Die Befragung von Gisela Lehmer-Kerkloh und Thomas Przybilka
Ein Service der Alligatorpapiere.


Stefan Winges



Frage: Warum Krimis?

Stefan Winges: Weil sich damit fast alles erzählen läßt. Und weil ich Komödien mag.

Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?

Stefan Winges: Viele geschätzte Kollegen, mit denen ich gerne ein Bier trinke.

Frage: Wer ist überschätzt?

Stefan Winges: Von wem?

Frage: Wer ist unterschätzt?

Stefan Winges: Einige Autoren aus den 60zigern, als Krimis noch nicht um (fast) jeden Preis aufgedonnert werden mußten, sondern einfach lässig und cool daherkommen konnten.
Nur ein Name von vielen: Gavin Lyall.

Frage: Krimi – eine Literaturgattung?

Stefan Winges: Interessante Frage. Nicht wegen der obsoleten U/E-Debatte, sondern weil beim Genre 'Krimi' oft Film und Literatur so abgehandelt werden, als gäbe es keine fundamentalen Unterschiede in den erzählerischen Mitteln, als wäre der Roman nur ein 'Film in Worten'. Hängt vermutlich mit der unseligen, alles dominierenden Plot-Fixiertheit zusammen.
Also: Ja, der Krimi ist eine Literaturgattung, nur wird das oft vergessen.

Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?

Stefan Winges: Als ich mein erstes Buch von Chandler gelesen hatte.

Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?

Stefan Winges: Bin da nicht wählerisch.

Frage: Mord – muss das sein?

Stefan Winges: Nicht unbedingt, aber einen Krimi nur über's Schwarzfahren zu schreiben und ihn dann auch noch an einen Verlag zu verkaufen, dürfte ziemlich schwierig sein.

Frage: Warum schreiben Sie?

Stefan Winges: Anstatt etwas Vernünftiges zu arbeiten und Geld zu verdienen? Tja.

Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?

Stefan Winges: Nein, jedenfalls nicht unmittelbar. Wozu auch?

Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?

Stefan Winges: Das hängt von der Grundidee des Romans ab.

Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?

Stefan Winges: Mache ich täglich.

Frage: Sex im Krimi?

Stefan Winges: Warum nicht, wenn er gut ist? Gut geschrieben, meine ich.

Frage: Wenn ja, warum?

Stefan Winges: – – –

Frage: Wenn nein, warum?

Stefan Winges:– – –

Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?

Stefan Winges: Den Männer in der Regel nicht lesen? Sicher, – genau wie es einen "Männerkrimi" gibt, mit dem Frauen gewöhnlich nicht viel anfangen können.

Frage: Für wen schreiben Sie?

Stefan Winges: Ich versuche, Bücher zu schreiben, die ich selbst gern lesen würde, und kann nur hoffen, daß mein Geschmack von möglichst vielen Lesern geteilt wird.

Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?

Stefan Winges: Nein, am Anfang stehen meist die Figuren, manchmal auch nur eine einzelne Szene oder eine Stimmung. Daraus einen hinreichend komplizierten, stimmigen Plot zu entwickeln, der hinterher auch noch zwanglos erscheinen soll, kann ein hartes Stück Arbeit sein. Das eigentliche Schreiben ist natürlich auch Arbeit, aber die macht Spaß.

Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?

Stefan Winges: Nein, keine Notizen. Die Ideen kommen beim Schreiben. Auf einmal sind sie da, einfach so, ohne Absender.

Frage: Wo schreiben Sie?

Stefan Winges: An meinem Schreibtisch.

Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?

Stefan Winges: Im Gegenteil.

Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?

Stefan Winges: Robert Bolt: Der kleine dicke Ritter.

Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?

Stefan Winges: Einen Favoriten habe ich im Moment nicht. In letzter Zeit am meisten beeindruckt hat mich W.G. Sebalds 'Ringe des Saturn', – aber das ist nun wirklich kein Werk, das zum 'Lieblingsbuch' taugt.

Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?

Stefan Winges: Außer Chandler? Schwer zu sagen, es gibt viele. In die engere Wahl kommen sicher Gavin Lyall, John D. Macdonald und Dorothy Dunnett.

Frage: Ihr Lieblingsfilm?

Stefan Winges: Rio Bravo.

Frage: Ihr Lieblingsgetränk?

Stefan Winges: Kaffee (schwarz).

Frage: Kochen Sie?

Stefan Winges: Ja, aber nicht oft und nicht aufwendig.

Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?

Stefan Winges: Selten, auch sammle ich weder Menü-Karten noch Wein-Etiketten.

Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?

Stefan Winges: Ein altes Jackett aus Kordsamt.

Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?

Stefan Winges: Nein, eher Boxen.

Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?

Stefan Winges: Na ja – irgendwie schon, schätze ich.

Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
Stefan Winges: Als Kölner?

Frage: Ihr Lieblingsland?

Stefan Winges: Ich liebe keins.

Frage: Was lieben Sie?

Stefan Winges: Beim Schreiben? Das Glücksgefühl, wenn ein Satz vollkommen gelingt.

Frage: Was verabscheuen Sie?

Stefan Winges: Tierquälerei.

Frage: Beste Schulnote – worin?

Stefan Winges: Deutsch und Philosophie.

Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?

Stefan Winges: Singen – und ich habe keine Ahnung, warum.

Frage: Ihr Traumberuf?

Stefan Winges: Beruf? Offen gesagt wäre mir eine sorgenfreie Existenz als Amateur lieber. Früher wollte ich natürlich Lokomotivführer werden.

Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?

Stefan Winges: Hat denn schon mal jemand abgelehnt?




Stefan Winges
Stefan Winges wurde 1957 in Rheydt geboren. Er studierte Philosophie, Germanistik und Komparatistik in Bonn. Schon während des Studiums arbeitete Stefan Winges als Antiquar, seit 1986 hauptberuflich in Köln, wo er seitdem auch wohnt. Stefan Winges ist Lehrer an der Shaolin Kung Fu Schule in Köln für asiatische Kampfkunst.
Sein Krimidebüt "Der vierte König – ein Fall für Sherlock Holmes" erschien 2000 bei Emons. In ihm geht es um den Raub der Gebeine der Heiligen Drei Könige aus dem Kölner Dom. "Honolulu Baby" (Emons 2002) ein zeitgenössischer, während des Kölner Karnevals spielender Krimi wurde für den Friedrich Glauser Krimipreis nominiert. Bei "Tod auf dem Rhein" (Emons 2004) erweist sich Stefan Winges wiederum als profunder Sherlock Holmes Kenner, der mit leichter Hand historische Persönlichkeiten und Ereignisse in seinen Büchern verarbeitet.




Homepage:

Die Krimis:

Der vierte König, Emons 2000
Honolulu Baby, Emons 2002
Tod auf dem Rhein, Emons 2004
Der vierte König, 4 Audio CD`s, DELTA Music 2005




Stand: 26.09.2005

© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka

Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
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Die Befragenden:

Gisela Lehmer-Kerkloh rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier" Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag

Thomas Przybilka verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien. Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag