 2082, 7.95 € (1. Aufl.: Hamburg: Rotbuch Verlag, 2002)
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James-rivalen.JPG Nach dem Mord am Drogenkönig Kenward Knapp herrscht in der Szene Chaos. Wer kann die Rolle des neuen Paten übernehmen? Neue Allianzen werden geschmiedet . Es finden harte Kämpfe um die Vormachtstellung im Drogenkartell statt. Die aussichtsreichsten Bewerber sind der schöngeistige Nachtclubbesitzer Ralph Ember sowie der wegen seiner dunklen Vergangenheit james-rivalen-Aufbau VERlagberühmte Stan Stanfield. Gleichzeitig ruft der Polizeichief seine beiden Detective Colin Harpur und Desmond Iles zur Nutzung des bestehenden Machtvakuums und zur vollständigen Zerschlagung des Drogenhandels auf. Aber auch über die Verbindungen der beiden Detektive kursieren dunkle Gerüchte. Läßt sich Harper nur zum Schein von Stanfield einkaufen oder ist auch er ein Vertreter eines korrupten Polizeiapparates? Es entwickelt sich ein geniales Katz- und Mausspiel zwischen allen Beteiligten, bei dem keiner keinem über den Weg traut.
Bill James schreibt mit schöner Feder einen bitterbösen, zynischen Roman.

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WIND, WASSER UND EINIGE TOTE

Dieter Bromund:
Kein Schnaps für den Zaren
Leer: Leda Verlag 2003
Kart., S. 175, Euro 9.90 €
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bromund-Kein-Schnaps- fuer-den-Zaren.jpg Skipper Heiko Husmanns (vgl. Die wandernden Sände, Leda 2002; Die Frau aus der Brandung, Leda 2002) erhält den Auftrag eine Segeljacht von Holland nach Spiekeroog zu überführen. Für Husmanns und seinen Mitsegler und Freund Hafenmeister Komrush ein Traumauftrag, da es sich um eine sehr teuere Jacht, eine Puffin 42, handelt. Kaum auf Spiekeroog eingetroffen werden sie Zeugen eines rätselhaften Todesfalls und mehrerer Einbrüche bei Husmanns Auftraggeber Maanens. Alles dreht sich um ein wertvolles Portrait von Peter dem Großen, gemalt von Rosalba Carriera, wobei die Geschichte des Bildes eng mit der Familiengeschichte von Maanens verknüpft ist. Maanens Großvater erhielt es vom letzten Zaren als Geschenk als Dank für die Vermittlung eines Arztes. Später kam das Bild in den Besitz eines Frankfurter Museums, aber sowohl Maanens als auch das Museum behaupten das Original zu besitzen. Und der Tote auf Spiekeroog war ein Russe aus St. Petersburg, dem weitere, äußerst brutal vorgehende Russen folgen.

Wieder ist Dieter Bromund ein spannender Segelkrimi mit Wind, Wasser und einigen Toten gelungen, ohne in eine klischeehafte, süßliche Inselstimmung abzudriften. Die venezianische Portrait- und Miniaturmalerin Rosalba Carriera (1675-1757) hätte Peter den Großen während seiner inkognito Reisen in Europa 1697/98 tatsächlich malen können.

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SCHÖNE NEUE WELT

Jef Geeraerts:
Coltmorde
(De Coltmoorden 1980, Ü.: Alexander und Christiane Pankow)
Zürich: Unionsverlag , 2003.
S. 281, 9.90 €
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coltmorde Belgien Ende des 20. Jahrhunderts ist zum polizeilichen Überwachungsstaat geworden; Huxley lässt grüssen. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft neuer Art hat sich entwickelt: auf der einen Seite stehen die Korps der Rijkswacht, auf der anderen Seite der Rest der Bevölkerung, dem das Korps misstraut und das es überwacht. Allen als Vorbild gilt Detektiv und Supermacho Willy Velge von der Rijkswacht. Als jedoch die vermutliche Nymphomanin Hêlene Leblanc ermordet wird, entwickelt sich der Fall für Velge zum Alptraum. Verdächtig ist auch Velges früherer Korpskommandant General Welckenreadt, auf den natürlich kein Makel fallen darf. Dann geschehen zwei weitere brutale Coltmorde, die die Handschrift von Leblancs Mörder tragen. Plötzlich leben alle Personen, die mit der Generalsfamilie verbunden sind, äußert gefährlich. Und auch Velge wird durch eine Affäre mit Welckenreadts Tochter tief in die Familiengeheimisse verstrickt.
Pointiert und brutal zeigt Jef Geeraerts den skrupellosen Machtmissbrauch in modernen Staaten auf.

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DER 2. FALL FÜR DEN MARCHESE

Norbert Klugmann:
Schlüsselgewalt
Meßkirch: Gmeiner-Verlag 2004
Kart., S. 325, 9.90 €
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klugmann-schluesselgewalt.jpg Felix van Oldenburg, Sohn eines angesehenen Reeders aus Lübeck, wird im Weinkeller des berühmten Weinhändlers Grünfeld der Kopf eingeschlagen. Er und sein bester Freund Philipp Bernstorff, Sohn des Vize-Bürgermeisters, sollten Grünfeld bei der Katalogisierung der seltenen Weinvorräte helfen. Philipp wird seit dem Mord vermisst. Zum Glück ist Grünfelds Freund, Weinhändler und einfach nur der Marchese (vgl. Rebenblut, Gmeiner-Verlag) genannt bei Grünfeld zu Gast. Ihm wird in der gleichen Nacht eine Weinflasche aus Grünfelds Keller, in der ein alter Schlüssel steckt zugespielt. Eine Verbindung zwischen dem Mord, Philipps Verschwinden und dem alten Schlüssel liegt nahe. Die Geschichte des Schlüssels führt tief in die Geschichte der Hanse zurück, nach der früher die 4 Schlüssel der Ältermänner, St. Peters schap, die Geldkiste der Hanse öffnen konnten. Der Marchese macht sich auf die Suche nach den anderen Schlüsseln, aber auch der berühmte Sänger Rob Rode hat ein starkes Interesse an diesen seltenen Weinflaschen.
Spannender, gar nicht rührseliger Weinkrimi mit Show-down in Grünfelds Weinkeller.
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17 ÜBLE GESCHICHTEN

Ulrich Knellwolf:
Tod in Sils Maria
München, Wien: Nagel & Kimche Verlag 2004.
S. 154, 15.20 €
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knellwolf-tod-in-sils-maria.jpg Um vier bitterböse Geschichten sind die schon 13 üblen Geschichten in der Neuausgabe 2004 erweitert worden. Alle mysteriösen Morde geschehen in der Umgebung eines Nobelhotels im eigentlich recht beschaulichen Sils Maria, einem Schweizer Wintersportort im Engadin. Da entsorgt ein Verleger den lästig gewordenen Autor samt Kritiker, die durch lärmende Kinder gestörte Hotelruhe wird wieder hergestellt, der Vater lässt den ungeliebten in spe-Schwiegersohn verschwinden. Alle Geschichten leben vom prägnanten Stil des Autors, den überraschenden Pointen und der unheimlichen Atmosphäre. Ulrich Knellwolf ist evangelischer Theologe und seit 1969 Pfarrer und bekommt des öfteren zu hören, wie ein Theologe solche Geschichten schreiben könne (vgl. Nicht obligatorisch zu lesendes Nachwort zur erweiterten Neuausgabe, in: Tod in Sils Maria).

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KLASSIKER IN NEUUEBERSETZUNG

Agatha Christie:
Das Eulenhaus
(The Hollow 1946; Ü: Pieke Biermann)
Frankfurt: Scherz Verlag 2003
Kart., S. 229, 8.90 €
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christie-das-eulenhaus.jpeg Das "Eulenhaus" ist der Landsitz von Sir Henry und Lady Angkatell, zwei englischen Exzentrikern. Zum sonntäglichen Lunch wurden nicht nur Verwandte und Freunde eingeladen, auch der große Detektiv Hercule Poirot wird erwartet. Der Lunch fällt aus, da zeitgleich mit Poirots Eintreffen ein toter Gast am Swimming-pool gefunden wird.

Beim "Eulenhaus" von Sir Henry und Lady Angkatell handelte es sich um den real existierenden Landsitz des Schauspielers Francis L. Sullivan und seiner Frau in Haslemere, Surrey. The Hollow erschien 1946 bei Collins in England und 1947 unter dem Titel Das Eulenhaus als Nummer 1 der berühmten schwarz-roten Scherz-Krimi-Serie in Deutschland. Ursprünglich sollte das Buch ohne Hercule Poirot spielen, aber : "Ich war daran gewöhnt, Poirot in meinen Büchern zu haben, obwohl er da eigentlich gar nicht hingehörte." (Agatha Christie in ihrer Autobiographie). In dem später zum Theaterstück umgeschriebenen Buch hat Poirot keine Rolle mehr. Die Erstaufführung war am 7. Juni 1951 im Londoner Fortune Theatre, das Stück wurde 376 mal aufgeführt.
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ABENTEUER AUF SEE

Ralf Schröder:
Hurtigruten
Mit dem Postschiff von Bergen nach Kirkenes.
Bielefeld:: Delius-Klasing Verlag 2004
Geb., S. 144 , 156 Farbfotos, 22,90 €
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schroeder-hurtigruten.jpg Ein unwiderstehlicher Bildband um die elf Schiffe der Hurtigruten und deren abenteuerliche Reisen. Die Hurtigruten nahmen 1893 die Fahrt auf, als Norwegische Kaufleute den Absatz ihrer Produkte verbessern wollten. Da die Schiffe auch Post transportierten wurden sie bald unter dem Beinamen "Postschiffe" berühmt. Heute kompensieren Touristen das sinkende Fracht- und Passagieraufkommen. Die Fahrt geht entlang der norwegischen Fjordküste auf einer Strecke von 4600 km zwischen der alten Hansestadt Bergen und dem Hafen Kirkenes an der russischen Grenze jenseits des Nordkaps.
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Copyright: © Dr. Gisela Lehmer-Kerkloh, September 2004.

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