Bevor wir uns kriminellen Details zuwenden: Es ist hoch an der Zeit, gegen die Ermordung der deutschen Sprache aufzutreten. Wo steht denn geschrieben, daß moderner Hollywood-Slang sich in der Übersetzung lesen muß, als hätte ihn die selige Berliner Synchron - häßlich modernisiert fürs Unterschichtenfernsehen - erbrochen?
Charlie Huston:
Das Clean Team
Übersetzt von Alexander Wagner
Heyne Tb.- Verlag 2009,
494 S., 8.95 €(D), 9.20 €(Ö)
Zur allgemeinen Beruhigung tragen Originalfassungen bei - so oder so. Die deutsche Variante findet sich etwa in der liebenswerten Reihe "Blaulicht", die DDR-Kurzkrimis (das realsozialistische Äquivalent zum westlichen Heftroman) nachdruckt. Schon die Lektüre des schmalen Bändchens, das die zwei je 40 bis 50 Seiten starken Erzählungen Auf eigene Faust (ein Vergewaltigungsfall, beschrieben von Karl Heinz Weber) und Rache ist kein Kinderspiel (Attentat auf einer ländlichen Großbaustelle, aufgeklärt von Bernd Diksen) enthält, überzeugt den Genrefreund, daß es hier noch viele Schätze zu heben und weitere Folgen zu besorgen gibt. Und ganz ohne Ostalgie: Man sehnt sich nach einer Zeit und einer Welt, in der die Genossen Ermittler vernünftig und als moralisch ungebrochene Charaktere an ihre Fälle herangingen. lesenswert.
Karl Heinz Weber - Auf eigene Faust
/
Bernd Diksen - Rache ist kein Kinderspiel
Verlag Das Neue Berlin 2009,
96 S., 4.95 €(D)
Im kapitalistischen Westen war immer schon alles dunkler, wenn auch durchaus unterhaltsam - wie zwei weitere Folgen aus der US-Noir/Pulp-Reihe Hard Case Crime (dem ständigen Begleiter dieser Kolumne) sehr schön zeigen. Den 50. Band der Serie, Fifty-to-One, hat Mitherausgeber Charles Ardai selbst verfaßt. Dabei ist es ihm nicht nur gelungen, eine trashige Welt zu zeichnen, in der sein
Verlag bereits vor 50 Jahren gegründet wurde (und der Verleger einer der Protagonisten ist), sondern auch, die Kapitel nach den bisherigen 50 Publikationen zu benennen, in der richtigen Reihenfolge und auch inhaltlich passend. Und das ist mehr als ein kleines Kunststück - wir gratulieren!
Charles Ardai:Fifty-to-One Hard Case Crime (Dorchester Publ.) 2008, 333 S., 7.99 US-$ |
Lawrence Block:Killing Castro Hard Case Crime/Rotbuch 2009, 204 S., 6.99 US-$ |
Zur Unterstützung der gar nicht so weit hergeholten These, daß man sein halbes Leben (also: die Freizeit, den Rest kann man ja kein Leben nennen ...) mit der Lektüre abenteuerlicher Techno-Thriller verbringen kann und sollte, seien hier noch zwei beruhigend umfangreiche Taschenbücher angeführt, mit denen Sie problemlos Ferien, Flugreisen, Familienfeiern und andere Faxen hinter sich bringen.
Black Rain seinen Romanerstling vor: Ein supergeheimer amerikanischer Wissenschaftsgeheimdienst, eine möglicherweise unerschöpfliche Energiequelle in einer mysteriösen Pyramide mitten im Amazonas-Regenwald, attraktive Forscherinnen und Ex-Supersoldaten, wilde Eingeborene und schreckliche Monster machen Browns Werk zur unterhaltsamen Zwischendurchlektüre, die einstweilen noch nicht mit Crichton in seiner besten Zeit, aber eventuell mit James Rollins mithalten kann.
Graham Brown:Black Rain Übersetzt von Fred Kinzel Blanvalet Verlag 2009, 542 S., 8.95 €(D), 9.20 €(Ö) |
Scott Sigler:Virulent Übersetzt von Martin Ruf Heyne Verlag 2010, 669 S., 9.95 €(D), 10.30 €(Ö) |
Peter Hiess