Einmal einen trinken gehen mit einem Fußballgott, das wäre für viele das Höchste. Nicht aber für Privatdetektiv Billy Rucker. Denn kurz nachdem er den Stürmerstar Jack Draper getroffen hat, findet er die brutal zugerichtete Leiche der schönen Alison. Und wie es aussieht, war sie Jacks Geliebte. Alles deutet darauf hin, dass Jack ein kaltblütiger Killer ist. Aber auch sein zwielichtiger Agent und der geldgierige Manager seines Fußballclubs sind nicht gerade Waisenknaben ...
Billy Rucker hat all die Probleme und all die Ausstattung, die seit Chandler zum Privatdetektiven zu gehören scheinen: knapp bei Kasse, abgelegenes Büro und der Auftrag, der einem gerade angeboten wird, ist eigentlich nicht der, den man sich gewünscht hat. So weit so gut. Man sieht: Adam Baron kennt die notwendige Melange für diese Art von Roman und er findet direkt vor der Tür das Personal: London, Multikulti und - Fußball. Das ist allerdings eine weniger oft angereicherte Komponente und Baron gelingt es, das Thema nicht überzustrapazieren, als gelte es, nach Dick Francis Rennbahnkrimis nun die Kickervariante zu etablieren. Es gelingt ihm nicht immer, bei der Stange zu bleiben, aber in diesem Fall spricht das sogar für den Autor: er verfügt über jene gewisse Leichtigkeit des Tons, die auf Freude an der Sprache schließen lässt, was zwar so manches Mal zum Überfluß führt, aber auf mehr als Talent hinweist. Daraus hat er einen flotten Krimi mit schwerem Material gemixt, der das Genre nicht neu definieren will, sondern innerhalb der Konvention einen jungen Ton untermischt.
Billy Rucker ist Privatdetektiv und sucht hauptsächlich Ausreißer, seitdem er nicht mehr bei der Polizei ist. ".. ich habe mich darauf spezialisiert, Kinder aufzufinden, die sich ihre familiären Umgebung entzogen haben, bevor sie das üblicherweise tun sollten... die Eltern bezahlen mich dafür, sie zu finden und im Auge zu behalten, und ihnen zu sagen, ob alles in Ordnung ist."
Sein bester Freund Nick ist Inder und besitzt eine Bar und dessen Schwester Shulpa ist Ruckers derzeitige Freundin. Nick bittet Rucker, sich mit Jack Draper, dem Fußballspieler zu treffen: "Ich glaube er hat Probleme, ernsthafte Probleme." Wie ernsthaft diese Probleme sind, konnte Nick bei diesem Gespräch noch nicht wissen, aber Probleme sind etwas, das alle Freunde von Billy Rucker haben werden oder schon haben und Adam Baron strickt an einer ziemlich vertrackten Geschichte, die für viele ziemlich üble Folgen haben wird. Draper wird eines brutalen Mordes an seiner Geliebten verdächtigt, Nick wird von Geldeintreibern schwer verletzt und Billy Rucker muß versuchen, für alles eine Lösung zu finden.
Auch wenn das manchmal etwas zuviel der Mixtur ist und die Auflösung etwas zu nah an der zeitgemäßen Psychoparanoia geschrieben ist, so ist "Böses Foul" endlich mal wieder ein Krimi, der nicht mehr sein will als gute Unterhaltung, ohne eilfertig die Klischeeschiene zu bedienen oder bramarbisierend die Weltlage zu bedauern. Es schimmert sogar die Mischung aus Ironie und Ernsthaftigkeit durch, die auf weitere Bücher des Autors neugierig macht - weil hier jemand am und im Genre arbeitet, der seine Grenzen und Möglichkeiten und die der Gattung zu kennen scheint. Da will man einfach wissen, wie nah er im Laufe der Zeit ans Limit kommt ...
Schwierig, schwierig, sich hineinzulesen in Spionagethriller der Kalte-Kriegs-Ära!
"Wenn John le Carré der Großmeister verwickelter Spionageromane ist, dann ist John Trenhaile ein ebenbürtiger Schüler. Le Carré wäre stolz auf �Kyrill�" (Philadephia Inquirer)
Was zu bezweifeln wäre!
