Wir kennen Bernie Gunther. Er war der deutsche Privatdetektiv, der in Philip Kerrs berühmt gewordener "Berlin-Trilogie" in der (Prä-)Nazi-Ära ermittelte - Noir in einer wirklich finsteren Zeit. In der Zwischenzeit hat sich Kerr mit zunehmend seelenlosen Techno-Thrillern auf dem Krimimarkt etabliert und schickt Bernie jetzt noch einmal los. In "Das Janus-Projekt" (der Titel soll wohl an die zahllosen Dan-Brown-Kopien erinnern, ist aber schlecht und irreführend) hat sich Gunther aus dem Ermittlerdasein zurückgezogen. Er versucht das Hotel seines verstorbenen Schwiegervaters zu führen - aber da will keiner hin, weil es blöderweise mitten in Dachau steht. Bernies Frau ist im Irrenhaus; ihr Gehirn hat den Greueln des Hitler-Regimes nicht standgehalten.
Philip Kerr:
Das Janus-Projekt
Übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann
Wunderlich Verlag 2007,
446 S., € 19.90
Adam Fawers erfolgreiches Debüt "Null" handelte von einem Mathematikgenie, das in ein brisantes Hasardspiel zwischen Russenmafia, Geheimdiensten und seiner eigenen Fähigkeit, die Zukunft vorauszusehen, verwickelt wurde. Leider hielt sich der Autor damals zu sehr mit trockenen Abhandlungen über Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie auf, um der durchaus vielversprechenden Prämisse genug Spannung zu verleihen.
Adam Fawer:
Gnosis
Übersetzt von Jörn Ingwersen
Kindler Verlag 2007,
717 S., € 19.90
Die geschätzte Pulp-Taschenbuchreihe "Hard Case Crime" geht mit den Bänden 24 und 25 in die nächste Runde. Der Protagonist von Pete Hamills 1983 verfaßtem "The Guns of Heaven" ist ein typischer Hardboiled-Antiheld:Sam Briscoe, von Beruf Reporter, mit irischen Vorfahren und ausgeprägten Sympathien für die Aktivitäten der IRA. Bei einem Besuch in Belfast lernt er einen Anführer der Widerstandsorganisation (merke: Nur die Mächtigen nennen solche Leute "Terroristen") kennen und erklärt sich bereit, Sympathisanten in New York einen Brief zu übergeben. Dadurch verstrickt er sich tief in ein Netz aus britisch-brutalen Agenten, dummen Fanatikern, Kindesentführern und Waffenhändlern; der
Leser fiebert mit, verabscheut mit Briscoe britische Besatzer ebenso wie amerikanische Heuchler und folgt der Handlung gebannt bis zum Schluß.
Pete Hamill:The Guns of Heaven Hard Case Crime (Dorchester Publ.) 2006, 254 S., 6,99 US-$ |
David Dodge.The Last Match Hard Case Crime (Dorchester Publ.) 2006, 319 S., 6,99 US-$ |
Und weil an dieser Stelle einst am Phänomen "Frauenkrimi" gezweifelt wurde: Mit "Schwarzwild" , dem vierten Fall um Kriminalpolizistin Bettina Boll, ist der Deutschen Monika Geier eine wunderschöne Überraschung gelungen. Der gekonnt lakonisch erzählte Thriller um das Tal im Pfälzerwald, wo eine Wanderin verschwindet, Menschenknochen im Wildschweingehege ent- und allerlei dreckige Geheimnisse in den Nobelvillen und Ausflugsgasthäusern aufgedeckt werden, zeichnet sich durch glaubhafte Figuren, eine sympathische Heldin, eine wunderbare Atmosphäre (Winter im Wanderwald) und eine unterschwellige Bedrohung aus. Da möchte man nicht nur die anderen (leider versäumten) Bände lesen, sondern glaubt gleich auch ein bißchen mehr an das Genre "Lokalkrimi". Aber davon ein andermal mehr ...
Monika Geier:
Schwarzwild
Ariadne/Argument Verlag 2007,
309 S., € 11.00
Peter Hiess