Gisela Lehmer-Kerklohs
KrimiKurier No.28



Die Alligatorpapiere

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Die Autorin:
Gisela Lehmer-Kerkloh rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime sowie bei der GVM (Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs) und AIEP und Amiga im SYNDIKAT






KrimiKurier No.29
Frühling 2009

»Wir würden - hätten wir alle unseren Eric Ambler, unseren Ross Thomas, unseren Robert Littell so eifrig und aufmerksam gelesen, wie wir Steuerratgeber lesen oder Sexturnbücher - die Politiker vom Acker jagen, die sich öffentlich darüber irritiert zu zeigen wagen, dass es korrupte Manager oder Ministeriale gibt. Man könnte das alles wissen.«

(Thomas Wörtche, Das Mörderische neben dem Leben)




Liebe Leser, Bekannte und Freunde,
der Frühjahrs-KrimiKurier diesmal mit

Wolfgang Brenner: Bollinger und die Barbaren
John Griesemer: Herzschlag.
Mord ist mein Geschäft, Liebling.
Chaim Noll: Der Kithara-Spieler.
Ilka Remes: Hochzeitsflug.
Richard Stark: Fragen Sie den Papagei.
Richard Stark: Keiner rennt für immer.
Klaus-Peter Walter: Sherlock Holmes im Reich des Cthulhu
Thomas Wörtche: Das Mörderische neben den Leben.


Viel Spaß beim Lesen wünscht
Gisela Lehmer-Kerkloh


Essays zur Kriminalliteratur


woertche-Das-Moerderische-neben-dem-Leben
Thomas Wörtche:
Das Mörderische neben den Leben.
Lengwil: Libelle Verlag 2008.
Kart., S. 208, 19.90 €
.
Unter dem Motto "Kriminalliteratur tanzt, schwimmt und rudert auf vielerlei Grenzlinien" ist Wörtches Buch ein Wegbegleiter nicht nur durch die Welt der Kriminalliteratur. Wörtche beleuchtet Absichten und Hintergründe einiger für die Kriminalliteratur Maßstäbe setzenden Autoren wie Eric Ambler, George Simeon und Chester Himes. Und warum nur eine Frau wie Patricia Highsmith eine Figur wie Tom Ripley erfinden konnte. Er zeigt, dass Literatur ein Produkt ist "hergestellt und vertrieben in und von der echten Welt, dem Hier & Jetzt" und welch wichtige Rolle Komik in der Kriminalliteratur spielt. Entsprechend seiner durchlässigen, wellenförmigen Grenzlinien spürt Wörtche Unordnung, Desaster, Verweigerung von Eindeutigkeit, Gewalt, Verbrechen auch in Science-Fiction, Comic und Musik auf. Wörtches intelligente Essays fördern das kritische, nicht -naive Denken in allen Lebenslagen und stärken Zweifel und Skepsis gegenüber allen Meinungsmachern.
(Bestellen bei Missing Link)

Neues von Sherlock Holmes:


walter-Sherlock-Holmes-im-Reich-des-CthulhuKlaus-Peter Walter:
Sherlock Holmes im Reich des Cthulhu.
Windeck: Blitz Verlag 2008.
Geb., S. 251, Euro 17.95 €

März 1906, Sherlock Holmes lebt zusammen mit Dr. Watson in der Baker Street in London. Sein großer Widersacher, der totgeglaubte Professor Moriaty, hat den Sturz in die Reichenbach-Fälle überlebt, wenn auch schwer verletzt. Moriaty ist untergetaucht, und versucht nun auf recht exzentrische Weise mit Holmes Kontakt aufzunehmen. Er lässt Holmes seinen kleinen, sich noch windenden Finger zukommen. Nicht um sich zu rächen, wie Watson zuerst annimmt, sondern um Holmes um Hilfe zu bitten. Dr. Watson berichtet von den phantastischen Abenteuern, die er und Holmes auf den verschlungenen Wegen zu Moriaty erleben. Mit seinem gewohnten analytischen Scharfsinn nimmt es Holmes mit allen Absonderlichkeiten, wie mit einem futuristischem Laufapparat mit sechs Beinen, dem Wegesystem unserer Parallelwelt und einem wahnsinnigen Araber, der den fürchterlichen Cthulhu erwecken will, auf.
In der Tradition von Arthur Conan Doyle, aber angereicht um moderne, phantastische Elemente ist Sherlock Holmes-Kenner Klaus-Peter Walter ein ausgezeichneter Holmes Roman gelungen. Temporeich, spannend und unterhaltend.
(Bestellen bei Missing Link)