Wie immer geht es um Maulwürfe in den Geheimdiensten. Die Russen haben in der Spitze des Geheimdienstes einen, der für die Briten arbeitet, die Engländer haben eine Laus der Russen im Pelz (die Briten wissen aber wieder mal nichts von ihrem Verräter). Der Vorsitzende des KGB Marschall Stanow steht vor seiner Ablösung, wegen seines Alters (73), und weil einige ihm die Existenz des Maulwurfes anlasten, andere ihn für den Maulwurf halten. Als Nachfolger steht der gefürchtete Kazin bereit, der schärfste Hund der Kader, Intimfeind des Marschall Stanow. Um dies zu verhindern und an der Macht zu bleiben, entwirft Stanow einen unglaublichen Plan: der loyale Spion Bucharenski soll sich, angeblich mit dem Namen des russischen Maulwurfs und einer Liste sämtlicher von den Russen unterstützten Terroristen im Gepäck unter dem Decknamen �Kyrill� zum Schein in den Westen absetzen. Das soll zum Einen den Maulwurf aufschrecken und zu Fehlern zwingen und zum anderen für das Überleben des Spions sorgen: die Liste ist ein Machtinstrument für jeden Geheimdienst der Welt.
Und weil Kyrill laut Auftrag seine Ersparnisse aus alten Einsätzen in London loszueisen und seine Geliebte aus jenen Tagen in London aufzusuchen hat, soll er zugleich einen von Stanovs persönlichen Agenten in London zur Räson bringen, der ein wenig aus der Spur geraten ist. Vielleicht kann er aus ihm dann auch den Namen des Maulwurfs in Russland herausbringen, weil dieser Maulwurf Stanovs persönlichen Agenten damals vor der Entdeckung durch die Briten bewahrt hat, die wiederum zu jener Zeit unzählige russische Spione hochgenommen haben, von denen sie durch den Maulwurf in Kenntnis gesetzt wurden ...
Wirkt das wie ein überdehtes Komplott aus einer vergangenen, verrückten Welt oder ist das der Häkelkrimi auf Thrill gedreht, nur das im Häkelkrimi eine Kerze um 22 Uhr einen Faden durchbrennt, der im Nachbarhaus ein extrem betäubendes Gift in ein Milchglas träufeln lässt, aus dem der gehasste Lord Ecclestone, der jeden Tag um 22.05 Uhr seinen Schlaftrunk aus diesem Glas nimmt, trinken und durch die Wirkung des Giftes auf der Treppe zu den Schlafgemächern stolpern und zu Tode kommen wird?
Der Autor stellt alle Personen vor, ohne ihnen wirklich Leben ainzuhauchen, den Maulwurf bei den Russen, der eine andere Welt will,weil er zum gläubigen Christen mutiert ist, den Maulwurf bei den Briten, dessen Motive aber in Trenhailes verzwicktem Puzzle nicht ganz klar werden. Es kommt noch ein Killer ins Spiel, den der Maulwurf (Russland) auf Kyrill ansetzt (erfolglos, nur die Geliebte stirbt), die CIA darf in Athen auf täppische Art beim Versuch, Kyrill zu entführen, scheitern und nie mehr ins Spiel kommen, es gibt eine Menge Tote durch Kugeln, Gift kommt zum Einsatz, und zum Schluß wird alles gut, weil alles böse wird, oder zumindest ein wenig, weil eigentlich alles weitergeht wie vorher ...
Kurz, eine Konstruktion der Unwahrscheinlichkeiten, gespickt mit waghalsigen Manövern und cleveren Planungen führt zu einem seltsamen Ende, das eigentlich das Stärkste an diesem Buch ist. Nicht weil es endlich zu Ende ist, sondern weil es der einzige ironische Zug des Buches ist, das darunter leidet, daß der Autor ständig daran arbeiten muß, den überzogenen Plot mit ernsten Inhalten zu füllen.
Aber wirkt dies nun abstrus, weil inzwischen alles zu Boden gekracht ist und wir und die Nachgeborenen zum Beispiel auch nicht mehr glauben können, daß jemand vor Honecker, dem putzigen Mann mit seinem komischen Hütchen ernsthaft Angst haben mußte?
Man könnte an seinem Urteil zweifeln, aber gerade dann sollte man den anfangs angesprochen John le Carré, oder besser noch Len Deighton oder Brian Freemantle aus dem Regal ziehen und nachlesen, wie die das Thema bearbeitet haben. Und dann merkt man schon, daß zumindest dieses Buch nicht rechtfertigt, mit einem dieser Autoren verglichen zu werden.
PS: weshalb der Link hierunten und oben zu Beginn? Weil ich mir wirklich nicht vorstellen konnte, daß der Roman erfolgreich gewesen sein konnte. Denkste: es ist sogar verfilmt worden. Und das wiederum macht neugierig, was der Regisseur aus diesem Thema gemacht hat ....
Codename: Kyril
Augenscheinlich gibt es aber den Schriftsteller John Trenhaile nicht mehr ...
Plotpourri. Lichtblaus Notizen zu Krimis
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