Wer populäre Kultur mag, der mag auch Serien. Schließlich gibt es nichts Schöneres, als immer neue Abenteuer eines liebgewonnenen Protagonisten zu erleben - sei es nun im Fernsehen, in Comics oder in der Kriminalliteratur. Nur sollte der jeweilige Held von einer Folge zur anderen nicht zu viel Ballast mitschleppen …
Garry Disher:
Schnappschuss
Übersetzt von Peter Torberg
Unionsverlag metro Tb 2008,
382 S. € 11.90 (D)
Was ein Krimi aber sehr wohl sein kann, ist eine gutgelaunte Literaturanalyse, wie sie der österreichische Autor und Verleger J. J. Preyer (der auch den alten Sherlock schon reaktivierte) in seinen "Ermittlungen im Falle Mutzenbacher" liefert. Darin forschen Detektiv Alexander Loos und sein Adoptivsohn Melzer im Auftrag des "tatverdächtigen" Priesters Hans Kirchsteiger nach dem Urheber des 1906 im Wiener Verlag erschienenen Pornoklassikers. War es wirklich Felix Salten? Oder Arthur Schnitzler? Oder gar Leopold Wölfling, der geborene Erzherzog, der wegen seiner Liebe zu einer Prostituierten vom Kaiserhaus verstoßen wurde? Dieser Frage geht auch eine seltsame Gruppe finsterer Mönche nach, die besagte Verdächtigte gleich kastrieren. Preyers Literaturkrimi mit seinen vielen Originalzitaten und Jahrhundertwende-Schauplätzen mutet zwar sehr wie Programmliteratur an (Konzept erstellen und dann mit Inhalt anfüllen �), liest sich aber auf jeden Fall interessanter als so mancher gehypete Wien-Krimi der Gegenwart mit all den aufgesetzten Skurrilitäten und Banalitäten, die diesem Lokalgenre mittlerweile leider eigen sind. Sollte man lesen.
J. J. Preyer:
Ermittlungen im Falle Mutzenbacher
Oerindur Verlag 2008,
176 S., € 14.40 (D)
So wie natürlich auch die Bände 32 und 33 der amerikanischen "Hard Case Crime"-Reihe, die hier - wie immer mit höchster Empfehlung - nur kurz erwähnt seien: George Axelrod (Drehbuchautor von Filmen wie "Frühstück bei Tiffany") schrieb seinen "Blackmailer" 1952 und ließ als Protagonisten einen Verleger auftreten, dem das letzte Manuskript eines legendären Autors à la Hemingway angeboten wird. Aber so einfach geht das natürlich nicht mit dem Bestseller-Erfolg, da sind vorher noch eine Menge mörderischer Intrigen um Hollywood-Starlets, Salonlöwen und recht üble Killer durchzustehen - ebenso amüsant wie schnell
erzählt.
George Axelrod:Blackmailer Hard Case Crime (Dorchester Publ.) 2007, 202 S., 6,99 US-$ |
Richard Aleas:Songs of Innocence Hard Case Crime (Dorchester Publ.) 2006, 256 S., 6,99 US-$ |
Und zum Schluß wieder einmal ein Serial-Thriller, der laut Verlagswerbung in bester Tradition von Thomas Harris (na ja) und Jeffrey Deaver (oje!) stehen soll: Grausame Mörderei aus der Vergangenheit scheint sich acht Jahre später zu wiederholen, der damalige Staatsanwalt ist jetzt als privater Rechtsverdreher sehr erfolgreich tätig und tief in die Sache verwickelt, die Mörderer sind schwer pervers und verrückt und rätselhaft und überhaupt, der KGB. War doch alles schon da, aber man liest es halt doch immer wieder gern, auch auf mehr als 500 Seiten. Und man greift sich an den Kopf dabei - ob er noch da ist.
David Ellis:
In Gottes Namen
Übersetzt von Alexander Wagner
Heyne Tb Verlag 2008,
543 S., € 9.95
Peter Hiess