Intrigen am Kaiserhof


noll-Der-Kithara-Spieler Chaim Noll:
Der Kithara-Spieler.
Berlin: Der Verbrecher Verlag 2008.
Geb., S. 815, 34.00 €
.
Der Kithara-Spieler ist der römische Kaiser Nero, dem mehr am Theaterspiel und der Gesangeskunst liegt als am weltmännischen Regieren. An seinem Hof treffen die konkurrierenden Interessen der griechischen und jüdischen Ratgeber aufeinander. Gleichzeitig sorgen die Anhänger einer neuen jüdischen Sekte, die einem Messias namens Christos verehren, für weitere politische Unruhe. Der Ich-Erzähler ist Neros literarisch begabter, junger jüdischer Sekretär. Er hat Zugang zum Kaiser und schreibt in dessen Auftrag Stücke und Lieder für dessen Aufführungen. Obgleich unpolitischer Außenseiter, wird er schnell in die politischen Intrigen am Kaiserhof verwickelt, da nicht nur eine jüdische Delegation, die nach Rom gereist ist um gegen den römischen Prokonsul zu protestieren Neros Sympathie für den jungen Schreiber auszunutzen versucht. Der Kithara-Spieler erzählt die Vorgeschichte der jüdischen Zerstreuung und Verfolgung, des Tempelfalls und der Eroberung durch die Römer 70 nach Christus. Und zugleich zeigt es die Zeit, in der das Christentum als eine jüdische Sekte die ersten Schritte in Richtung Weltreligion unternahm.
Chaim Noll gehörte als Sohn des Schriftsteller Dieter Noll ("Die Abenteuer des Werner Hol") zunächst zur DDR-Nomenklatur. Nachdem er den Dienst in der Nationalen Volksarmee verweigert hatte, verbrachte er einige Monate in psychiatrischen Anstalten und konnte schließlich 1983 nach Westberlin ausreisen. Seine eigenen jüdischen Wurzeln - so war seine Großmutter väterlicherseits Halbjüdin - hat Noll bereits in seiner Jugend entdeckt. Seit 1995 lebt er mit seiner Familie in Israel.
(Bestellen bei Missing Link)

Flug ins Nichts


remes-Hochzeitsflug Ilka Remes:
Hochzeitsflug.
(Ü: Stefan Moster)
München: dtv Verlag 2009, Kart., S. 444, 8.95 €

Südfrankreich im Jahre 2000: Der deutsche Hirnforscher Christian Brück hat - so scheint es - Glück in der Liebe und Pech im Beruf. Die Hochzeit mit der attraktiven Malerin Tina Carabella, die er erst vor einigen Wochen kennen gelernt hat, steht kurz bevor. Zugleich teilt ihm der Chef des Pharmaunternehmens mit, dass sein Projekt, mit dem er eine Arznei zur Bekämpfung von Drogensucht entwickeln sollte, eingestellt wird. Am Tag vor der Hochzeit fliegt Tina von Nizza nach Frankfurt, wo das Fest stattfinden soll. Doch das Flugzeug ändert seinen Kurs und stürzt vor der montenegrinischen Adriaküste ins Meer. Alles ist sehr mysteriös: in dem Flugzeugwrack wurden keine Leichen gefunden. Christian reist nach Montenegro und eine scheinbare aussichtslose Auseinandersetzung mit einem illegal operierenden Team des Amerikaners Kurt Coblentz, der bereits in vielen Teilen der Erde allenfalls halblegale Operationen durchgeführt hat, beginnt.
Das Buch ist ein gelungener Thriller mit einem attraktiven Spannungsbogen. Zwar erreicht es noch nicht die Klasse wie Das Erbe des Bösen (vgl. KK 27), in dem Remes auch tatsächliche historische Ereignisse sehr intensiv aufarbeitet. Manches bleibt klischeehaft und konstruiert. Gleichwohl psychologisch interessant ist insbesondere die wechselnde Erzählperspektive insbesondere aus der Sicht der beiden Hauptopponenten Christian Brückner und Kurt Coblentz. Zudem erscheinen in diesem früheren Werk bereits viele Aspekte, die auch in seinen späteren Büchern auftauchen, so die Auseinandersetzung mit dem jugoslawischen Bürgerkrieg (Die Geiseln), der Kampf um unerlaubte Waffen (Das Hiroshima Tor) oder einen Naturwissenschaftler deutscher Abstammung als Hauptperson (Das Erbe des Bösen).
(Bestellen bei Missing Link)


