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Joe R. Lansdale

»Texas Blues«
vorgestellt von Stefan Lichtblau

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Joe R. Lansdale,
1951 in Texas geboren, wechselt immer wieder die Genres und ist in der amerikanischen Western-, Science Fiction- und Krimi-Szene nicht nur anerkannt, sondern mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Hinter vordergründiger Unterhaltsamkeit versteckt er Qualität und solides Handwerk und er beherrscht so perfekt den schwarzen Ton, daß er mit ihm spielen kann und ihn mitunter ins Absurde steigert, besonders in seiner Serie um die schwarzen Amateurdetektive Hap Collins und Leonard Pine.
Lediglich der verdienstvolle Maas Verlag in Berlin führt derzeit noch zwei Titel von ihm ("Akt der Liebe"; "Drive In" im Programm "pulp media"), spätestens nach "Schlechtes Chili" (2000) in der schnell untergegangenen "Dumont noir"-Reihe sind auch alle anderen seiner in deutschen Verlagen erschienenen Bücher vom Markt verschwunden.

Joe R. Lansdale

bei "kaliber. 38" (Bio- und Bibliographie und weiterführende Links)

bei "pulp media"

bei "Cream of Crime" Eine Besprechung von Thomas Wörtche

bei "dumont noir" Informationen von Robert Schekulin

in "Anti-Hero" Rezension von Robert Brack

bei "Rowohlt" Eine Annotation von Thomas Przybilka



Joe R. Lansdale:Texas BluesHap Collins und Leonard Pine vertrödeln ihre besten Jahre als Tagelöhner auf den texanischen Rosenfeldern. Als Leonards Onkel Chester das Zeitliche segnet, entdecken die beiden in seinem Haus eine versteckte Leiche. Da sie dem Onkel den Mord nicht zutrauen, machen Hap und Leonard sich auf die Suche nach dem Killer...

"Mucho Mojo" bedeutet so etwas wie "viel böser Zauber" erzählt Florida, die schwarze Anwältin ihrem weißen Geliebten Hap Collins. "Mucho Mojo" ist der amerikanische Originaltitel dieses Thrillers von Joe R. Lansdale und "Texas Blues" und "Mucho Mojo" ist in dem schwarzen Viertel im Spiel, in dem Hap Colins und sein homosexueller Kumpel Leonard Pine den Nachlass von Leonards verstorbenem Onkel Chester verwalten. Chester galt als ein wenig verrückt und deshalb glaubte ihm niemand, als er behauptete, er habe eine Spur, die das Schicksal der verschwundenen Kinder dieses Stadtteils aufklären könnte - genau gesagt hat er von Kindermorden geredet. "Chester hat gesagt, im schwarzen Viertel würden Knder ermordet, und daß sich ausserhalb der Nachbarschaft keiner einen Dreck drum schere..."
Von mindestens zehn vermißten Kindern ist die Rede, aber da es sich nur um schwarze Kinder aus dem ärmsten Bezirk der Stadt handelt, "den manche als den schwarzen Bezirk, einige als Niggertown und alle anderen als East Side bezeichnen", wird diesem seltsamen Vorgang tatsächlich nicht nachgegangen.

In Chesters Haus finden Leonard und Hap beim Aufräumen eine skelettierte Kinderleiche, und da sie Onkel Chester einen Mord nicht zutrauen, machen sie sich selbst auf die Suche nach dem Mörder.
Das hört sich nach einem grausamen und einem der schwärzeren Serienmörderthriller an, aber Lansdale hat daraus einen vergnüglichen Krimi gemacht, als hätte er Mark Twains "Tom Sawyer & Huckkleberry Finn" in eine neue Zeit versetzt. Die Sklaverei hat er durch Crack ersetzt, dem alten Rassismus die neue, nicht weniger heimtückische Variante gegeben und den Südstaatenslang beibehalten. Auch der Tonfall ist mit dem des Altmeisters Twain vergleichbar, wenn auch Lansdale mit der Mischung der neuen Zeiten (Sex, Voodoo, Crack, Serienkiller, Rassismus und Interracials) die Drehzahl deutlich höher dreht. "Texas Blues" ist manchmal derart verschmitzt und mit soviel schnellen komischen Dialogen bestückt, daß die himmelschreienden Verhältnisse der Armut und die Brutalität der Verbrechen erst auf den zweiten Blick ihre Härte erhalten, aber es spricht für die sprachliche Sicherheit Lansdales, daß sich in diesem lockeren Buch Humor und Wehmut, Melancholie, Liebe und Zorn die Waage halten, auch wenn man sich Leonard und Hap immer als eher knapp zwanzigjährige Burschen vorstellt, denn als die über vierzigjährigen Männer, die sie laut Text sein sollen.
Bei allem Witz ist dies ein ernsthafter und spannender Thriller, den man unbedingt nach den etwas flapsig anmutenden ersten Seiten weiterlesen sollte.

Texas Blues. (OT: Mucho Mojo)
Reinbek: Rowohlt 1996
(TB 13767 - rororo 320 S.)
(Hap Collins/Leonard Pine-Reihe)
Übersetzung: Christoph Schuenke
Lektorat: Gunter Blank


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