Nach seinem ersten Fall in den winterlichen Wäldern Minnesotas ist Polizei-Detective Jonathan Stride übersiedelt - aus Liebe und ausgerechnet nach Las Vegas. Dort, in der dekadenten Wüstenhauptstadt des Glücksspiels, wo sich alles nur um Geld und zerstörte Hoffnungen dreht, wird eines Nachts ein Milliardärssohn während eines Blowjobs erschossen. Weitere Morde passieren, Stride und seine neue Kollegin ermitteln, die Freundin des Detective - ebenfalls Polizistin - forscht in einer anderen Richtung nach, die Untersuchungsstränge kommen zusammen. Bis hierhin ist Brian Freemans "Las-Vegas-Killer" ein ganz guter Krimi, der alte Geheimnisse aus der Mafia-Sinatra-Kennedy-Vergangenheit von Vegas gekonnt aufrührt und so zum Weiterlesen reizt.
Brian Freeman:Las-Vegas-Killer Übersetzt von Imke Walsh-Araya Hoffmann und Campe Verlag 2008, 494 S., 17.95 €[D] |
Der Österreicher Manfred Wieninger geht in "Die Rückseite des Mondes" nicht fehl, da er in der Reihe Kaliber .64 (erlaubt sind nur 64 Seiten pro Buch) gar keine Zeit dafür hat. Und so erzählt er die Geschichte des Gruppeninspektors Franz Grassmann, der in irgendeinem Kaff am Arsch von Niederösterreich unbemerkt von der Welt in Pension geht, knapp und stringent, mit unvergleichlicher
Beobachtungsgabe und ordentlichem Zynismus, daß es eine wahre Lesefreude ist. Als nach dem Antritt des Rentenalters plötzlich ein paar ungestrafte Delikte gerecht gerächt werden, gerät natürlich der Expolizist in Verdacht - aber so einfach ist das alles nicht. Herrlich schwarzer Humor.
Manfred Wieninger:Die Rückseite des Mondes Edition Nautilus/Kaliber .64 2008, 64 S., 4.90 €(D) |
Helga Anderle:A schene Leich Milena Verlag 2008, 175 S., 14.50 €(D) |
Auch Mickey Spillane, der Schöpfer harter Pulp-Bestseller-Helden wie Mike Hammer, verstand einst sein Handwerk. Daß er aber mit weit über achtzig noch einen Krimi anfing (den Max Allan Collins für die Reihe Hard Case Crime vervollständigte), war vielleicht nicht die allerbeste Idee. "Dead Street", die Geschichte vom New Yorker Exbullen mit Spitznamen "Shooter", der nach 20 Jahren zufällig seine totgeglaubte Liebste wiederfindet und dann auch noch einen uralten Fall löst, mit dem er nebenbei die USA vor einem Atombomben-Terroranschlag durch die üblichen arabischen Verdächtigen bewahrt, wirkt einerseits kindlich, ist andererseits aber so weit weg vom Schuß, daß sie nicht einmal durch die gezielten Kopfschüsse des Protagonisten zu retten ist. Kein gutes Andenken an Mr. Spillane und daher bestenfalls historisch wertvoll.
Mickey Spillane:
Dead Street
Hard Case Crime (Dorchester Publ.) 2008,
219 S., 6,99 US-$
Nicht einmal von zeitgeschichtlichem Wert, aber ein typisches "guilty pleasure" sind die Sigma-Force-Thriller des amerikanischen Vielschreibers James Rollins. Der neue ist gerade erschienen, also fühlte sich der Autor dieser Zeilen bemüßigt, den vorletzten - "Der Genesis-Plan" - zu lesen. Dauert trotz mehr als 500 Seiten eh nur einen sehr unterhaltsamen Tag. Und handelt von amoklaufenden buddhistischen Mönchen in Nepal, einer üblen Verschwörung zur Ausrottung der unwürdigen Menschheit, Nazis wie aus dem Trash-Bilderbuch und unseren lieben US-Science-Heroes, die mit dem jahrzehntelang geplanten Komplott binnen 48 Stunden Schluß machen. Demnächst geht's weiter.
James Rollins:
Der Genesis-Plan
Übersetzt von Norbert Stöbe
Blanvalet Verlag 2007,
540 S., 12,- €(D)

Karl T. & Damien Marie:Hell's Kitchen Übersetzt von Marcel Le Comte Ehapa Comic Collection 2008, 192 S., 39.95 € (D)/ 41.10 € (Ö) |
Peter Hiess