Neues vom Kultganoven


stark-fragen-sie-den-papagei Richard Stark:
Fragen Sie den Papagei.
(Ü. Dirk van Gunsteren)
Wien: Paul Zsolnay Verlag 2008.
Kart., S. 256, 16.90 €
Richard Stark:
Fragen Sie den Papagei.
Hamburg: Jumbo Neue Medien & Verlag GmbH.
Gesprochen von Dietmar Wunder. 4 CDs. Gesamtspielzeit 4 Stunden 15 Minuten, 24.95 €

Richard Stark ist das Pseudonym des bekannten amerikanischen Autors Donald Edwin Westlake. Unter seinem Pseudonym erschien 1962 der erste Romane um den abgebrühten Berufsganoven Parker. Fragen Sie den Papagei ist Parkers glorreiches Comeback. Parker ist eine fast mythische Figur ohne Vornamen, ohne Biografie und außerhalb der Moral. Wenn möglich vermeidet er Menschen zu töten, denn "das macht die Bullen noch wütender". Parker war an einem Überfall auf einen Geldtransporter beteiligt und wird nun von den Spürhunden der Polizei gejagt. Parker flieht in einen Wald in Massachusetts. Ein Unbekannter namens Tom Lindahl wartet im Wald auf Parker und bringt ihn zu sich nach Hause. Er führt das Leben eines Einsiedlers seit er seinen Job auf der Rennbahn verlor und seine Frau ihn verließ. Dafür will er sich nun rächen und die Wetteinnahmen mit Parkers professioneller Hilfe stehlen. In dem kleinen Städtchen aber kennt jeder jeden und alle sind auf der Suche nach den Bankräubern. Bald stellen einige Leute unangenehme Fragen nach Toms neuem Freund. Aber Parker braucht das Geld von der Wettbahn für seine weitere Flucht und Tom will nicht von seinem Plan ablassen. Am Ende des Buches ist die Polizei Parker wieder auf den Fersen und während Parker flieht, beschließt er später zu beschließen, was er als nächstes tun wird. Sprecher Dietmar Wunder, bekannt als die Stimme von "James Bond" Daniel Craig, lässt Parker so cool klingen, wie er handelt.
(Bestellen bei Missing Link)


Neues vom Kultganoven 2


stark-Keiner-rennt-fuer-immer Richard Stark:
Keiner rennt für immer.
(Ü. Nikolaus Stingel)
Wien: Paul Zsolnay Verlag 2009. Kart., S. 288, 16.90 €
Richard Stark:
Keiner rennt für immer.
Hamburg: Jumbo Neue Medien & Verlag GmbH.
Gesprochen von Dietmar Wunder. 4 CDs. Gesamtspielzeit 4 Stunden 24 Minuten, 24.95 €

Keiner rennt für immer erzählt die Vorgeschichte, wie der Berufsganove Parker in den Wald in Massachusetts kam. Nachdem der erste Plan für einem großen Deal durch einem verwanzten Polizeispitzel vereitelt wurde, lässt sich Parker auf einen Notfalljob ein. Geplant ist ein Überfall auf einen Geldtransporter, aber die Sache gefällt Parker von Anfang an nicht. Es sind zu viele verletzte Gefühle, Rache und Wut im Spiel. Es geht nicht einfach ums Geld. Parker arbeitet nicht gerne mit Amateuren: "Wir werden es, wenn wir es machen, auf meine Art machen, ohne Wenn und Aber". Aber schon bald läuft alles anders als geplant, da sich keiner an Parkers Regeln hält. Aber Parker ist Profi und Pfuscher kann er nicht brauchen.
Neben Krimis schrieb Westlake Drehbücher, Fantastisches, Science Fiction und eine Biographie über Elizabeth Taylor. Mehrere seiner Krimis sind verfilmt worden, unter anderem mit Lee Marvin und Mel Gibson in den Hauptrollen. Richard Stark starb am 31. Dezember 2008. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. dreimal mit dem "Edgar Allan Poe Award" und posthum mit dem Deutschen Krimi Preis 2009 für "Fragen Sie den Papagei".
(Bestellen bei Missing Link)


Ein neuer Grenzfall


brenner-bollinger-und-die-barbaren Wolfgang Brenner:
Bollinger und die Barbaren.
München: dtv 2008.
Kart., S. 238, 12.50 €

Schauren ist ein verschlafener Ort an der deutsch-französischen Grenze. Hier leitet der strafversetzte Felix Bollinger das örtliche Polizeirevier mit großem Ehrgeiz. Wie auch schon in Bollinger und die Friseuse (dtv 2007), gelingt es Bollinger wieder nicht sich gegen den Bürgermeister durch zusetzen und die Ereignisse zu durchschauen. Endlich hat der Bürgermeister für den Wackesberg, als früheres KZ ein Schandfleck für alle Schaurener, eine der Gemeinde gewinnbringende Nutzungsmöglichkeit gefunden. Investoren wollen dort ein Musicaltheater erreichten. Aber ein von den Schaurern als asozial beschimpfte Familie, "die Barbaren", widersetzen sich den Investoren, da ein Verwandter von ihnen in dem KZ war. Während Bollinger viel mit seinen Moralanschauungen und seinen ungenügend befriedigten Hormonen beschäftigt ist, geht der Wackesberg in Flammen auf. In den Trümmern findet man eine verkohlte Leiche.
Tiefgründig und voll bösem Spott mit den menschlichen Leidenschaften spielende Unterhaltung, die keine Moral kennt.
(Bestellen bei Missing Link)


Screwball-Komödie im Stil der 1960er Jahre


Mord-ist-mein-Geschaeft Mord ist mein Geschäft, Liebling.
Das Original-Hörspiel zum Film.
Hamburg: Jumbo Neue Medien & Verlag GmbH. 2 CDs. Gesamtspielzeit 2 Stunden 4 Minuten, Euro 14,95 €

Zeitgleich mit dem Kinostart erscheinen die CDs, mit denen man den Film immer wieder erleben kann, die aber auch ohne den Film gesehen zu haben ein großer Hörgenuss ist. Es sprechen die Schauspieler Rick Kavanian, Nora Tschirner, Janek Rieke, Jasmin Schwiers, Christian Tramitz, Ludger Pistor, Günter Kaufmann, Franco Nero und Bud Spencer. Die Musik ist von Dean Martin. Mord ist mein Geschäft, Liebling ist eine herrliche Persiflage auf alle Mafia- und Profikiller-Filme.
(Bestellen bei Missing Link)

Fünfziger Jahren und die Anschläge 9/11


griesemer-Herzschlag John Griesemer:
Herzschlag.
(Ü.: Henning Ahrens)
Zürich-Hamburg: Arche Literatur Verlag 2009.
Geb., S. 432, 25.00 €

Der Schauspieler Noah Pingree steht im September 2001 in New York auf der Bühne. Kurz bevor sich der Vorhang öffnet trifft ihn der Schlag. Als er Tage später im Krankenhaus wieder zu sich kommt, versucht seine Freundin ihm die Ereignisse vom 9. September zu erzählen. New York und Noahs Leben sind vom Schlag getroffen und durcheinander geraten. Während Noah langsam wieder sprechen und gehen lernt, lässt er seine Kindheitserlebnisse mit der Großen Dame der Marshalsea Academy of Dramatic Art in den 50er Jahren und den dort lernenden Schauspielern Revue passieren.
John Griesemer gelingt es eindrucksvoll und sensibel die Welt der Schauspielkunst in den fünfziger Jahren mit den Hoffnungen und Sehnsüchten der Amerikaner nach den Anschlägen 9/11 zu verknüpfen.
(Bestellen bei Missing Link)






Copyright: © Dr. Gisela Lehmer-Kerkloh, Januar 2009.

Kontakt: [email protected]


Wichtige Sekundärliteratur zur Kriminalliteratur besorgt die Buchhandlung Missing Link Bonn.
Die hier vorgestellten Titel sind über den Buchhandel oder den Versandbuchhändler "meines Vertrauens" (auch Spezialist für Bücher in ausländischer Sprache) erhältlich:
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